Like a princess

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Schnee. Wo ich auch hinsah, ich sah nur Schnee. Diese Landschaft schien sich über mehrere Kilometer zu erstrecken, bis sie sich schließlich am Horizont verlor. Keine Bäume, keine Sträucher, nur Schnee. Meine nackten Füße sanken leicht in dem weißen Boden ein und mein silbriges Nachthemd flatterte im Wind. Komischerweise  fror ich nicht und auch sonst machte mir die kalte Nachtluft nichts aus.

Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfniss, mich einfach in den Schnee fallen zu lassen und genau das tat ich auch. Ohne viel zu überlegen verlagerte ich mein Gewicht nach hinten und spürte kurze Zeit später ein weiches Aufprallen. Nun lag ich da, alle Gliedmaßen von mir weggestreckt und den Blick gen Himmel gerichtet. Es war so gemütlich, dass ich für immer hier liegen bleiben wollte, doch ich wusste, dass das nur ein Traum war.

Leider.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite und spielte mit den Schneeflocken, die sich in meinem Haar verfangen haben. An den Stellen, wo ich den Boden mit meinen zierlichen Fingern berührte, schmolz der Schnee und viele kleine Knospen brachen aus dem noch nassem Gras hervor. Verblüfft starrte ich auf die vereinzelten, grünen Fetzen, bei denen sich die Knospen bereits öffneten.

Langsam stand ich auf und betrachtete die Stelle, an der ich gelegen hatte. Da, wo mein Körper den Boden berührt hatte war der Schnee geschmolzen und gab die Sicht auf eine grüne Fläche preis, aus denen etliche Knospen sprießten. Könnte es sein, dass…Nein!...Oder vielleicht doch?  Vorsichtig ging ich in die Hocke und schrieb mein Namen in den Schnee. Mit geschlossenen Augen stand ich wieder auf und öffnete sie erst wieder, als ich mich für bereit erklärt hatte.

Langsam hob ich meine Lieder und als ich meine Augen vollständig geöffnet hatte, blieb mir fast der Atem weg. Vor mir stand in grün geschwungenen Linien >Lynn<. Ich keuchte auf und versuchte zu begreifen, was ich da gerade getan hatte. Okay Lynn, jetzt nicht ausflippen. Ganz ruhig bleiben und tief durchatmen! Ich befolgte meine Gedanken und sog die kalte Luft in meine Lungen. Mir stiegen Tränen in die Augen, aber ich wusste noch nicht einmal warum. Krampfhaft versuchte ich sie zurück zu halten, doch da lief schon die erste Träne meine Wange entlang und landete auf dem Boden.

Was dann geschah, konnte ich nicht fassen: Dort wo meine Träne aufgekommen war wuchs eine wunderschöne, weiße Lilie und pulsierte im Takt meines Herzen. Ich ging einige Schritte zurück und es war so, als würde ich jede einzelne Blüte und jedes einzelne Blatt der Lilie spüren, als wäre ich mit ihr verbunden! Einem Impuls folgend schickte ich der Blume mehr Energie, damit sie wachsen konnte und sofort wuchs die Lilie um das doppelte.

Von da an ging alles rasend schnell: Der Schnee schmolz in einem perfektem Kreis um die Lilie herum und breitete sich rasend schnell aus. Als der Kreis aus grünem Gras mich überschritt, wehte mir ein warmer Sommerwind entgegen und ich spürte die wärmende Sonne auf meinem Gesicht. Kurz schloss ich die Augen und sog die klare Luft in meine Lungen, bis diese so voll waren, dass ich Angst hatte, sie könnten zerspringen. Als ich meine Augen wieder öffnete, keuchte ich verwundert auf. Die glitzernde Schneelandschaft war einer bunten Blumenwiese gewichen und inmitten stand die Lilie, die sich anmutig über alles andere erhob.

>>Und das alles nur durch eine einfache Träne.<< sagte eine mir bekannte Stimme anerkennend. Erschrocken wirbelte ich herum und blickte in das grinsende Gesicht von Lucas, der nur in kurzer Hose da stand und seine Arme ausgebreitet hatte, so dass man sein durchtrainierten Oberkörper sah. Mit federleichten Schritten tapste ich zu ihm herüber und sank in seine muskolösen Arme. Sofort schlang er seine Arme um meine Taille und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

So wollte ich für den Rest meines Lebens bleiben, genau hier, in Lucas Armen.

Aber natürlich war es mir nicht vergönnt.

ZeitenwandererDonde viven las historias. Descúbrelo ahora