43)Abenteuerlust

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Draußen regnete es in Strömen, doch das störte mich nicht wirklich. Auf dem Weg raus zur Kapelle sammelte ich Wildblumen zu einem Strauß zusammen, die ich vor dem Altar niederlegen wollte. Als ich die Kapelle jedoch erreichte fand ich diese verschlossen vor. Ich beschloss schließlich meine Gebete vor dem Gebäude zu machen. Ich kniete nieder und betete für die Seele meines Vaters und trauerte um den Verlust. Eine Stunde lang verweilte ich im Regen und fühlte mich meinem Vater durch die Gebete etwas näher. Als ich aufstand und zum Schloss rauf blickte sah ich Anati in einem der Fenster stehen und mich beobachten. Sein Gesichtsausdruck war traurig, fast schon schmerz erfüllt, während ich mir die größte Mühe gab so ausdruckslos wie möglich zu gucken. Mit erhobenen Kopf trat ich meinen Rückweg an. Erst jetzt spürte ich die Kälte meines nassen Gewandes und wollte mich schleunigst im Inneren der Burg wieder aufwärmen. Ich beschloss in der Küche vorbei zu gehen und mir einen heißen Tee zu holen. Doch kaum, dass ich die Burg betreten hatte stieß ich auf Anati. "Ruby, es tut mir Leid." Ich hatte also Recht - er war es gewesen. Ich nickte unbeeindruckt und machte Anstalten mein Weg fort zu setzen. Anati stellt sich mir in den Weg: "Lass es mich doch wenigstens erklären." Es kostete mich so viel Kraft Anati gegenüber dies kalte Maske aufrecht zu erhalten. Jedes Mal, wenn ich seine Stimme hörte, seinen Geruch roch oder in seine goldenen Augen blickte traf mich der Schmerz von neuem. Ich konnte selber nicht glauben, wie ich mein Herz an so ein Monster verlieren konnte. Ich sah Anati stumm ab und für den Bruchteil einer Sekunde brach meine Maske und der Ausdruck von Schmerz blitze in meinen Augen auf. Schnell fing ich mich jedoch wieder. Ich wartete darauf, dass Anati weiter sprach, doch er schwieg nur. Ich warf ein letzten Blick in sein mir so vertrautes ebenmäßiges Gesicht, das in mir so eine Zuneigung ausgelöst hatte, erinnerte mich daran, wer er wirklich war und lief weiter Richtung Küche.

Wenig später hatte ich es mir mit dem Tee an meinem Schreibtisch gemütlich gemacht. Ich brauchte einen Plan. Ich musste eine Seite in diesem Kampf wählen und ich wusste schon welche das war. Anati hatte es mir auch nicht besonders schwer gemacht eine Entscheidung zu treffen, dacht ich verbittert. Wie hatte ich nur auf ihn reinfallen können. Mein Plan stand fest. Egal wie sehr ich Thorn verachtete, ich würde zu den Rebellen gehen und den Kampf gegen den Adel voran treiben, bis zum bitteren Ende. Dieser endlose Kampf musste irgendwann ein Ende haben. Eden kam rein, überrascht mich auf den Beinen zu sehen. Ich ließ ihr keine Zeit Frage zu stellen. "Eden, sorg dafür, dass ein Pferd gesattelt für mich bereit steht." Eden nickte verblüfft von meinem plötzlichen Tatendrang. "Und sorg dafür das niemand davon mit bekommt.", ergänzte ich noch und schob mich an ihr vorbei nach draußen. Bevor ich los ritt musste ich noch in Thorns Büro vorbei. Wie der Zufall es wollte, war das Büro verlassen und ich konnte mich in Ruhe daran machen Informationen zum Aufenthaltsort der Rebellen zu finden. Wie sollte ich sie jemals finden? Ich stellte das ganze Zimmer auf den Kopf, doch nirgends war auch nur ein Hinweis zu finden. Gerade als ich aufgeben wollte kam mir eine andere Idee. Ich griff nach einem der weißen Hemden in Thorn im Schloss trug und steckte es ein. Nach dem ich kurz in meinem Zimmer einen Mantel geholt hatte lief ich runter zu den Stallungen. Eden stand bereits neben einem großen braunen Pferd, dass für mich bereit stand. Irritiert beobachtete sie, wie ich einen der Jagdhunde aus dem Zwinger befreite. Ich würde die Strecke bis zu der Stelle finden können wo ich damals mit Loranne aus der Kutsch gestiegen war. Dann würde ich nah genug sein um mit Hilfe des Jagdhundes und Thorns Hemd den Rest der Strecke zurück zu verfolgen. 
Gerade als ich mich auf das Pferd setzen wollte verhinderte Eden es. "Was wird das, Ruby? Ich kenne dich lang genug um zu wissen was dieses störrische Funkeln in deinen Augen bedeutet. Was hast du vor?" Genervt über die Unterbrechung sah ich Eden an. "Ich muss nur eine Kleinigkeit erledigen. Ich werde nicht lange weg sein." Eden wusste, dass es zwecklos war jetzt mir zu diskutieren und gab den Weg frei. Ohne noch einmal auf das Schloss zurück zu blicken ritt ich los. Ein seltsam befreiendes Gefühl befiehl mich, kaum das ich die Stadtmauern hinter mir gelassen hatte. Meine Abenteuerlust befiel mich und, seit langem wieder lächelnd, galoppierte ich mir dem Pferd und dem Hund an meiner Seite durch den Wald.

MylordWhere stories live. Discover now