16. Kapitel

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16. Kapitel

Der pochende Schmerz in meinem Schädel fühlte sich an, als hätte man mir ein Schwert in den Kopf gerammt. Mit jedem Schlag meines Herzens schien er stärker zu werden, ehe die kühle, lindernde Wirkung eines wassergetränkten Tuches einsetzte. Es schien den Brand in meinem Kopf zu löschen, jedenfalls größtenteils.

Noch immer war ich von Schwärze umgeben, aber ich war bei Bewusstsein. Das fiel mir auf, als ich die Fäuste ballte, das Plätschern von Wasser hörte, als das Tuch erneut getränkt wurde, und sowie ich das Seufzen einer Frau vernommen hatte. Nur eine Mutter konnte so seufzen, wenn ihr Kind sich verletzt und sie Mitleid hatte.

Müde und erschöpft öffnete ich die Augen und kniff sie sofort wieder zusammen, als mich das Sonnenlicht blendete, das durch das einzige Fenster im Raum herein schien. Mitten in meinem Kopf stach es erneut, sodass ich scharf die Luft einzog und mir an den Schädel fasste. Tatsächlich spürte ich die Nässe eines Tuches, sowie die Finger eines Menschen. Als ich erneut die Augen öffnete, sah ich auch deren Besitzerin.

Neben dem Bett, auf dem ich lag, saß eine junge Frau, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hatte schwarze, lange Haare, die ihr geschmeidig wie ein Wasserfall auf den Schultern lagen. Ihre äußerst helle Haut wurde dadurch nur hervorgehoben, während die braunen Augen mich fürsorglich anschauten. Darin erkannte ich auch dieses gewisse, unbeschreibliche Etwas, das nur eine Mutter in ihren Augen tragen konnte.

„Hallo", sprach sie mit einer seidig weichen Stimme und lächelte leicht.

Ich begrüßte sie ebenfalls, aber aus meinem Mund kam nur ein unverständliches Gebrabbel. Der nächste Satz war besser ausgesprochen: „Wie lange war ich weg?"

„Viele Stunden. Die ganze Nacht durch, jetzt ist es gerade Mittag." Sanft tupfte sie mir die Stirn mit dem Lappen, ehe sie ihn weglegte und mir aufhalf. Mehr als Sitzen konnte ich aber nicht, denn sonst drehte sich die gesamte Welt um mich herum wie wild.

Ohnmächtig geschlagen von einem Muskelprotz mit zwei Schlägen. Das war schon etwas schwach von mir, was mich wütend machte. Ich hätte eigentlich erwartet, dass ich mehr aushielt als das.

Keine Sorge, meinte Aris, Sie haben deine Waffen in der Tasche verstaut und diese dann weggeräumt. Dass du aber nicht in einem Verlies liegst ist schon ein kleines Wunder.

„Warum bin ich hier?", fragte ich verschlafen und versuchte die Schmerzen in meinem Kopf zu ignorieren. Eine leichte Druckausübung auf meine Wange und ein folgender, dumpfer Schmerz verriet, dass sich dort wohl ein riesiger, blauer Fleck ausbreitete.

„Das ist eine...längere Geschichte", meinte die junge Frau und sah etwas verlegen zu Boden. „Ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht, warum ich das getan und dich hergebracht habe."

Als die Fremden mit euch hier her gekommen sind, waren alle ganz aus dem Häuschen. Diese Dame ist zu den Männern gerannt und hat darum gebeten, dich zu versorgen, da du nicht bei Bewusstsein warst – im Gegensatz zu den Zwillingen, die wild um sich getreten und geschrien haben. Einer der Krieger war anscheinend der Ehemann der Frau und nahm dich mit nach Hause, wo du auch jetzt liegst. Obwohl es dem Kerl nicht gefiel, dass seine Gattin eine Gefangene pflegte – sonst hätten sie dich ohne mit der Wimper zu zucken in den Kerker geworfen – ließ er es zu. Das Dorf würde sich nicht gegen die Wachen auflehnen, also bist du hier sicher.

„Dorf?!", schrie ich empört und hätte mich sofort dafür Ohrfeigen können. Die Frau hatte Aris nicht hören können.

„Was?", fragte die Frau und sah mich verwirrt an.

„Bin...bin ich in einem Dorf?", wollte ich wissen und versuchte, meinen Hintern damit zu retten und nicht völlig verrückt dazustehen.

„Ja...das bist du."

Connected GhostWhere stories live. Discover now