Alte Bekannte

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Ich erkannte einige der Gäste, darunter Franny beste Freundin Beth. Sie unterhielt sich mit einem Paar, das ungefähr in Mom und Dads Alter war, vielleicht auch etwas älter. An einem der Stehtische erkannte ich meine Cousine Trish. Ich stand etwas hilflos im Eingang rum, bis eine quietschige Stimme meinen Namen rief.

„Lily!“ Ich drehte mich erschrocken um. Ein junges Mädchen, ich schätzte es auf etwa zwölf Jahre kam auf mich zu gerannt. Sie ruderte mit den Armen in der Luft und riss mich in eine Umarmung. Völlig verwirrt sah ich zu ihr runter.

„Hallo?“, sagte ich unsicher, als sie sich von mir gelöst hatte. Sie grinste mich breit an.

„Lily erkennst du mich denn nicht?“, fragte sie. Ich zeigte keine Reaktion, sondern versuchte mich daran zu erinnern, sie schon einmal gesehen zu haben.

„Ich bin‘s Holly! Deine Cousine!“, jubelte sie. Ich sah sie unsicher an.

„Holly?“, widerholte ich verblüfft. Ich runzelte die Stirn und betrachtete sie.

„Hattest du nicht mal braunes Haar?“, fragte ich und besah mich ihrem wasserstoffblonden Haar. Sie nickte.

„Ja, ich hab meine Haare gefärbt. Blond steht mir doch wirklich viel besser, findest du nicht?“, quiekte sie. Ich nickte und versuchte dabei nicht meine Nase zu rümpfen.

Holly quatschte mich mit ihren anstrengenden Geschichten zu, wie sie ihren ersten BH bekommen hatte, wie sie ihre Exfreunde abserviert hatte, wie sie ihre Eltern überreden konnte, ihr ein Pferd zu kaufen… Ab der dritten Geschichte hörte ich nicht mehr zu, sondern ließ meinen Blick über die Gäste schweifen. Es waren wieder einige dazu gekommen. Ich erkannte Alice und Steve, unsere Nachbarn von Gegenüber und Moms beste Freundin Susan mit ihrem Mann, dessen Name ich nicht kannte. Meine Güte, Franny war wirklich nicht sehr wählerisch, was ihre Gästelist anbelangte. Am anderen Ende des Raumes fiel mein Blick auf Mom und Dad, die sich mit Dads Arbeitskollegen Barry unterhielten.

„…und dann hat Brian gesagt, er hätte die Blumen extra für mich gekauft, obwohl Sandy gesehen hat, wie er das Kärtchen mit dem Namen „Tessy“ in seiner Jacke versteckt hat.“, endete sie. Ich nickte und versuchte so auszusehen, als hätte ich ihr zugehört.
„Du Holly, ich muss mal auf die Toilette, weißt du, wo die ist?“, fragte ich sie und versuchte mich so aus der Affäre zu ziehen.

„Klar, du gehst durch die Terrassentür ins Haus, durch den Flur und die dritte Tür links, nach der Treppe.“, sagte sie. Ich nickte und verschwand ohne ein weiteres Wort. Der Weg aus dem Höllenzelt raus war schwieriger, als ich gedachte hatte, doch nach zehn Minuten, hatte ich mich durch die Gäste durchgeboxt und lief durch den langen Flur in Richtung Bad.

„Lily?“, rief eine Stimme. Ich kniff die Augen zusammen und ging weiter in Richtung Bad.

„Lily Evans.“, rief die Stimme erneut. Ich spürte, wie eine schwitzige Hand nach meinem Handgelenk griff. Ich fasste alle Geduld, die noch in mir war zusammen und drehte mich um. Der Junge vor mir war nur ein winziges Stück größer, als ich. Sein braunes fettiges Haar verdeckte Teile seiner Stirn. Seine blassblauen Augen sahen mich erwartungsvoll an und sein Mund war zu einem breiten Grinsen verzogen.

„Lily! Ich wusste du bist es!“, rief er erfreut und zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ich in eine Umarmung gezogen, ohne dass ich überhaupt wusste, wer da eigentlich grad vor mir stand. Ich wusste nicht so recht was ich tun sollte und ließ meine Arme hilflos in der Luft baumeln, bis der Junge wieder von mir abließ.

„Lily, ich bin‘s Devin. Wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen.“, sagte er aufgeregt. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Devin Farell. Er wohnte mit seinen Eltern im Haus gegenüber von Tante Franny. Wir hatten früher immer zusammen gespielt, wenn ich Tante Franny besuchte.

„Devin.“, entgegnete ich. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.

„Wie schön dich malwieder zu sehen.“, gab ich mein Bestes. Devin nickte heiter.

„Meine Güte du siehst toll aus.“, sagte er und betrachte mich eingehend. Ich unterdrückte den Drang mich zu schütteln und wegzurennen.

„Ja, du auch.“, gab ich zurück und betrachtete sein gelbes Poloshirt und die enge Caprihose. Ebenso, wie Holly textete Devin mich mit den langweiligsten Geschichten zu. Ich versuchte wenigstens ihm zuzuhören. Je länger ich ihn ansah, desto größer wurde mein Drang, mich zu übergeben. Ich versuchte in seine Augen zu sehen und nicht auf die vielen Pickel zu achten. Nach einer Viertelstunde wurde ich langsam panisch, da mir nichts einfiel, wie ich mich hier wieder raus retten sollte. Die Toiletten-Ausrede würde wohl nicht funktionieren, weil wir nur zwei Türen vom Bad entfernt waren. Devin würde womöglich vor der Tür auf mich warten.

„Lily! Mom sucht dich.“, rief eine vertraute Stimme. Ich drehte mich um und wäre ihr beinahe um den Hals gefallen. Ich konnte mich nicht erinnern, schon einmal so glücklich und erleichtert gewesen zu sein Tunias Stimme zu hören. Ich atmete erleichtert durch und nickte ihr freundlich zu.

„Tut mir Leid, Devin, aber ich muss jetzt wohl los. Man sieht sich.“, sagte ich schnell und eilte an Petunia und dem Nilpferd vorbei.

„Tunia!“, war das letzte was ich hörte, bevor ich das Haus verließ und zum Zelt lief.

Besser als Feuerwhiskey (Lily+James FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt