4 - If you do

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Mika

»Wir haben uns heute hier versammelt, um einen Freund, ein-«
Ich hörte nicht mehr zu.
Ich wollte nicht mehr zu hören.
Der Wind wehte sanft und erschien in dieser stechenden Hitze der Mittagssonne fast schon angenehm.
Meine Hand verkrampfte sich in meiner Jackentasche und zerquetschte vermutlich damit die Feder.

Heiji war tot.
Er starb keine 15 Minuten nachdem der Krankenwagen ihn holte.
Und ich war gerade auf seiner Beerdigung.
Es war mittlerweile Mittwoch und das ganze Wochenende sowie Montag und Dienstag - also Gestern - saß ich Zuhause in meinem Bett.
Ich hing meinen Gedanken nach, vergrub mich in meiner Decke und badete in Schuldgefühlen.
Ich war Schuld an seinem Tod.
Doch niemand wusste es.

Ich beobachtete meine Klasse und ein paar andere Leute aus meinem Jahrgang und seine Familie, wie sie vor seinem Grab standen, sich diese Rede anhörten die alles schlimmer machte und weinten.
Das Schluchzen mehrere Menschen drang zu mir und auch mir lief eine Träne die Wange runter.
Schnell wischte ich sie weg und zog die Kapuze meiner Jacke tiefer in mein Gesicht.

»Es ist grausam etwas zu lieben, was der Tod uns ohne Gnade wegnehmen kann.«, flüsterte ich leise vor mich hin und zitierte eine Person, die ich liebe und dennoch seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Egal ob ich mit Heiji nicht besonders viel zu tun hatte, er war ein Klassenkamerad mit dem ich mich gut verstand.
Mit dem ich zusammen lachte und Erinnerungen teilte.
Und nun war er weg.
Wegen mir.

Seit dem Tag versuchten meine Freunde mich zu erreichen. Klingelten bei bei mir, riefen mich tausendmal an, hinterließen unendlich viele Nachrichten.
Aber ich reagierte nicht auf sie.
Ich würde auch ihnen nur Unheil bringen.
Ich würde auch sie mit in ihren Tod ziehen.

Von weitem beobachtete ich Miyuki, wie er dort stand und seine Augen trotz den Tränen in den Augen ihren Glanz verloren hatten.
Reiji weinte sich gerade in den Armen ihres Bruders aus, während Kiyoshi gerade Akemi Trost spendete.
Normalerweise würde ich jetzt bei ihnen stehen.
Sie alle trösten, für sie die Starke spielen die sie aufmunterte.
Und am Ende, wenn niemand mehr da war selbst in Miyukis Armen zusammen brechen.

Meine Augen schweiften weiter und blieben bei einem schwarzen Augenpaar hängen.
Emotionslos, fast schon gelangweilt schaute er auf das Grab.
Ihn schien das alles nicht zu interessieren und klar, er war neu. Dennoch, man sah nicht einmal einen Funken Mitleid oder dergleichen.

Er stand einfach nur da, als würde es ihn nicht interessieren, dass jemand tot war.
Dass jemand umgebracht wurde.
Als wäre es alltäglich, dass jemand aus dem Umfeld für immer geht.

Er stand ganz hinten und niemand beachtete ihn, genau so wie mich niemand beachtete. Mit dem Unterschied, dass niemand wusste, dass ich überhaupt da war.
Mein Handy vibrierte und genervt zog ich es aus meiner Jackentasche.

Anonym.

Genervt ging ich ran.
»Was?«, gab ich pampig als Antwort.
»Warum so unfreundlich, Schwesterherz.«
Mein Atem stockte.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Panik breitete sich in meinem ganzen Körper aus.
Ich fing unkontrolliert an zu zittern.
Und ich wollte schreien. Schreien und weinen.

»Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?«, fragte er kichernd und man hörte die Abneigung raus. Denn Hass, den auf mich hatte.
Man hörte deutlich, wie gerne er mich doch ebenfalls umbringen würde.
»Was willst du? Und woher hast du meine Handynummer?«, fragte ich und versuchte meine Stimme kalt anhören zu lassen.
»Spielt reine Rolle.«, sagte er abwertend und Wut machte sich in mir breit.

The angels among demonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt