Part 63

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Justins Sicht:

Es war fast ein Monat vergangen nachdem ich sie auf dem Ball gesehen hatte. Wir hatten weder geschrieben, noch hatte sie die Möglichkeit gehabt mich anzurufen. Vielleicht wollte sie es auch nicht. Ich hatte es gespürt, ihr ganzer Körper verhielt sich verändert. Sie hatte Angst, panische Angst in Alexanders Umgebung. Deshalb wird sie es nicht mehr riskiert haben Kontakt zu mir aufzunehmen.

Trotz aller Bemühungen hatte auch ich keinen Weg zu ihr gefunden. Sie war noch immer eingesperrt wie Rapunzel in ihrem Turm, die Wachen standen schon draußen vor dem Hoftor seit meinem nächtlichen Besuch bei ihr. Selbst für jemanden mit krimineller Erfahrung war es unmöglich. Tagsüber arbeitete ich, nachts dachte ich mir Pläne aus wie ich sie retten könnte. Die vor Wut zerknüllten Papiere stapelten sich in meinem Mülleimer. Mein Schreibtisch war überfüllt mit selbstgezeichneten Umrissen der Villa, jede Tür die ich kannte, und jedes Fenster das als Außenstehender gesehen werden konnte war dort eingezeichnet. Dennoch waren meine Recherchen nutzlos.

Tag für Tag konnte ich an nichts anders denken. Ich wollte an nichts anderes denken! Vor Monaten hätte ich noch nicht daran gedacht, dass ich einmal eine Frau finden würde, für die sich all das lohnen würde. Heute weiß ich ganz genau, ich hab diese Frau gefunden.

Lindsays Sicht:

Mein Wecker hatte geklingelt. Ich sollte aufstehen, denn Alexander mochte es nicht wenn ich zu lange in meinem Zimmer verweilte. Seine Anweisungen waren deutlich gewesen, die er mir nach dem Ball gegeben hatte, denn er verlangte von mir, dass wir eine Familie werden. Als seine zukünftige Ehefrau hatte ich strenge Tagesabläufe bekommen, die genauso zu verfolgen waren. Außerdem sollte ich ungarisch und spanisch lernen, um ihn bei seinen wichtigen Treffen begleiten zu können. Mit der Zeit wurde es ernster. Es waren nur noch wenige Tage bis zu unserer Hochzeit am Valentinstag. Teilweise hatte ich Angst und wollte nur noch zu Justin, den ich seit Wochen nicht gesehen hatte, und teils sagte ich mir, dass ich mich damit abfinden sollte. Nichts und niemand wird diese Hochzeit verhindern können und für mich war es von Nutzen mich mit Alexander zu verstehen und es nicht nochmal zu verspielen

. Meine Situation scheint aussichtslos, auch ich musste lernen, dass nicht jeder glücklich werden konnte und man Opfer bringen muss.

Aus diesem Grund meldete ich mich nicht mehr bei Justin, auch wenn jede Faser meines Körpers mich dazu drängte diesen Schritt erneut zu wagen. Dennoch, ich würde mir mein Leben nur unnötig schwerer machen. Wenn ich jetzt seine Stimme hören würde, würde ich umdenken, Justin würde mich davon überzeugen, dass es einen Ausweg gibt, er würde mir Hoffnung machen. Hoffnung in einem schwarzen Tunnel ohne Licht. „Kommen Sie?", fragte meine persönliche Dame, die mir gelegentlich dabei half in diese engen Kleider zu zwängen und die sich um mein Wohl zu sorgen hatte. „Sie können Alexander ausrichten, dass ich sofort bei ihm bin", sagte ich ihr und kämmte meine langen Haare. Frisch gewaschen, mit gekämmten Haaren und meinem Morgenmantel begrüßte ich Alexander mit einem Kuss. „Hast du gut geschlafen mein Schatz?", fragte er. Noch immer wurde mir übel, wenn er mir Kosenamen gab, aber ich war abgehärtet, ich gewöhnte mich an die Situation. Mich störte nichts mehr. Keinerlei Emotionen waren mir anzusehen, alles was sich bei mir abspielte fühlte ich nur innerlich. Dieses innere Feuer brannte schlimm genug, es fühlte sich an als würde mein Körper bei lebendigem Leibe verbrennen. „Ja sehr", sagte ich und löste mich von ihm. „Das freut mich zu hören", er setzte sich mir gegenüber und bediente sich an dem Buffet. Wie jeden Tag waren die Speisen viel zu übertrieben, wenn man betrachtet, dass dies nur für zwei Leute angerichtet wurde. Käse und Wurstplatten waren vor mir angerichtet und alle Sorten Brötchen wurden extra für mich gekauft. Außerdem gab es Obstsalat, dazu Joghurt und Orangensaft. Gegrillte Würstchen und Spiegeleier durften natürlich nicht fehlen. Jedoch reichte das nicht aus, um mich glücklich zu machen. Ich war zufrieden mit meinem Umfeld, aber glücklich noch lange nicht. Obwohl ich versuchte Alexander jede Chance zu geben ist alles was ich sagen konnte, dass ich mich an ihn gewöhnte. Ich wünschte so sehr, er wäre der Mann den ich liebte. Alles wäre so viel einfacher.

„Du hast gleich deinen Sprachunterricht Liebling, deshalb möchte ich dich nicht länger stören. Gehen wir danach Golfen?", sprach Alexander und nahm meine Hände dabei in seine. „Ich werde mich nach dem Unterricht bei dir melden, in Ordnung?". Er nickte und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. Ich wandte mich von ihm ab und war erleichtert über die freien zehn Minuten in denen ich nahezu ungebunden war. „Abräumen", hörte ich Alex den Befehl an einen des Küchenpersonals geben und seine Schritte entfernten sich hörbar von meinen.

Justins Sicht:

Ich legte die schweren blauen Latzhosen über die Badewanne und mein Blick fiel in den Spiegel. Meine Wangen waren dreckig von der Arbeit und ich sah müde aus, Seit Wochen wünschte ich mir, ich könnte mal wieder eine Nacht beruhigt schlafen, aber ich hatte Albträume und wachte regelmäßig mitten in der Nacht auf. Meine Haare waren durcheinander und die Augenringe reichten bis zu meiner Nasenspitze. Ich nahm mir einen Waschlappen aus dem kleinen Wandschrank und machte ich nass. Das warme Wasser entspannte mein Gesicht ein wenig. Ich schloss die Augen und versuchte an nichts zu denken. Langsam atmete ich aus und wieder ein. Lindsays Gesicht formte sich vor meinen Augen. Diese wunderschönen blauen Augen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ihre leichten Wellen in ihren braunen Haaren, wie gern spielte ich mit einer Strähne zwischen meinen Fingern.

Aus irgendeinem Grund war uns das verwehrt. Das Schicksal hatte unser Leben anders bestimmt und ich wollte, ich konnte mich damit nicht abfinden.

„Huhu, bist du Zuhause?", rief meine Mum plötzlich durch die Wohnung und lies die Schlüssel auf die Kommode im Flur fallen. „Ja", antwortete ich traurig. Sie wusste von allem Bescheid. Meine Mutter war die einzige Person, der ich mich anvertraute. „Wie geht es dir?", fragte sie ernst, als sie an der Badezimmertür stand und mich aufmunternd anlächelte. „Ich kann das so nicht mehr", sagte ich ehrlich und setzte mich auf den Rand der Badewanne. „Ich habe das Gefühl, Gott möchte nicht das ich mit Lindsay glücklich werde Mum", sagte ich. Meine Augen wurden glasig, aber ich war zu stolz um jetzt vor meiner Mutter zu weinen. „Vielleicht war es nicht richtig, sich zwischen sie und Alex zu drängen". „Sie liebt Alexander aber nicht!", schrie ich und schmiss die Glasschale neben mir auf den Boden. Ein lauter Knall ertönte als das Glas auf den Fließen aufkam und die Scherben sich auf dem ganzen Boden verteilten. „Ich kann nicht mehr, sie wird nicht gut behandelt und ich kann nichts dagegen tun! Ich liebe dieses Mädchen. Ich liebe sie mehr als alles andere!", sagte ich und eine Träne rollte meine Wange herunter. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Worte laut ausgesprochen. Wieso auch? Ich liebte nie ein Mädchen außer Lindsay. Jede Dahergelaufene war mir egal gewesen. Ich schlief mit ihr, gegebenenfalls trafen wir uns ein paar Mal oder ich hatte eine Beziehung mit ihr nur für das eine. Ich machte mir nichts daraus, ich wollte es so, ich behandelte jeden wie Dreck. Aber bei ihr war es anders. Ich könnte nicht einmal ertragen wenn sie nur einen Kratzer erlitt.

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She isn't allowed to love himWo Geschichten leben. Entdecke jetzt