4. Kapitel „Ja klar, nur Freunde, nicht wahr?"

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Ich stand in einem Raum. Die tief stehende Sonne brach sich durch die drei großen Fenster und das Licht strömte in orange-rotem Farbglanz durch die langen, aus Seide gewebten Vorhänge. Die Hütte wirkte innen viel größer und schöner als von draußen. In dem schönen, lang gezogenen Zimmer stand ganz am Ende an der Wand eine Kommode. Sie war schäbig und alt und auf ihr lang eine dicke Schicht Staub. Ich wischte mit einer Hand den Staub beiseite und blickte auf ein verziertes Namensschild. In verschnörkelter Schrift stand dort 'Susanne'. Ich sah mich noch einmal im Raum um. Warum stand der Name meiner Mutter auf einer Kommode in dieser komischen Hütte? Ich versuchte das Schloss zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Mein Blick fiel auf einen braunen Karton neben der Truhe. Sie lag im Schatten der Kommode. Ich hob ihn hoch und setzte mich mit ihm in die Mitte des Raums. Den Karton stellte ich vor mich und musste niesen, weil der Staub plötzlich hoch wirbelte und sich im Sonnenlicht spiegelte. Vorsichtig nahm ich den Deckel ab und schaute auf mehrere Unterlagen und handgeschriebene Zettel. Ganz unten im Karton lag ein kleines lilafarbenes Buch. Es war mit vielen schwarzen Ranken übersehen und auf der rechten Seite hatte es ein kleines Schloss. Wo war der Schlüssel? Ich holte alle Zettel aus dem kleinen Karton, nicht achtend auf das Geschriebene und suchte nach dem Schlüssel. Er musste doch irgendwo sein! Doch da war kein Schlüssel. Ich betrachtete traurig das kleine Buch. Eine Träne lief mir die Wange herunter. Jetzt war ich schon so weit gekommen vielleicht das Geheimnis um mich zu lüften und was fehlte mir? Ein kleiner Schlüssel, der in ein Buch reinpassen musste. Das konnte doch nicht wahr sein!

Ich stand auf, das Buch in der Hand und ging verzweifelt aus der Hütte. Enttäuscht wollte ich in mein Zimmer gehen und dort weiter überlegen, wo der unbekannte Schlüssel sein konnte. Doch Layne zog mir einen Strich durch die Rechnung. Ich musste wohl wann anders weiter suchen. Er kam nämlich aus dem Haus auf mich zugestürmt. Beim Laufen sah er ziemlich sexy und muskulös aus, aber was wollte er hier? Wir hatten uns doch erst vor einer Stunde oder so gesehen. Ich ging beim diesem Gedanken wieder rückwärts in das kleine Häuschen hinein, doch er öffnete die Tür, die ich hinter mir geschlossen hatte und fiel mir in die Arme.

„Entschuldigung, dass ich dich hier heute noch mal so überfalle", er sah verlegen aus. „Aber, ich hatte dir vorhin nicht ganz die Wahrheit gesagt. Ich hatte mich einfach nicht getraut, dir zu sagen, dass du ein wunderschönes, supertolles Mädchen bist und ich dich li..."

„Nein!" schrie ich fast. Wenn er das jetzt wirklich sagte, konnte mein Kopf gegen meinen Körper nichts mehr ausrichten. Er durfte es einfach nicht sagen!

„Tut mir leid, aber du darfst es nicht sagen, sonst... sonst kann ich ..." meine Stimme wurde immer leiser und das Stechen in meiner Brust wurde immer mehr.

„Ja klar, nur Freunde, nicht wahr?" Layne drehte seinen Kopf zur Seite.

„Nein, das mein ich doch gar nicht!" Plötzlich wurde alles schwarz und ich verlor das Bewusstsein.

Ich sah eine große Wiese, die von vielen gelben Getreidefeldern umringt wurde. Vor mir war ein kleiner Wald mit Tannen, Fichten und Eichen. Ich ging langsam zum Waldanfang und erblickte eine Decke. Layne saß vor einem Picknickkorb und erwartete mich schon. Ich setzte mich zu ihm und er lachte, als er mir eine Weintraube reichte. Ich legte mich neben ihn und starrte in den Himmel. Die Wolken verteilten sich leichtfüßig neben der großen, hell leuchtenden Sonne in verschiedene Figuren.

„Magst du mich?", fragte ich ihn auf einmal und schaute ihn von der Seite an. Er drehte sich zu mir um. Seine Augen waren wie Kristalle, die alles in ihrer Umgebung aufsaugten.

„Ja klar!" Er drehte sich wieder auf den Rücken „Sehr sogar", sagte er leise. Warum mochte er mich denn so? Das ist immer so ein scheiß Gefühl ihn immer wieder abblitzen zu lassen. Was soll ich denn tun? Ich legte mich mit meinem Kopf auf seinen Oberkörper. Er streichelte mich an meiner Schulter. Seine Hand war warm und mein Körper kribbelte bei jeder kleinen Berührung von ihm. Die Wolken streiften über die warme Sonne und nur ein einzelner Lichtstrahl erhellte die Picknickdecke. Er setzte sich auf. Dann schaute er mir tief in die Augen und flüsterte:

„Es ist romantisch hier, oder?" Dabei kam er näher an mich ran und ich ließ es über mich ergehen. Will er mich jetzt küssen? Oh nein... ich schloss die Augen. Sein Atmen kam näher und ich spürte seine immer wieder hebende Brust. Dann -plötzlich- spürte ich seine Lippen auf meinen. Seine Berührung war sanft und federleicht. In meinem Bauch fingen die Schmetterlinge wieder an zu flattern. Der Kuss war viel zu kurz für meinen Geschmack, denn er löste sich vorsichtig wieder von mir. Wieso, fragte ich mich, wieso war es schon vorbei? Mach das noch mal! Ich grinste breit, doch plötzlich verschwand er. Einfach so.

„Layne... Layne... wo bist du?" schrie ich in das Dunkle. Ich hörte weit entfernt von mir ein Rufen. Die Stimme kam mir bekannt vor, aber welche war es? Sie schrie einen Namen, den ich nicht verstand. Die Stimme kam näher

„Ju... Ju..." ich konzentrierte mich nur noch auf diese Stimme, dann verstand ich, was gesagt wurde.

„Julie, geht es dir gut? Julie?" Ich öffnete die Augen, was war passiert. Ich sah einen Kopf mit braunen Haaren. Ich blinzelte. Jetzt konnte ich ihn erkennen. Sein Gesicht war genau über mir und Layne schaute mich besorgt an.

Ich lag in meinem Bett. Der Mond versteckte sich hinter den Wolken und die Nacht strömte schwarz durch mein Fenster. Ich konnte immer noch nicht einschlafen, weil ich zu viel in meinem Kopf zu verarbeiteten hatte. Ich fragte mich, wie es hätte sein können, wenn ich Layne heute Nachmittag nicht unterbrochen hätte. In mir diskutierten meine zwei Parteien wieder durcheinander und diese Anstrengungen versetzten mir auch noch Kopfschmerzen. Warum musste mein Leben so anstrengend und schwierig sein? In dieser Nacht hatte ich einen fürchterlichen Albtraum.

Wichtig: Allysson0206 hat mitgeschrieben :)

Verändert auf einen SchlagWhere stories live. Discover now