Ich hatte diesen Tag tatsächlich überstanden.
Irgendwie hatte ich es geschafft die Kommentare der Jungs zu ignorieren, genauso wie das Geschwärme von Carolin über Valentin.
Irgendwie konnte ich es ausschalten wofür der Bleistift in meiner Hand wahrscheinlich verantwortlich war.
Mit leichten Strichen hatte ich den Schmerz heraus gemalt und konnte abschalten.
Konnte jeden um mich herum ausschalten und mich einfach auf mich konzentrieren.
Auf mich und meine Leidenschaft, die unwiderruflich meinen Körper durch floss.
Ich liebte das Zeichnen, ich liebte dieses Gefühl der Vollkommenheit, aber die Kunst machte alles so schwerer, fast schon schmerzhafter.
Zwar war sie mein Ausweg aus dem Schmerz für eine kurze Zeit, aber auch der Auslöser dieser Schmerzen, dieser Kommentare, dieser einseitigen Liebe.
Ich konnte dieser Liebe einfach nicht umgehen und es schmerzte jeden Tag aufs neue auf zu wachen und zu wissen, sie wird mich nie genauso lieben, nicht mal ansatzweise mögen wie ich es tue. Es wird immer einseitige Liebe sein, schmerzhafte Liebe die einfach nicht aus mir verschwinden wollte.
Alles in mir hasste mein Herz dafür das es mich das durch machen ließ, ich mein wieso Carolin?
Wieso musste es sich ausgerechnet in das Mädchen verlieben, das in meinen Bruder verliebt war.
Allein zu wissen das Valentin dieser Bruder war sollte meinem Herz doch klar machen, das es keinen Sinn hatte.
**
In mich zurück gezogen und der Realität entfliehend lief ich aus dem Gebäude heraus und gerade Wegs vom Schulhof herunter.
Auf dem Parkplatz entdeckte ich sofort Vincent und Aayana am Auto lehnen, wahrscheinlich auf mich wartend in der Hoffnung ich würde endlich wieder der alte Viktor sein und nicht jeden Dienstag spurlos verschwunden sein.
Dienstag.
Dienstage waren keine einfachen Dienstage mehr für mich, nicht mehr seit ich sie kannte.
Seit unserer ersten Begegnung geisterte sie in mir herum und instinktiv stand ich jeden Dienstag um die selbe Uhrzeit am Brunnen in der Hoffnung sie würde endlich wieder auftauchen.
4 Monate war es nun schon her und ich war verzweifelt, wirklich verzweifelt weil sie einfach nicht wieder kam.
Ich wusste nicht wieso ich so besessen davon war sie kennen zu lernen und wieso alles in mir an sie dachte wenn ich zeichnete.
Vielleicht einfach weil sie auch Künstlerin war oder einfach weil sie mich gezeichnet hatte so wie ich nun mal war.
Ein Bild auf der Leinwand, das verstanden werden muss und sie tat es einfach.
Sie hatte es perfekt dar gestellt. Hatte mein Portrait in hellen Farben auf die skizzierte Leinwand gemalt und hinter der Staffelei die düstere Wahrheit. Kräftigere Striche zierten plötzlich mein Gesicht und die Hilflosigkeit die ich frei und für alle sichtbar ausstrahlte doch die niemand außer sie wahr zu nehmen schien.
Ich wusste nicht wer sie war, wie sie hieß oder woher sie kam, aber trotzdem wollte ich sie nah bei mir haben und mich mit einer wild fremden unterhalten in der Hoffnung, sie könnte mich verstehen, vielleicht ähnliches durch machen.
Vorsichtig schlich ich mich durch die vielen Autos und schaffte es ohne das Vincent oder Aayana mich entdecken konnten vom Parkplatz hinunter. Mit zügigen Schritten lief ich die Hauptstraße entlang und bog nach 5 Minuten Fußweg in eine kleinere Gasse ab.

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Zeichnung mitten ins Herz
ChickLit2. Zeichnung mitten ins Herz *Fortsetzung von 'Schachmatt direkt ins Herz' Ich empfehle euch erst den ersten Teil zu lesen:)* #PlatinAward 2017- 1. Platz:) ,,Wieso zeichnest du mich?'' ,,Weil ich es liebe'' ,,Aber wieso zeichnest du mich und keine...