Kapitel 25

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Es ist 03:06 Uhr. Ich sag nur nachtaktiv xD
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Ich bemühe mich, keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, während ich das Wohnzimmer betrete. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt bleibe ich stehen und lasse meinen Blick durch die Vampire schweifen, um meine Mitbewohner ausfindig zu machen. Aurora erkenne ich in der Nähe der Wand mir gegenüber. In einem Seidenkleid steht sie da und redet mit zwei Vampirinnen.
Maximilian und Diana finde ich mitten zwischen den Gästen. Der Vampir hat seinen Arm um das Mädchen gelegt, beide lächeln glücklich und lachen über die Erzählung eines Paares neben ihnen.
Miguel und Lilith erblicke ich nicht sofort. Miguel steht mit dem Rücken zu mir und ist durch seinen neumodischen Anzug kaum von anderen jungen Vampiren zu unterscheiden. Und Lilith... Ihr dunkelrotes Kleid und die hochgesteckten Haare machen ihr Aussehen einfach nicht wiedererkennbar. Es wundert mich, wie sehr sie hierher passt, zwischen all die Vampire, in das Jahrhundert, wo es noch Bälle gab und Frauen ständig Kleider tragen mussten. Kann sie wirklich ein Halbblut sein und nur so tun, als würde sie nichts über uns wissen? Wurde sie vielleicht von Josephine zu uns geschickt?
"Warum so nachdenklich?", ertönt Maximilians Stimme.
Ich schaue zur Seite und sehe den Vampir vor mir stehen, mit einem Lächeln um die Lippen.
"Bin ich nicht immer nachdenklich?", entgegne ich. "Hey, Maximilian, meinst du, Lilith kann ein Halbvampir sein?"
Er sieht mich verwundert an. "Halbvampir? So ein Unsinn. Halbvampire überleben nicht, ich dachte, du weißt es."
Gut, dass ich nicht der Einzige dieser Meinung bin. Das ist zumindest schön zu wissen. Nun, das bedeutet, das Mädchen ist bei uns wirklich in Gefahr.
"Es scheint dich nicht unbedingt zu freuen.", überlegt Maximilian.
Ich lache bitter. "Freuen... Wohl wahr. Aber nicht wichtig, genieße lieber die Nacht."
"Du auch!", erwidert er, ich nicke ihm lächelnd zu und er begibt sich wieder zu Diana.
Ich seufze und dränge mich durch die Menge zum Fenster, das ich rücksichtslos öffne. Ein kühler Wind weht mir im gleichen Moment angenehm ins Gesicht und ich muss erneut seufzen.
"Du magst wohl keine großen Feste, was?", ertönt Liliths Stimme neben mir.
Überrascht blicke ich nach rechts, wo das Mädchen sich befindet und mich anlächelt. Ich nicke und wende mich von ihr ab. Ich darf wirklich nicht zu viel mit ihr zu tun haben.
"Wo ist Miguel? Es würde ihm nicht gefallen, dass du mit mir sprichst."
Lilith schnaubt. "Er hat mich eiskalt allein gelassen. Ich stand dann fünf Minuten da, alle Blicke an mir, doch jetzt reicht's mir. Ich finde es schon schlimm genug, auf einer fremden Familienfeier zu sein."
"Wie sehr ich dich doch verstehe.", murmele ich. "Warte" Ich drehe meinen Kopf schnell zu ihr herum. "Weißt du, wo Miguel hingegangen ist?"
Hat sich meine Annahme also doch als richtig herausgestellt? Ist Liliths Blut wirklich so anziehend, dass er seinen Hunger nicht im Rahmen halten kann?
"Wenn ich das wüsste, würde ich hier nicht rumstehen.", meckert das Mädchen unzufrieden.
"'tschuldige, daran hab ich nicht gedacht. Weißt du, Lilith, wir werden dir nicht böse sein, wenn du jetzt gehst. Ich wäre im Moment auch gern woanders."
Sie lacht. "Nein, nein, so verärgert bin ich auch wieder nicht, dass ich jetzt einfach gehe. Außerdem hat mich diese Frisur viel Zeit gekostet."
"Ja, ein sehr wichtiger Grund, hier zu bleiben.", grinse ich. Aber einen Versuch war es wert. "Ich gehe dann mal für dich Miguel suchen."
Lilith nickt. "Danke. Sag ihm, dass ich böse werde, wenn er nicht bald kommt."
Lächelnd schreite ich davon. Ich kann mir kaum vorstellen, dass so ein Mädchen wie sie wirklich böse werden könnte.
Miguel finde ich weit hinten im Garten. Es wundert mich, dass ich ihn nicht schon aus dem Fenster erkannt habe.
"Ich sollte dir von Lilith berichten, dass sie böse wird, wenn du nicht bald auftauchst.", sage ich.
Der Vampir meidet meinen Blick und brummt ein kaum verständliches "Ich komm gleich.", das beinahe einem Knurren ähnelt.
"Sieh mich an.", verlange ich kalt.
Doch Miguel senkt nur noch mehr seinen Kopf. "Joshua, lass mich kurz noch allein."
Ich laufe langsam auf ihn zu. "Sieh. Mich. Jetzt. An."
Der Vampir seufzt und hebt widerstrebend seine Augen. Der Blick, der mir begegnet, hat nichts von einem Menschen. Das Einzige, was ich daraus lese, ist der tierische Hunger, wild und unmöglich zu bändigen.
Innerlich fluche ich. "Du darfst nicht zurück ins Haus."
Miguel gräbt sich die Finger in die Haare und sieht mich verzweifelt an. "Ich kann nicht. Ich rieche dieses Blut bis hierher. Ich kann nicht wieder zu ihr gehen. Aber ich kann sie da auch nicht allein lassen, ich habe sie doch selbst eingeladen. Joshua, was soll ich tun?" In nächster Sekunde steht er schon bei mir und krallt seine Finger in meine Schultern. "Hilf mir!"
Es erschreckt mich, wie fassungslos Miguel ist. Und wie unvermeidlich sich Liliths Tod nähert.
Denk nach, Joshua., sage ich zu mir selbst. Denk nach.
"Ich könnte dir Blut bringen. Am Ende der Zeremonie wird es so oder so den Gästen serviert. Oder ich könnte Lilith nach Hause bringen. Nein, Christopher wird es nicht erlauben. So, Miguel, du bleibst hier. Rühr dich nicht von der Stelle, hast du mich verstanden?"
Ich kämpfe mich aus seinem festen Griff frei und eile zurück ins Haus. Im Flur fängt mich jedoch Lilith ab.
"Hast du Miguel gefunden?", fragt sie mit Besorgnis in der Stimme.
Ich nicke. "Es geht ihm nicht so gut. Ich habe versprochen, Wasser zu holen."
"Zeig mir, wo er ist.", verlangt das Mädchen.
"Nein, nein, bleib lieber hier.", rede ich beschwichtigend auf sie ein. "Es ist kühl draußen. Miguel kommt gleich."
"Na gut.", stimmt Lilith schließlich mürrisch zu.
Ich setze meinen Weg in die Küche fort, wo ich den großen, weißen Kühlschrank öffne und eine von den unzähligen Blutflaschen herausnehme. Als ich mich eilig umdrehe, pralle ich beinahe gegen Aurora, die einige Schritte hinter mir steht und mir mit verschränkten Armen zusieht.
"Na, kleiner Dieb, was tust du?", grinst sie mich an.

Zu Hause bei den Vampiren 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt