-37-/Ende

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Es war Zeit, für das Abendessen. Gönül und ich machten uns erstmal fertig. Ich zog mir ein langes, schwarzes Kleid an und trug dazu ein petrol farbenes Kopftuch. Gönül trug ebenfalls ein Kleid. Ihres war lila und ihr Kopftuch hatte die Farbe creme. Später kamen uns unsere Verlobten abholen und wir vier fuhren gemeinsam zum Treffpunkt, wo wir schon erwartet wurden. Alle waren schon da, wie man sehen konnte. Jeder hatte auf uns gewartet.

Der Abend verlief sehr schön. Ich war mit meiner Familie. Das reichte mir. Alle hatten gelacht, waren glücklich, es wurde viel geredet, auch über die Hochzeit. Alles war wunderbar...

-nach sechs Monaten-

Es war der Monat des großen, besonderen Tages. Es war Juli und fast meine ganze Familie in der Türkei, würde heute hier ankommen. Die Hochzeit war schon in zwei Wochen. Ich war jetzt schon so aufgeregt, wer weiß, wie ich am Hochzeitstag sein würde. Ich, Aytaç und meine Schwiegereltern fuhren zum Flughafen, um meine Familie abzuholen. Als wir ankamen, warteten wir zuerst eine Weile auf sie. Nach ungefähr einer Stunde entdeckten wir sie dann alle und meine Augen füllten sich schon mit Tränen. Sofort fiel ich als erstes um den Hals, meiner Großmutter. Die Mutter von meinem Vater. Die Eltern meiner Mutter und der Vater meines Vaters waren nicht mehr am Leben. Nur noch meine Großmutter, väterlicher Seits. Ich umarmte sie fest und brach in Tränen aus. Wie lange war es her, dass ich sie nicht gesehen hatte? Sehr lange definitiv. Danach drückte ich noch den Rest sehr fest und wir gingen zu den Autos. Später kam dann auch Gönül und Ömer, jeder mit seinen eigenen Autos, weil wir schwer in das eine Auto passen würden. Fast meine ganze Familie war jetzt da, wie sollten wir nur in einen Auto passen? Es war unmöglich, dewegen kamen nach Gönül und Ömer, noch Azelya und Gönüls Bruder mit ihren Autos. So passten wir dann alle endlich und fuhren zurück nach Hause. Das mussten wir wieder einmal aufteilen, da das Haus von mir leider nicht für jeden reichte. Es war relativ klein. Das war dann zum Glück auch kein Problem. Ein Teil, blieb bei mir und ein Teil fuhr zu den Eltern von Gönül. Ich war ihnen sehr dankbar. Alles klappte bis jetzt super. Nach einer Woche stand die Henna-Abend fest. Die Zeit bis dahin verlief auch wieder sehr schnell. Wahrscheinlich, wegen dem ganzen Stress. Alle Organisationen und Vorbereitungen, hatten bisher anz gut geklappt. Die Henna-Abend machten wir, also Gönül und ich ebenfalls zusammen. Wir zogen unsere roten Kleider an und ließen unsere Kopftücher und unser Make-Up, professionellen Leuten machen. Es war schließlich unser Henna-Abend. Dieser Tag würde einmal im Leben vorkommen. Ich saß mit Gönül nebeneinander auf einem Stuhl und wir hielten unsere Hände fest. Ich konnte schon ihren Puls fühlen und spürte, wie aufgeregt sie war. Eigentlich gab es keinen Unterschied zwischen uns, denn mir ging es genauso. Mein Herz raste wieder. Unsere Hände waren schon sehr verschwitzt, was jetzt vielleicht ekelig klingt, aber es war die Wahrheit. Vor Aufregung, passierte es halt. Wir waren endlich nach gefühlten Jahren fertig. Alle warteten schon gespannt auf uns. Wir beide bedankten uns den 'Friseuren' und guckten uns im Spiegel genauer an. Wir beide sahen einfach nur, mit einem Wort, fantastisch aus. Ich sah Gönül mit funkelnden Augen an, weil sie traumhaft schön aussah und sie tat es mir gleich. Wir machten uns gegenseitig viele Komplimente und verließen endlich das Zimmer, weil jeder schon ungeduldig auf uns wartete. Als wir rauskamen, konnte man sofort merken, wie schön sie uns fanden. Manche Augen wurden sogar glasig, manche konnten die Tränen nicht einmal aufhalten, weshalb sie die Wangen herunter kullerten und manche strahlten einfach nur bezaubernd. Wenn sie heute so waren, wie würden sie am Hochzeitstag reagieren? Wir wurden abgeholt und fuhren zum Saal. Als erstes, betraten wir es natürlich mit dem Bräutigam. Der Gang, wo wir durchgehen sollten, war groß genug, sodass zwei Paare nebeneinander und nicht hintereinander hinein gehen konnten. Zuerst, wurde getanzt. Das war jetzt unser erster Tanz mit Aytaç. Ich legte meine linke Hand auf seine Schulter, er seine rechte Hand um meine Taille, unsere freien Hände vereinten wir und tanzten langsam im Takt der Musik. Ich konnte nicht in seine Augen sehen. Ich war bestimmt wieder knallrot. Ich blendete alles um uns aus und konzentrierte mich nur auf uns. Nach einer kurzen Zeit legte Aytaç meine rechte Hand, mit der Innenfläche auf seine linke Brust. Auf sein Herz. Darauf legte er dann seine eigene Hand und wir tanzten in dieser Position weiter. Anschließend flüsterte er mir etwas ins Ohr. Obwohl das Lied laut war, konnte ich ihn genau hören, da ich jetzt nur uns beiden erlebte. Gerade sah ich nichts mehr, außer mich und Aytaç. Alles andere war ausgeblendet. Er flüsterte: ,,Sen buradan hiç çıkmicaksın. Bu hep senin için atacak. (Du wirst hier nie rauskommen. Es wird immer für dich pochen.)" Dann drückte er meine Hand etwas fester an seine Brust, sodass ich den Herzschlag jetzt besser und deutlicher spüren konnte. Es pochte genauso, wie mein Herz es tat. Sie waren im gleichen Rhytmus. Sie waren eins geworden. Sein Herz war mein Herz geworden. Das merkte ich noch einmal. Danach war dieser wunderschöne Moment leider schon zu Ende. Das Lied war fertig und die Männer mussten gehen. Es wurde daraufhin sehr viel getanzt, gegessen und am Ende sogar geweint. Als es Zeit, für die Henna wurde, wurden die ganzen Lichter im Saal aus gemacht. Nur die Teelichter, in den Händen der vielen Mädchen gaben etwas Licht. Aytaç, ich, Gönül und Ömer setzten uns alle nebeneinander auf die Stühle. Gönül und ich weinten schon natürlich unter den roten Schleiern, weil ich auch noch an meine Eltern denken musste. Aytaç, der es wahrscheinlich fühlte, nahm meine Hand und drückte es sanft, um darauf hinzuweisen, dass er bei mir war und ich nicht traurig sein sollte. Sogar in dieser Situation, machte dieser Kerl mich glücklich. Mein Leben. Mein Schatz. Mein Ein und Alles...

Dieser Tag, war dann auch mal zu Ende. Jetzt mussten wir noch die Hochzeit abwarten, dann war ich befreit, von dem ganzen Stress und würde eine verheiratete Frau sein. Die Trauung hatten wir immernoch nicht gemacht, wir wollten es an dem Tag der Hochzeit machen und nicht im Standesamt, weil das schon länger ein Traum von Gönül und mir war, es so zu machen.

...

Die Kleider wurden angezogen. Wir wurden geschminkt. Unsere Kopftücher wurden gemacht. Die Schleier wurden ebenso dran gemacht. Wir beide waren wie zwei wunderschöne, weiße Tauben. Es war der große Tag. Es war unser Hochzeit. Wir standen gerade im Wohnzimmer von Gönüls Eltern. Vor mir mein Onkel und vor Gönül ihr großer Bruder. Sie waren dabei, die roten Bänder um unsere Taille zu binden. Normalerweise war das der Auftrag von dem Bruder der Braut, doch da ich keinen Bruder hatte und auch keinen Vater, hatte das mein Onkel erledigt. Es fiel uns beiden sehr schwer, weil er auch immer wie ein Vater für mich war. Ich versuchte mich zusammenzureißen und stark zu bleiben, um nicht zu weinen, doch sowas war keine Sache, wo man das tun konnte. Ich musste so viel weinen und mein Onkel ebenfalls. Wir umarmten uns eine Weile, nachdem er das rote Band gebunden hatte und ich sein Handrücken, aus Höflichkeit küsste. Jeder war schon am Weinen im Zimmer. Als wir beide uns voneinander trennten, drückte er mir noch einen Kuss auf die Stirn und es war Zeit, die anderen zu umarmen. Zuletzt wurden dann unsere Gesichter unter den Schleiern versteckt und wir wurden von den Bräutigamen abgeholt. Wir gingen zusammen heraus und es wurde draußen erstmal gebetet. Der Imam machte ein Dua, wobei jeder mit geöffneten und gehobenen Händen ihm zuhörte. Später fuhren wir dann mit einer weißen Kutsche zum Saal. Wir betraten es, gingen, wie am Henna-Abend nebeneinander zur Tanzfläche. Erstmal wurde mein Schleier von Aytaç geöffnet und ich bekam ein Kuss auf meine Stirn von ihm. Danach tat Ömer das gleiche zu Gönül. Danach wurde wieder getanzt. Nachdem das Lied leider schon zu Ende war, wurde der große Tisch aufgestellt, wo die Trauung stattfinden würde. Wir setzten uns alle vier hin und warteten auf den Beamten oder die Beamtin. Es war ein Beamter. Er kam rein und setzte sich zu uns, an den Tisch. Zuerst fragte er mich, dann Aytaç, dann Gönül und zum Schluss Ömer, nach unseren Namen und den Namen unserer Eltern. Dann kam auch schon der beste Part. Gleich würde sich mein Nachname ändern und ich würde die Ehefrau, von Aytaç sein. Der Beamter fragte uns wieder nacheinander, ob wir den- bzw. diejenigen, als Frau bzw. als Mann haben wollten. Natürlich bejahten wir alle sehr fröhlich und unterschrieben. Nachdem das auch getan wurde, standen wir auf und bekamen die Trauscheine in die Hand gedrückt. Auch der Kuss auf die Stirn durfte nicht fehlen. Bevor Aytaç dies tat, sagte er noch leise ,,Helalim." und drückte anschließend den Kuss. Unseren Trauschein bekam ich und den anderen Gönül. Wir beide hielten unsere Hände fest und wedelten mit den anderen Händen, womit wir die Trauscheine hielten hochgehoben hin und her. Ab jetzt waren wir verheiratet. Ich hieß nicht mehr Eflin Özalp, sondern Eflin Cetin und Gönül nicht mehr Gönül Şahin, sondern Gönül Irmak. Es war alles so perfekt, dass es wie ein Traum war, von dem ich nie mehr aufwachen wollte. Alle waren sehr glücklich und strahlten vor Freude. Der Tag war am Ende angelangt und als letztes wollten wir noch ein Familienfoto schießen lassen, wo die ganze, aber wirklich, die ganze Familie mit dabei war. Wir versammelten uns alle auf die Tanzfläche und stellten uns jeweils nebeneinander auf, manche auch hinter uns und die Kinder vor uns, gehockt. Das Foto wurde geschossen und ein wunderbares Portrait entstand daraus. Eine überglückliche Familie. Was gibt es besseres auf dieser Welt?

Ende

Eyes of LoveWhere stories live. Discover now