Kapitel 3

1.3K 74 6
                                    

Die Sonne schien mir direkt ins Gesicht, warm und angenehm. Rechts und links von mir herrschte Totenstille, vor mir zog sich die lange einsame Straße entlang, über jene nur noch eine Wüstenrose rollen musste - dann war es wie im Cowboy-Film.
Auf einmal klackte es hinter mir. Eine Schusswaffe.
»Hände hoch, so, dass ich sie sehen kann. Langsam umdrehen. Eine falsche Bewegung und ich blase Ihren Kopf vom Hals«, erklang eine unfreundliche, ernste Frauenstimme, die mir ein wenig bekannt vorkam.
Ich hob die Hände und wandte mich langsam um. Eine Frau mit dunklen Augen und braunen Haaren starrte mir finster entgegen, das Gewehr direkt auf mich gerichtet. Hinter ihr standen zwei Männer. Der eine begann bei meinem Anblick zu lächeln, während der andere von einem blassen zu einem aufgebrachten Ausdruck wechselte.
»Catherine?«, fragte die Frau, als sie mich erkannte, und ihre Gesichtszüge entspannten sich ein wenig.
»Ellen«, sagte ich und ließ die Hände langsam sinken.
»Hey!« Ellen richtete das Gewehr wieder auf mich. »Wir müssen auf Nummer sichergehen. Sam?«
»Klar.« Sam nahm seinen Flachmann, trat hervor und schüttete mir den Inhalt ins Gesicht. Als nichts geschah, ließ Ellen die Waffe sinken.
»Ich bin in Ordnung«, meinte ich nur und nahm die Hände herunter.
»Ja.« Ellen warf mir einen kurzen Blick zu und wandte sich dann ab. »Los, kommt. Ich zeig euch, wo die anderen sind.« Sie lief voran, Dean holte sofort zu ihr auf.
»Hey«, sagte Sam und trat neben mich. »Schön, dass du da bist.«
»Ja, kann's selbst kaum glauben«, meinte ich tonlos, den Blick starr auf Dean gerichtet, der einige Meter vor mir lief.
»Er freut sich auch. Da bin ich mir sicher ...«
»Sam ...«, seufzte ich nur und ohne ein weiteres Wort beschleunigte ich meine Schritte.
Wir liefen auf eine weiße Kirche zu. Sogleich durchzog mich ein mulmiges Gefühl. Ich musste an die letzte Kirche denken, in der ich gewesen war, an Azazel, an den Staub, an den Tod.
Ellen betrat als erste das Gebäude. Eine Salzlinie war in der Tür gezogen worden, knapp dahinter ein Dämonenabwehrzeichen. Als die Tür ins Schloss fiel, wandte sich die Frau um und sah die Winchester-Brüder nacheinander an.
»Es ist so schön, euch wiederzusehen, Jungs«, sagte sie und umarmte Dean. Lange. Ich hatte nicht gewusst, dass die Beziehung zwischen den Brüdern und der Frau so eng war, doch ihr Blick verriet, dass sie sich sehr um die beiden gesorgt hatte. Sie löste sich von Dean und im nächsten Moment hörte man das Knallen, als Ellens Hand auf Deans Wange traf.
»Au!«
»Eigentlich müsste ich euch den Hintern versohlen. Seid ihr zu blöd zum Telefon zu greifen?«, rief Ellen aufgebracht. »Ist es etwa zu viel verlangt, wenn ihr euch mal meldet.« Sie blickte an Dean vorbei, herüber zu Sam, dessen Miene sofort erstarrte. »Wieso muss ich von Rufus erfahren, dass ihr noch am Leben seid?«
»Tut mir leid, Ellen«, sagte Dean.
»Das will ich hoffen. Du solltest meine Nummer speichern.«
»Ja, Ma'am.«
Ellen beruhigte sich wieder und lief weiter. Dean wandte sich zu seinem Bruder um, mich beachtete er kein bisschen, die Augen weit vor Fassungslosigkeit aufgerissen. Sam verzog nur ahnungslos das Gesicht und folgte dann Dean und Ellen.
»Was ist hier los, Ellen?«, wollte der ältere Winchester wissen, als wir eine Treppe hinunterliefen.
»Mehr als ich allein bewältigen könnte«, gab die Frau zurück.
»Wie viele Dämonen sind hier?«, fragte Sam.
»Mehr oder weniger die ganze Stadt, minus der Toten und diesen Leuten.« Ellen blieb vor einer Tür stehen und wandte sich uns zu. »Na ja, das war's. Endzeitstimmung. Ist doch so, oder?«
Die Brüder nickten. »Ja, wahrscheinlich«, stimmte Sam zu.
Ellen nickte knapp, dann wandte sie sich um und klopfte gegen die Tür. »Ich bin's.« Kurz darauf wurde sie geöffnet und ein Raum mit ungefähr einem Dutzend Menschen kam zum Vorschein. Kaum hatten wir ihn betreten, wurde hinter uns wieder alles verriegelt.
Ich ließ meinen Blick über die Menschen schweifen. Viele junge Leute waren hier versammelt. Ich erkannte eine schwangere Frau, einen Mann in einem schwarzen Anzug, ein junges Mädchen dahinter. Sie hatten Angst. Ich sah es in ihren Gesichtern.
»Das sind Sam, Dean und Cat. Sie sind Jäger und wollen uns helfen«, erklärte Ellen.
»Und ihr kennt euch mit diesen Dämonen aus?«, fragte der Mann, der uns die Tür geöffnet hatte.
»Ja, -«, sagte Dean, »- und du?«
»Die Augen meiner Frau wurden schwarz«, begann der Mann in dem Anzug. »Sie ging mit 'nem Ziegelstein auf mich los. So macht man Bekanntschaft mit dem Paranormalen.«
Dean wandte sich an Ellen. »Was ist der neuste Stand?«
»Ich bezweifle, dass ich mehr weiß als ihr. Rufus hat angerufen. Er sagte, er sei in der Stadt, um Omen nachzugehen, und plötzlich war die ganze Stadt besessen«, erklärte die Frau. »Ich war mit Jo ganz in der Nähe.«
Dean verzog ungläubig das Gesicht. »Du jagst mit Jo?«
»Ja, eine ganze Weile schon. Wir kamen hierher und es war, na ja, ihr habt's ja gesehen. Wir konnten Rufus nicht finden und dann war Jo verschwunden. Als ich nach ihr suchte, hab' ich euch entdeckt.«
»Keine Sorge, wir finden sie«, sagte Dean zuversichtlich.
»Wie auch immer, diese Menschen können hier nicht einfach so sitzen bleiben«, meinte Sam. »Wir müssen sie rausschaffen.«
»Nein, so einfach ist das nicht. Ich hab's bereits versucht. Wir sind schon mal losgelaufen.«
»Was ist passiert?«
»Wir waren mal zwanzig, verstehst du?«
Entsetzt hoben wir den Kopf und sahen die Menschen an. Dean atmete tief durch. »Na ja, jetzt sind wir zu ... viert.« Ich wusste, warum er gestockt hatte. Sam konnte mir alles Mögliche erzählen, doch Dean war nicht erfreut - und ich ebenso wenig, denn mich störte diese Anspannung, und das Einzige, was ich am liebsten wollte, war, zu verschwinden.
»Die Dämonen sind überall«, erwiderte Ellen. »Wir werden nicht alle schützen können.«
»Wir müssen jeden bewaffnen«, entgegnete Sam.
»Was? Willst du dem Babybauch 'ne Waffe geben?«, stichelte Dean.
»Wir müssen uns verteidigen können, falls wir angegriffen werden. Die Dämonen haben viele Tricks auf Lager. Ein bisschen Salz und einige Zeichen werden sie nicht ewig aufhalten«, sagte ich.
»Ja, das sehe ich«, giftete Dean und funkelte mich wütend an.
»Wenn wir mehr Salz abfeuern, können wir mehr Dämonen abwehren«, ging Sam schnell dazwischen.
Dean überlegte. »Ich hab' auf der Hauptstraße einen Sportartikelladen gesehen. Ich wette, die haben Waffen.« Er legte seine Sachen ab.
»Alles klar.« Sam tat es ihm gleich. »Ihr wartet ihr. Wir gehen.«
»Was ist mit -«, begann Ellen.
»Wenn Jo und Rufus da draußen sind, werden wir sie zurückbringen«, versprach Sam.
Dean wandte sich zum Gehen.
»Komm, Cat«, forderte Sam mich auf.
Deutlich sah ich, wie Deans Muskeln sich anspannten. Doch ich achtete nicht weiter darauf und folgte den beiden in den Vorraum.
Als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, wandte Dean sich um. Für mich hatte er keinen einzigen Blick übrig.
»Wieso geh' nicht einfach nur ich?«, fragte der ältere Winchester.
»Was? Allein?« Sam klang verwirrt.
»Irgendjemand muss den Leuten ja zeigen, wie die Schrotflinten funktionieren«, gab Dean zurück.
»Ja, Ellen«, sagte Sam und wollte gehen, doch sein Bruder hielt ihn zurück.
»Nein. Es geht noch viel schneller, wenn du ihr hilfst, okay?«
»Während du Waffen und Salz holst und nach Jo und Rufus suchst?«, entgegnete Sam verständnislos. »Das ist bescheuert.«
»Ich krieg das hin.«
Sams Verstand wurde klarer. »Du willst nicht, dass ich da raus gehe.«
»Nein, ich ...« Dean klang nervös.
»In die Nähe von Dämonen.«
»Was redest du da?«
»Gut, dann lass uns gehen.« Ohne ein weiteres Wort lief Sam weiter.
Deans Miene wurde wieder ernst. Ich blickte ihn an, wollte ihm etwas sagen, doch als er mich hasserfüllt ansah und losging, war das Einzige, was geschah, das Verkrampfen meines Herzes und das zunehmende Verlangen, den Ort zu verlassen.

1279 Wörter

Cat ist doch in River Pass.

Was sagt ihr dazu? Eine schlechte Idee? Wird es eventuell noch zwischen Cat und Dean eskalieren?

Schreibt eure Ideen in die Kommis :*

Human || Supernatural Staffel 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt