7. Kapitel

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7. Kapitel

Noch am selben Abend, als Aris Elyna angegriffen hatte, kamen einige Wächter des Dorfes und führten mich ab. Gerade, als ich meiner Familie erzählt hatte, was vorgefallen war und um ihren Rat bat, waren sie durch die Tür gebrochen und hatten mich festgenommen wegen versuchten Mordes. Widerstandslos war ich mit ihnen mitgegangen, die Hände auf den Rücken gebunden. Unten auf dem Marktplatz starrten mich gefühlt tausend Gesichter an und es wurden Fragen gemurmelt, wer nun Opfer geworden war der „Mörder-Geister". Wut quellte in mir auf wie Eiter aus einer Wunde, aber ich konnte mich beherrschen – und Aris sich selbst ebenfalls. Zum Glück.

Nun saß ich in der ersten Reihe der geräumten Arena, in der nichts mehr darauf hindeutete, dass gestern das Wesenslesen ausgetragen worden ist. Der Boden war geputzt, die Steinreihen gesäubert und die Stoffbahnen von den Bambusstämmen entfernt worden. Jetzt wirkte die riesige Kampfstätte wie ein kalter, harter, mutloser Ort. Ich konnte es nicht glauben, dass ich gestern noch auf dem Podium gekämpft hatte und mein Geist gelesen worden ist. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

Xion polterte gerade hinter dem Podium die Treppe hinauf, seine edle Kleidung deutete darauf hin, dass er gerade mit anderen Zeta-Trägern zu Abend gegessen hatte. Einige Fettflecken zierten den Kragen, und seine Kleidung spannte sich etwas um den Bauch.

„Was ist hier passiert?", wollte er aufgebracht wissen und war sichtlich wütend, von seinem Essen weg gerufen worden zu sein. Das Gericht, dass wie die Wettkämpfe und das Wesenslesen in der Arena ausgetragen wurde, hätte wirklich warten können, denn mir knurrte der Magen fürchterlich. Seitlich gen Westen ging die Sonne gerade unter und ich hörte bereits die ersten Stechmücken in der Luft umher sirren.

„Xion, dieses Mädchen" - der Wächter trat mir in die Seite und ich keuchte - „hat heute Mittag versucht, Elyna, die Ziehtochter von Samuel, zu töten."

Elyna saß auf der linken Seite der Sitzreihen, ebenfalls auf der ersten Stufe, und starrte mich wütend und doch mit einem Funken Angst in den Augen an. Samuel saß neben ihr und schüttelte den Kopf – entweder hatte er nicht gedacht, dass ich so schnell „verrückt" wurde, oder, dass seine Ziehtochter mir etwas ohne Grund in die Schuhe schieben wollte, damit ich verschwand. Verständlich, jeder in diesem verdammten Dorf wollte mich loswerden, da erfand man gerne etwas.

Der Wächter neben mir hatte meine Handfesseln in der Hand, seine lederne Rüstung leuchtete in der Abendsonne. Ich kannte ihn nicht, wusste aber von dem blauen Band an seinem Handgelenk, dass er in der hohen Garde fungierte, die, die sich um die Stadt im allgemeinen kümmerte – sie schlichtete Streite, beschützte die Stadt vor Räubern und wilden Tieren, und brachte Straftätige zum Richter; Xion.

„Gut, dann fangen wir an."

Er setzte sich auf einem Schemel in der Mitte des Podiums und wischte sich einige Krümel von den Kleidern. Seine Frau Amely nahm am Rande Platz und beobachtete das weitere Geschehen neugierig.

„Elyna."

Das Mädchen sprang auf und holte bereits Luft, aber Samuel legte ihr die Hand auf die Schulter und sie verstummte. Weise sah er ihr kurz in die Augen – anscheinend eine stille Bitte, das Geschehene sachlich zu formulieren und nichts dazu zu erfinden.

Sie nickte kaum merklich und fing viel zu schnell und ungenau an zu erzählen: „Diese Psi-Trägerin wollte mich durch erwürgen, dann mit Willensstärke, töten!"

Wenigstens sagte sie nicht „Mörder-Geist-Trägerin".

Xion verdrehte die Augen und wusste anscheinend über Elyna's Art, solche Dinge anzugehen.

„Was genau ist vorgefallen?"

Die Zicke erzählte dem Stammesoberhaupt alles und schob einige Verschönerungen ein, wie zum Beispiel, dass ich sie und Samuel auch noch bedroht oder sie verprügelt hätte. „So war es nicht!", beteuerte ich und rappelte mich schnell auf, ehe Xion der Lüge Elyna's zu viel Glauben schenkte. Der Wächter hinter mir jedoch zog an dem Strick und ich plumpste zurück auf meinem Platz.

Connected GhostWhere stories live. Discover now