The Mask Of Death (Fairy Tail)

Arias Tränen

Aria starrte Camelia mit offenem Mund an. Das konnte doch gar nicht sein. Es gab mit Sicherheit ein Druckmittel! Sie war sich sicher! Warum hätte sie sonst die Drecksarbeit für Kirie erledigt? 

"Es gibt kein Druckmittel", wiederholte sie ungläubig und ließ sich auf den Stuhl neben ihr fallen. "Das kann unmöglich wahr sein! Ich erinnere mich-" Sie stoppte sich selbst. Nein...

Konnte es wahr sein? War sie wirklich...

"Erinnere dich daran, was ich bin, Aria. Ich bin ein Shapeshifter", erklärte Camelia langsam als hätte Aria Schwierigkeiten mitzukommen. "Wie kann ich mich so perfekt in eine Person verwandeln?" Arias Gehirn schaltete ab. Ihr ganzes Leben wurde in Frage gestellt. 

"Durch die Erinnerungen desjenigen, den du anfasst", beantwortete sie die Frage. Ihre Glieder fühlten sich taub an. Ihr ganzes Leben war eine Lüge. 

"Verstehst du es jetzt?", fragte Camelia nickend und stand auf. "Das ist der Grund weshalb du dich nie an das genaue Druckmittel erinnern kannst." Sie legte Aria eine Hand auf die bebende Schulter. 

"Es gab nie ein Druckmittel", wiederholte Aria ungläubig und eine Träne kullerte aus ihrem Augenwinkel. Sie hat in einer Illusion gelebt. Sie hatte für etwas gekämpft, das gar nicht existierte. Ihr ganzes Leben war eine Lüge. Lorcan hatte ihre Erinnerungen manipuliert und sie glauben lassen, dass er etwas gegen sie ind er Hand hatte. Alles was sie getan hat, hatte keine Rechtfertigung mehr. Alle ihre Fehler und Sünden waren eigennützig. 

"Du wusstest von allem, also wieso jetzt?", wollte sie von Camelia wissen. Diese zuckte mit den Schultern. 

"Weil jetzt die Zeit reif ist", antwortete Camelia.

"Zeit reif für was?", fragte Aria verwirrt. Camelia sah sie todernst an und Aria spürte die Spannung, die von ihr ausging. 

Es fiel ihr nicht leicht zu glauben, was Camelia sagte, "Du bist nun volljährig. Es wird Zeit dein Erbe anzutreten" Aria wusste nicht einmal, dass sie Erbschaft hatte. Sie konnte sich kaum an ihre Eltern erinnern und hatte keine Ahnung, dass ihr etwas hinterlassen wurde. Sie war acht als Sanctum abgebrannt war. Nein, überrannt. 

"Wer waren meine Eltern? Ich kann mich nicht erinnern", fragte sie scheu. Camelia schien alles über sie zu wissen während Aria sich selbst beinahe nicht kannte. Ihr gesamtes Leben basierte auf einer Lüge. 

Camelia stand auf und fluchte in Sanctums Sprache, "God damm it, Lorcan! Lying bastard!" Aria zuckte bei diesen Worten zurück. Sie hatte solange kein Wort mehr in dieser Sprache gehört und dann waren es Schimpfwörter. "Sanctums Fluch muss gebrochen werden. Die Prinzessin muss in die Stadt zurückkehren." 

"Camelia, wo soll ich diese Prinzessin finden? Ich kann unmöglich die Quellen des Staates verwenden! Sie werden die Spur zurückverfolgen können!" Sie war am hyperventilieren, doch Camelia brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. 

"Archer hat sie bereits gefunden", sagte sie ruhig. Aria atmete erleichtert aus. Wenigstens gab es Hoffnung. Sie ließ sich in ihrem Stuhl zusammensinken und schloss die Augen. "Sie war nie ertrunken. Ihr Gedächtnis wurde manipuliert und sie hatte fünf Jahre lang als Commander unter dem König gedient" Aria rutschte von ihrem Stuhl und landete auf dem Boden. Das konnte doch nicht wahr sein! Diese Beschreibung... kam ihr verdammt bekannt vor. Aber das konnte doch gar nicht sein.

"Aria, ich will das du mir die Wahrheit sagst. Woran erinnerst du dich?" 

Aria überlegte kurz und begann zu erzählen. "Kirie hatte mir gesagt, meine Eltern seien tot. Ich wusste, dass ich aus Sanctum stammte. Aber ich konnte mich nicht an meine Eltern erinnern. Kirie hatte mich seit ich sieben bin aufgezogen. Als ich zehn wurde, hatte sie mich zum Militär geschickt. Zu Lorcan. Er war gut zu mir, aber Kirie wurde von Tag zu Tag unzufriedener. 

"Schließlich wurde ich mit fünfzehn Commander. Und ich hatte keine Ahnung, dass meine Ziele alte Familien aus Sanctum sind. Ich konnte mich schließlich an nichts erinnern. Aber ich sammelte heimlich Informationen über unsere Stadt und was mit ihr passiert ist. Während meinen Untersuchungen stieß ich auf den Namen Prinzessin Camilla. Dieser Name wird nur noch hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen. Es wird gemunkelt, dass sie den Brand überlebt hat. Aber niemand hatte sie je gefunden. 

"Dann traf ich dich vor drei Jahren. Aber du schienst mich schon damals zu hassen. Weißt du, was meine lebhafteste Erinnerung an dich ist?", fragte Aria und lächelte amüsiert. Es war nämlich so unglaublich absurd. "Kirie hatte mich wieder geschlagen, weil sie nicht zufrieden war. Ich hatte die Reste des Blutes von meinem Hals abgewischt als du vorbeikamst. Ich war so unglaublich wütend, denn Kirie hatte mich über dich ausgequetscht. Deshalb hatte ich das Taschentuch nach dir geworfen. Und du als Antwort einen Dolch. Das ist meine Lieblingsnarbe, weißt du? Denn es bedeutet, dass ich mich für etwas eingesetzt habe. Ich habe Kirie nämlich erzählt ich würde dich nicht kennen. 

"Irgendwann fanden die im Rat heraus, dass ich aus Sanctum stamme. Als sie mich verhörten um zu erfahren ob ich ein Spion war, hatte ich alles abgestritten. Immerhin hatte ich keine Ahnung, was Sanctum überhaupt für mich bedeutete. Sie haben mich ausgelacht und haben mich... Fiores Hure... genannt. Nur ein Richter hatte sich seltsamerweise dagegen gewehrt und wurde dafür gehängt.

"Sie waren der Meinung, dass man nicht als eine Bürgerin einer untergegangenen Stadt für das Königreich arbeiten durfte. Aber Prinzessin Hisui setzte sich für mich ein. Sie hatte ihre Mutter gerade verloren, also hatte sie bei mir Trost gesucht. Aber sie war keine Freundin. Sie war die Erste, die mich in der Öffentlichkeit Fiores Hure genannt hat. Aber da war noch jemand, der ihr die Stirn geboten hat. Sie war die Witwe eines Offiziers, der im Norden gekämpft hatte. Sie hatte mich immer wieder angelächelt, während sie sprach. Sie starb einen Tag später an einer Krankheit. 

"Irgendwann fand ich heraus, dass du auch eine Tochter Sanctums bist. Ich hatte alle Mordfälle durchgesehen und irgendwann erkannte ich ein Muster. Deine Ziele waren diejenigen, die damals für den Angriff auf Sanctum gestimmt haben. Viele von ihnen hielten auch noch Sklaven und Gefangene. Du bist eine missverstandene Heldin." Aria sah Camelia lächelnd an. Dann bemerkte sie, dass Camelias blaue Augen glitzerten. Sie hatte Tränen in den Augen. Als Aria atmete und ein Schluchzen herauskam, wurde ihr klar, dass ihr schon lange die Tränen über das Gesicht strömten. 

Camelia lächelte ein wehmütiges Lächeln, "Ich bin keine Heldin" Aria schüttelte heftig den Kopf. "Ich bin nur ein Killer. Ich bin eine Waffe, geboren zum Töten" Aria stand auf. Sie sah sich Camelias Lächeln genauer an und schlug sich die Hand vor den Mund. War das möglich? 

"Du bist es", brachte sie fassungslos heraus. Camelias Lächeln wurde breiter. "Der Richter, die Witwe. Du hast mich immer wieder beschützt." Das war definitiv Camelias Lächeln. 

Camelias war aufgestanden. Sie stellte sich Aria gegenüber, sah sie ernst an. Dann senkte sie den Kopf, schwang ein Bein nach hinten und ging auf die Knie. "Ich war immer da, Eure Hoheit"