5 》Santa Monica

2.3K 166 52
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich erst sehr spät auf - die Sonne hatte bereits ihren Höchststand erreicht

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Am nächsten Morgen wachte ich erst sehr spät auf - die Sonne hatte bereits ihren Höchststand erreicht. Ich stand eine Weile am Fenster und starrte einfach nur hinaus auf die Straße. Viele Kinder radelten auf schicken Fahrrädern umher und einige Jogger schwitzten sich das Fett von den Rippen. Früher hatte ich auch zu diesen Personen gehört, die gerne laufen gingen, besonders in Malibu. Hier waren sowohl das Wetter als auch die Umgebung ideal. Bevor ich hierher gezogen war, hatte ich genau wie meine Eltern in Santa Monica gelebt. Nachdem ich in Malibu eine Wohnung gefunden hatte, war ich tatsächlich manchmal bis in meine Heimatstadt gejoggt. Naja, einen Teil der Strecke - den restlichen Weg war ich meist mit dem Bus gefahren. Mit Musik in den Ohren neben dem Pacific Coast Highway zu laufen war eines der besten Dinge, die es gab.
Aber jetzt war vieles anders.

Natürlich konnte ich es rein theoretisch noch immer tun, aber da stellte sich einiges in den Weg. Die Arbeit, Jonathan und auch ich selbst. Früher war ich immer vor allem davon gelaufen, aber das klappte jetzt nicht mehr so einfach. Ich war erwachsen und hatte Verpflichtungen. Pfeif' auf die Verpflichtungen, sagte eine Stimme in mir, Sei lieber glücklich. Sie hatte verdammt nochmal recht. Nicht immer musste man für Neues das Alte aufgeben.

Ich ging hinüber zum Kleiderschrank und suchte knappe zehn Minuten nach meinen Sportklamotten. Sie lagen in der hintersten Ecke. Ich nahm sie in die Hand und zog sie mir kurzerhand über. Mit meinen Füßen schlüpfte ich in die Turnschuhe und schon stand ich startklar im Flur.
Und dann lief ich einfach los. Die Treppen des Mietshauses hinunter, auf die Straße und in die Welt hinaus.
Der leichte Wind fegte durch meine Haare und ich atmete die frische Mittagsluft ein. Die Sonne wärmte meinen Körper und ich fühlte mich kraftvoll. Meine Füßen schienen wie von selbst über den Asphalt zu rasen und meine Sorgen entfernten sich mit jedem weiteren Schritt ein Stück mehr.

Nachmittags kam ich völlig aus der Puste in Santa Monica an und schlenderte ohne Umschweife zu meinem Elternhaus. Mein Zeigefinger betätigte die Klingel und ich wartete. Als nach einigen Minuten noch immer nichts geschehen war, ging ich um das weiße Einfamilienhaus herum und stand im saftig grünen Garten. Die alte Holzschaukel befand sich genau am selben Fleck wie früher, was mir ein Lächeln auf die Lippen trieb. Meine Eltern wollten stets ein zweites Kind haben, doch es klappte nicht. Ich war ihre einzige Tochter. Dennoch hatten sie diese Schaukel nie abgebaut, was ich auf seltsame Weise berührend fand.

Ich blickte durch die Panoramascheibe und erkannte, dass meine Mutter im Wohnzimmer stand und den Boden wischte. Die Terassentüre war glücklicherweise nicht abgeschlossen, weshalb ich ins Haus trat. Die Anlage war eingeschaltet und The Clash erfüllte den Raum mit lauten Klängen. Das erklärte, warum sie die Klingel nicht wahrgenommen hatte.
Ich schnappte mir die Fernbedienung und pausierte das Lied, woraufhin sich meine Mutter umdrehte.
"Lizzy?", sie sah mich überrascht an, stellte den Wischer beiseite und lief dann lächelnd auf mich zu, "Es ist ja eine Ewigkeit her!"
Da hatte sie recht. Wir hatten uns das letzte Mal an ihrem Geburtstag gesehen und nun war seitdem schon ein halbes Jahr vergangen.
"Hey Mum", ich warf ihr ebenfalls ein Lächeln entgegen, "Tut mir leid, dass ich hier ohne ein Wort zu sagen auftauche."
"Ach, das stört mich keineswegs", sie winkte ab, "Lass dich ansehen! Du siehst hinreißend aus. Aber du bist dünner geworden."
"Ich bin gerade von Malibu nach hier gejoggt, ich hab' wahrscheinlich allein auf dem Weg drei Kilo abgenommen", entgegnete ich schmunzelnd. Natürlich war das nur die halbe Wahrheit: Ich war etwa eine Dreiviertelstunde gelaufen, doch bis Santa Monica war es von Malibu aus einfach viel zu weit, als dass ein gewöhnlicher Mensch die Strecke ohne Weiteres zurücklegen könnte, weswegen ich dann in den nächsten Bus gestiegen war, der mich schließlich zu meiner alten Schule gebracht hatte. Und von dort aus hatte ich einen kurzen Lauf nach Hause gestartet, der nur knappe zehn Minuten gedauert hatte.

"Gejoggt?", sie war sichtlich geschockt, "Spatz, übertreib' es nicht. Ich hol' dir etwas zu trinken, mach' es dir in der Zeit bequem."
Gesagt, getan. Ich setzte mich auf die Couch und meine Mutter kam wenig später ebenfalls zu mir, mit zwei kleinen Flaschen Wasser in der Hand. Eine gab sie mir, die andere stellte sie auf den Tisch. Ich nahm einige Schlücke und legte sie dann zugedreht neben mich auf das dunkelbraune Polster.
"Was führt dich eigentlich zu mir?", fragte sie mich interessiert.
Ich seufzte. Auf meine Antwort folgten wahrscheinlich hunderte Fragen, aber ich wollte ehrlich zu ihr sein.
"Ich musste einfach mal weg", sagte ich, "Und da heute Sonntag ist, verpasse ich ohnehin nichts."
"Was ist mit Jonathan?", wollte sie wissen, "Seid ihr nicht mehr zusammen?"
"Doch, aber er ist nicht da", murmelte ich und mir fiel ein, dass er mich anrufen wollte. Ich hatte mein Handy jedoch nicht mitgenommen und seine Nummer wusste ich nicht auswendig. Naja, jetzt musste er eben warten, bis ich wieder Zuhause angekommen war.
"Elli", sie legte ihre Hand auf meine Schulter, "Du kannst mit mir über alles reden. Ich werde dich niemals verurteilen, Süße."
Für solche Momente liebte ich meine Mutter. Sie war einfühlsam, gutherzig und der wohl netteste Mensch, den ich kannte.
"Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll", begann ich, "Ich weiß nicht, ob ich Jonathan noch liebe. Ich freue mich nicht darauf, ihn zu sehen. Wenn er mich küsst, verspüre ich kein Kribbeln mehr. Das klingt wirklich lächerlich, aber es ist wahr. Aber ich habe Angst, mich von ihm zu trennen. Wir wohnen nicht nur zusammen, ich bin obendrein auch noch seine Chefin. Und dann ist da noch dieser Mann...Tony. Er war vor einigen Tagen in der Bar und ich hab' ihn gestern nochmal getroffen. Er ist wirklich nett und lustig. Das hört sich idiotisch an, aber ich habe Angst, dass ich ihn verlieren könnte, wenn wir uns tatsächlich besser anfreunden sollten. Seit wann habe ich solche Verlustängste? Mum, war ich schon immer so panisch?"
Ich sah sie verzweifelt an, doch sie schüttelte nur ihren Kopf und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
"Ach, Schatz", sie atmete tief durch, "Du hast dir schon immer viel zu viele Sorgen gemacht. Und ich habe dir jedes Mal gesagt, dass du auf dein Herz hören sollst. Also, was sagt es dir?"
"Ich weiß es ja eben nicht", erwiderte ich und raufte mir meine Haare.
"Oh, das glaube ich nicht", sie schüttelte ihren Kopf, "Du musst in dein Inneres gehen und dir darüber klar werden, wer und was dich glücklich macht. Alles, was nicht dazuzählt, musst du loslassen. Sonst wirst du eines Tages daran zerbrechen, Schatz."
Sie hatte recht. Manche würden den Kopf schütteln, wenn sie wissen würden, dass ich noch immer Rat bei meiner Mutter suchte, aber ich fand das nicht schlimm - im Gegenteil. Sie half mir stets, denn trotz meines Alters konnte ich noch einiges lernen.
"Danke", ich lächelte sie an, "Danke, dass du immer für mich da bist, Mum. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen."
Sie lachte.
"Danke gleichfalls", erwiderte sie, "Du bist mein absolutes Lieblingskind."
"Sehr witzig", ich schüttelte schmunzelnd den Kopf, "Bei einem Kind fällt die Entscheidung ja auch nicht allzu schwer."
"Nimm das Kompliment einfach an", sagte sie.
"Mach' ich", wir grinsten uns an, "Danke Mum. Für alles."

"

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
The Broken Man ❘ Tony Stark FanfictionWhere stories live. Discover now