京谷 賢太郎 : recherché

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summary: in which people can change for the better, too.

genre: fluff

word count: + 1.2k

recherché (adj.) carefully chosen, rare, or exotic.

kyōtani kentarō x reader

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"Das kann doch nicht wahr sein?!", stöhnte ich auf und blickte verzweifelt auf den großen Stadtplan in meiner Hand. All diese Muster, Zahlen und kleinen Bildchen schienen auf einmal keinen Sinn mehr zu ergeben, und ich raufte mir die Haare. "Hätte ich bloß auf Ai gehört und wäre mit ihr gegangen...", murmelte ich und setzte mich auf eine Bank, versuchte, möglichst selbstsicher zu wirken, und nicht wie jemand, der sich mitten in Tokyo verlaufen hatte. "Wie dumm kann man nur sein..", flüsterte ich, und richtete meinen Blick wieder auf die Karte. "Kann doch nicht sein, dass ich zu blöd bin, um eine Karte zu lesen." schnaubte ich leicht.

Doch, war ich. Nach einer Weile faltete ich das Papier frustriert zusammen und nahm einen tiefen Atemzug. "Das schaffst du.", dachte ich mir und erhob mich wieder von meiner Bank, ließ meinen Blick über den von Menschen bevölkerten Platz schweifen, bis er auf eine Gruppe junger Männer fiel. Sie standen eng zusammen, leger gekleidet, jeder von ihnen trug eine Sporttasche über der Schulter.

Besonders einer von ihnen stach mir sofort ins Auge. Vielleicht war es seine ungewöhnliche Frisur? Blonde Haare, mit je zwei brünetten Streifen links und rechts über dem Ohr. Oder waren es seine dunklen Augen, die wirkten, als trage er Eyeliner? Oder vielleicht die Art, wie er, schon fast aggressiv, auf seine Kameraden einredete, was jene aber nur mit einem Lachen hin nahmen.

Ich räusperte mich, und ging mutig auf die Gruppe an Jungs zu, blieb in ihrer Nähe stehen, bevor ich einem von ihnen auf die Schulter tippte. Er hatte schokoladenbraune Locken und ebenso braune Augen, und ein freundliches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Kann ich dir helfen?", fragte er, und ich nickte. "Uhm, ich habe mich... Nun ja, verlaufen.", erzählte ich.

"Wie kann man nur so dumm sein, und sich hier verlaufen?!", schnaubte der Blonde mit der ungewöhnlichen Frisur, und das nicht mal leise. Dafür erhielt er eine ordentliche Kopfnuss von einem anderen Jungen mit kurzen, stachelig wirkenden Haaren. "Kentarō! Wenn du uns schon nicht mit Respekt begegnen kannst, dann verschon' wenigstens das Mädchen hier! Du kennst sie nicht mal." "Entschuldigung. Unser Mad Dog hier hat sich nicht sehr gut unter Kontrolle.", sprach der Brünette. "Aber, wo musst du hin?"

Ich erklärte ihm, wo genau sich mein Hotel befand, und er zeigte mir sofort den Weg. "Ein junges Mädchen wie du sollte um diese Zeit nicht alleine herumlaufen. Ich glaube, Kentarō wird dich liebend gerne zurückbringen, nicht wahr?", fügte der Junge mit dem stacheligen Haar hinzu, ein süffisantes Grinsen zierte sein Gesicht. Angesprochener knirschte nur mit den Zähnen und griff abrupt nach meinem Handgelenk, zog mich in die Richtung, die mich hoffentlich zurück zu meinem Hotel führen würde.

"Je schneller wir gehen, desto weniger Zeit muss ich verschwenden.", knurrte Kentarō, und ich verdrehte die Augen. Nun ging mir sein respektloses Verhalten doch auf die Nerven, und ich entriss mich seinem stählernen Griff. "Jetzt mach' mal halblang. So schlimm bin ich auch wieder nicht. Und ich sehe keinen Grund, mich so anzufahren, ich habe dir nichts getan."

Als der Größere mich weiter ignorierte, spürte ich langsam, aber sicher Wut in mir aufflammen, und ich stürmte neben ihm her, die Hände in meinen Jackentaschen vergraben. Was für ein Vollpfosten.

Nach einiger Zeit waren wir glücklicherweise an meinem Hotel angekommen. Länger hätte ich die Gesellschaft dieses Kentarō wohl auch nicht ausgehalten, und so entwich mir ein leiser Seufzer der Erleichterung. Als ich die vergangenen Minuten noch einmal Revue passieren ließ, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen, als mir eine Idee kam. "Vielen Dank, Kentarō-Kun, für's Herbringen!", strahlte ich und verbeugte mich kurz, was den anderen sichtlich überraschte.

Ich beschloss, noch einen Schritt weiterzugeben. Leise kichernd, stellte ich mich auf die Fußspitzen und drückte dem miesgelaunten Sportler einen Kuss auf die Wange. Danach drehte ich mich um und rannte zu der Eingangstür des Hotels, wohl wissend, dass sich jetzt eine verräterische Röte auf Kentarō's Wangen ausbreiten würde. Und ich behielt Recht, als ich mich verstohlen umdrehte und den Größeren betrachtete, der, offensichtlich peinlich berührt, mit seinen Fingern über die Stelle fuhr, an der meine Lippen seine Haut berührt hatten. Sogar von hier konnte ich erkennen, dass seine Wangen dunkelrot glühten, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte, und davon rannte. "Wie süß.", lächelte ich.

"Dieses Mal verlaufe ich mich nicht.", schmollte ich und Ai, die neben mir saß, lachte laut auf und strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter's Ohr. "Das glaube ich erst, wenn ich's sehe.", kam ihre neckende Antwort. Hätte ich ihr nur nie von den Ereignissen am gestrigen Abend erzählt, dann würde sie mich auch nicht die ganze Zeit damit aufziehen.

Tief in meinen Gedanken versunken, schreckte ich hoch, als Ai sanft an meinem Jackenärmel zog. "(V/N), wir müssen an der nächsten Station aussteigen. Gott, was würdest du nur ohne mich machen?", lachte das kleinere Mädchen und zog mich zur Tür der Bahn. Kurz darauf standen wir wieder draußen, dieses Mal nicht direkt im belebten Zentrum von Tokyo. "Heute steht mal die Natur im Vordergrund.", rief meine Freundin, und klatschte zufrieden in die Hände.

Ich in diesem Moment hatte jedoch deutlich besseres zu tun, als meiner Freundin zuzuhören, als mein Blick auf eine Gruppe Jungs fiel, die mir sehr, sehr bekannt vorkamen. "Hörst du mir überhaupt zu?", seufzte Ai und ich nickte geistesabwesend. Gerade als meine Freundin zu einer langatmigen Beschwerde ansetzte, verfolgte sie meinen Blick, und sofort grinste sie wie eine Verrückte. "So ist das also! Du magst ihn doch!", rief sie und zeigte auf mich.

"Das stimmt doch gar nicht!", verteidigte ich mich, und ignorierte den Fakt, dass Kentarō die ganze Nacht über in meinen Gedanken, ja sogar Träumen, aufgetaucht war. "Los, geh' schon zu ihnen. Ich drück dir die Daumen.", grinste Ai und schubste mich leicht in die Richtung der anderen. Ich wusste, dass es kein Zurück mehr gab, fügte mich also meinem Schicksal und schritt langsam auf die Gruppe der Jungs zu.

"Ah, das unbekannte Mädchen!", rief der Junge mit den Locken, kaum dass er mich sah und ich brachte ein Lächeln zustande. "Ich wollte mich noch mal für die Hilfe von gestern bedanken, und mich vorstellen. Mein Name ist (N/N) (V/N)." Hey (V/N)-Chan, freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Oikawa, Kentarō kennst du ja schon. Apropos Kentarō, was hast du mit ihm angestellt? Als er gestern zurückkam, war er wie ausgewechselt." "Genau!", mischte sich ein anderer Junge ein.

"Anstatt herumzubrüllen wie sonst auch immer, war er überraschend still, und knallrot im Gesicht.", lachte Oikawa und schlug dem Angesprochenen scherzhaft auf die Schulter. "L-Lass das!", beschwerte sich jener und kniff die Augen zusammen. Wie untypisch für diesen Jungen. "Ach, ich hab mich nur bei ihm bedankt.", lachte ich fröhlich.

"Sieht man, (VN)-Chan. Du scheinst 'ne ziemliche Wirkung auf ihn zu haben. Vielleicht solltest du öfter mit uns, oder besser mit ihm rumhängen. Vielleicht färbt deine Freundlichkeit auf längere Zeit auf ihn ab, wer weiß?", lachte Oikawa.

Und so hatte ich, dank meines nicht vorhandenen Orientierungssinnes, eben so ein paar neue Freunde gefunden. Und wer weiß, vielleicht würde da noch mehr zwischen Kentarō und mir passieren?

überarbeitet; 2017/10/02.

"sometimes weak and wan, sometimes strong and full of light. the moon understands what it means to be human."
— tahereh mafi; shatter me

𝑆𝐸𝐸𝐿𝐸𝑁𝑉𝐸𝑅𝑊𝐴𝑁𝐷𝑇 ; german hq osWhere stories live. Discover now