Bewertung J'17 | Timeless Paradise | Lava925

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Beginnen wir mit dem Titel. "Timeless Paradise" - zu deutsch "zeitloses Paradies". Nun kommt in der Geschichte weder ein Paradies vor, noch ist es zeitlos. Im Gegensatz, die Zeit vergeht mit bedrängender Eile, und mit Paradies kann, wenn überhaupt, nur der Tod gemeint sein, da dieser die einzige positive Stelle der Geschichte, ganz am Ende, markiert.

Wenn man also überhaupt von einem Paradies sprechen kann, so wird es indirekt angedeutet, im Sinne von: alles außer dem, was unser Protagonist jetzt erlebt. Es ist kein besonders passender Titel - warum ist der Tod ein "zeitloses Paradies", nur weil der Protagonist ein Scheißleben hat? Es ist erst mal nur vorbei. (Hinweis am Rande: es kann natürlich sein, dass ich alles falsch interpretiere. Ich sehe das aber nicht als meine Schuld an, ich bin ja "nur" der Leser. Wenn ihr wollt, dass der Leser das rausliest, was ihr reinschreibt, müsst ihr es deutlicher hinschreiben.)

Außerdem bin ich kein besonderer Fan von fremdsprachigen Titeln, insbesondere, wenn es keinen inhaltlichen Grund gibt, sondern lediglich den "coolen" Klang. Deshalb: 1/5

Jetzt der Kurztext. Bei einer Geschichte mit ~2300 Wörtern ist es ein Kurztext mit weniger als 500 Worten, das heißt, es sind 5 Punkte zu vergeben. Hier ist er:

Kennt ihr das Gefühl etwas vergessen oder verpasst zu haben, etwas sehr, sehr wichtiges?Wisst ihr wie es ist, wenn ein solch bedeutendes Ereignis von einem einfach so unbemerkt bleibt?Ich kenne dieses Gefühl nur allzu gut und auch weiß ich, wie es ist, wenn etwas wichtiges unbemerkt bleibt, und ich hasse es. Ich hasse dieses Gefühl aus tiefsten Herzen, doch dieses eine Mal hätte ich mir gewünscht, es gehabt zu haben. Doch genau dieses eine Mal habe ich mich in der Zeit verloren und das Gefühl einfach verpasst. Es ist einfach unbemerkt geblieben und da bleibt einem nur noch die Frage, auf was dieses unbemerkte Gefühl mich hinweisen wollte.

Er ist 109 Wörter lang, und da ich kein Problem mit sehr kurzen Kurztexten habe, ist das auch kein Problem. Zunächst einmal das Offensichtliche: Rechtschreibung/Kommasetzung. Damit dieser Text seine volle, zugegeben starke Stimmung verbreiten kann, muss er langsam gelesen werden. Wenn die Kommas fehlen, wird man zu schnell man kriegt gar nicht mehr mit, was man da eigentlich liest. Außerdem: ich bin der festen Überzeugung, dass es schaffbar sein sollte, 109 Wörter mit höchstens einem, er ohne, Fehler zu schreiben. (Nimm's nicht persönlich. Das passiert nicht nur dir.) Für die Rechtschreibung: 1/3 (Habe ich schon erwähnt, dass ich streng bewerte?)

Spannung baut der Text auf jeden Fall auf. 2/2 (Und die vergebe ich auch nicht leichtfällig.)

Der dritte Bereich, in dem sich ein Kurztext behaupten muss, ist etwas schwieriger. Erwartet man das richtige? Steht das außen drauf, was auch drin ist? Die Frage ist gar nicht so leicht. Von den Gegebenheiten her wäre das Gefühl, etwas verpasst zu haben, richtig gewesen. Problem nur, dass in der Geschichte vor allem das Gefühl aufkommt, schnell fertig sein zu wollen. Im Sinne von: Wann kann ich das endlich abhaken? Das passt zur Aufgabe, keine Frage. Und das Gefühl, endlich nicht mehr nur von einer sinnlosen Sache zur nächsten gehen zu wollen, auch. In sich ist die Geschichte da logisch, aber zum Kurztext passt es weniger. Der wirkt wie vorher geschrieben, dann wurde aus der Geschichte etwas anderes als vorher geplant, aber der Text erhielt kein Update. 2/5

Insgesamt sind das für den Klappentext 5/10.

Jetzt geht es ans Eingemachte: den Haupttext.

Beginnen wir mit den Charakteren. Hier gibt es 15 Punkte zu vergeben. 5 Dafür, wie sie handeln. Ein Charakter, der einen ungeliebten Job hat, die nervigen Tage verbringt, die Zeit ungenutzt an sich vorbeiziehen sieht und ganz am Ende, wenn alles vorbei ist, den Moment seines Todes wirklich lebt. In sich schlüssig, gut gelöst. 4/5.

Der Hintergrund. In sich ist es schlüssig, dass jemand, der seinen Job nicht mag, ihn aber trotzdem macht, den nicht macht, weil es seine eigene Idee war. Es erschließt sich mir aber nicht ganz, warum man überhaupt einen Job macht, der einen nicht anspricht, scheinbar keinerlei Privatleben hat etc. Warum sucht sich so jemand nichts neues? Klar, es war mal sein Ziel gewesen, diesen Job zu erreichen, aber das ist doch kein Grund, ihn bis zum Ende zu machen. 2/5

Wie logisch ist das Handeln? Nun, ich bin wirklich zufrieden damit, warum er alles auf sich sitzen lässt anstatt selber etwas gegen die Welt unternimmt, die ihn so nervt. Abgesehen davon aber keine Lücke. 3/5

Das macht 9/15 für die Charaktere.

Die Storyline. Rufen wir sie uns kurz ins Gedächtnis. Er geht zur Arbeit. Er geht zu einer Sitzung. Er stellt uns alle Anwesenden vor. Unter ihnen ist die ihm noch unbekannte Frau. Bei der Sitzung schweift er mit seinen Gedanken ab, wird dafür zurecht gewiesen. Er geht an den Strand, der zufällig nähe ist. Er trifft Ms Mysteriös wieder. Er stirbt. Unterlegt von sehr vielen inneren Monologen, die es spannender machen, als es gerade klingt.

Im großen und ganzen ist es logisch, 3/5, und ziemlich originell, 7/10. Zur Logik gesagt sei aber noch: man kann sich nicht selbst von außen beschreiben. Entweder man ist Ich-Erzähler oder Er-Sie-Erzähler. Punkt.

Das macht 10/15 Storyline.

Das Setting. Es spielt in der heutigen Welt, daher gibt es 5 Punkte zu vergeben. Ich sehe hier keine Lücken oder Dinge, die so nicht passen, andererseits kann ich das natürlich auch nicht so recht beurteilen, schließlich weiß ich auch nicht so viel über Bänkerwelt oder was das sein soll. 4/5

Bezug zur Aufgabe. Am Ende der Geschichte scheint es mehr um den Tod als die Zeit zu gehen, es ist nicht klar, was sie bedeuten soll. Es ist gut, wenn die Zeit aufhört zu vergehen, man also tot ist? Zwischenzeitlich scheint es mehr um den Tod zu gehen, aber eben nur zwischenzeitlich. 8/20

Rechtschreibung. Ich muss sagen, dass irgendwann dieser Punkt war, wo ich von den vielen kleinen Kommafehlern und sonstigen Fehlern so angepisst war, dass ich Strichliste geführt habe. Es sind 23 Fehler. Unnötig viele. 4/10.

Stimmung/ Spannung. Das ist gut gemacht. 9/15.

Für den Haupttext: 44/70 (Ich vergebe mehr Punkte, als ich gedacht hätte)

Insgesamt macht das 50/85. Das sind 58,8%.

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