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Kapitel 2

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• M A T T H E W •

Ich halte Piper die Tür zu meinem Haus auf, damit sie eintreten kann. Neugierig blickt sie sich um, denn es ist das erste Mal, dass sie hier drinnen ist. Sonst treffen wir uns vorzugsweise bei ihr oder Evan.

„Sind deine Eltern gar nicht da?"

„Mom ist bei meinen Großeltern und Dad arbeitet heute länger", erwidere ich, während ich mir meinen Pullover über den Kopf ziehe. Draußen ist es zwar sommerlich warm, aber das hindert mich nicht daran, langärmlige Oberteile zu tragen, um die Narben an meinen Unterarmen zu bedecken.

Meine Freunde kennen dieses dunkle Geheimnis von mir, weshalb ich vor ihnen nichts verstecken muss. Wegen ihnen habe ich vor etwa einem Jahr auch versucht aufzuhören, mich selbst zu verletzen.

Es war ein langer Prozess, den ich oftmals beinahe verloren hätte, wenn meine Freunde nicht gewesen wären. Sie haben mich darin unterstützt, dass ich in mir etwas sah, das nicht unrein war. Nach und nach über Monate lang habe ich mehr dazu gelernt, mit mir selbst umzugehen und mich wenigstens nicht mehr als die abstoßende Person zu sehen, die andere aus mir machen wollten.

Dass ich nun schon seit einigen Monaten keinen Gedanken mehr daran verschwendet habe, mich selbst verletzen zu wollen, macht mich sogar sehr stolz. Die Narben auf meinen Armen werden zwar bleiben, wenn auch verblasst, aber sie gehören der Vergangenheit an. Das erhoffe ich mir zumindest. Nein, daran arbeite ich noch heute stark.

„Möchtest du etwas trinken?", frage ich Piper, als wir in die Küche gehen. Sie setzt sich nickend an die kleine Theke, während ich den Orangensaft aus dem Kühlschrank hole und zwei Gläser damit befülle.

Da ich nach der Schule noch nachsitzen musste, hat sie auf mich in der Bibliothek gewartet und mit den Hausaufgaben begonnen, da wir später zusammen Geschichte lernen wollten. Es ist unangenehm gewesen zwischen all den Schülern zu sitzen, die wegen etwas Regelbrüchigem dort gewesen sind. Die ganze Stunde über hat mich der Gedanke nicht verlassen, dass ich dort nichts zu suchen habe.

„Ich weiß, du sprichst nicht gerne darüber, Matty", beginnt Pip, als ich mich neben ihr auf einen der Barhocker sinken lasse. „Aber du solltest zum Direktor gehen. Diese Aktion heute auf dem Schulhof mit dem Ball hätte gefährlich ausgehen können. Stell dir mal vor, du hättest jetzt eine Gehirnerschütterung!"

„Sie wüssten doch aber sofort, dass ich sie verpfiffen habe und damit würde ich mich nur noch zu einer größeren Zielscheibe machen", entgegne ich kopfschüttelnd und trinke einen Schluck Saft.

Sie mustert mich ungläubig, als könne sie nicht fassen, was ich sage. „Matty, du bist so wundervoll! Solche Typen versuchen dir etwas anderes einzureden, vor allem solche wie Chris, aber nichts davon stimmt! Warum also lässt du dich so behandeln?"

Da ich keine Antwort darauf weiß, zucke ich nur mit den Achseln.

„Du wirkst immer so traurig. Ich möchte dich nicht so sehen müssen", sagt sie mit einfühlsamer Stimme und lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter. Seufzend lege ich meinen auf ihren und schließe die Augen. „Es tut mir leid, dass ich dir und Evan ständig Sorgen bereite."

„Evan?!" Piper lacht verachtend auf. „Um ihn solltest du dir keine Gedanken machen. Er unternimmt ja nicht einmal etwas gegen seine angeblichen Freunde."

„Er ist nur mit Chris befreundet. Die anderen beiden mag er nicht.", verteidige ich ihn.

„Das ist mir egal! Entscheidend ist, dass er nie da ist, wenn du ihn brauchst."

Das stimmt nicht. Evan ist an meiner Seite, sobald er das Gefühl hat, ich brauche ihn. Er ist ein wunderbarer Freund und ich bin froh, ihn und Piper meine Freunde nennen zu dürfen.

Only Three Words [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt