Kapitel 10

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~Josephines Sicht~
2. April

»Hey Joe!«, begrüßte mich Beccy am Eingang an der Schule.
»Morgen«, antwortete ich gähnen.
»Müde?«, fragte sie mich.
»Ja, ich konnte nicht so gut schlafen. Du wirst es nicht glauben, aber am Samstag war der Polizist da, den wir beim Shoppen schon gesehen haben.«
»Wieso? Wollte der noch was zu dem kleinen Unfall wissen?«, hakte sie nach. »Nein. Er war nicht im Dienst, als er bei mir war. Das war irgendwie richtig komisch. Er meinte, dass ich eventuell die entführte Tochter von jemandem sein könnte.«   »Was?«, fragte sie ungläubig. »Wie soll denn das gehen?«
»Keine Ahnung. Er kümmert sich jetzt jedenfalls darum. Aber meinst du, da ist was dran?«
»Keine Ahnung, aber ich denke nicht. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Deine Eltern sollen dich entführt haben?«

»Ich weiß ja auch nicht, was ich davon halten soll...«
»Das wird schon. Und egal was ist... ich bin immer da«,  meinte sie und umarmte mich.

Oben im Klassenzimmer erzählte ich Louisa auch, was mir der Polizist erzählt hatte. Am Wochenende war ich nicht dazu gekommen, da meine Verwandtschaft zu Besuch kam.
»Und wenn du den Polizist einfach anrufst? Du hast ja die Nummer.« »Und was soll ich dann fragen? Er hat ja gesagt, er schaut, was er machen kann.«
»Hmm... und wenn du fragst wie es bis jetzt aussieht? Oder du wartest einfach, bis er sich wieder meldet. Er weiß ja auch eure Adresse.«
»Ich glaube ich warte erst mal. Weil es ist ja gerade mal zwei Tage her, als er da war und Sonntags wird er da nicht geschaut haben.«
"Andere Frage, was macht ihr heute Nachmittag?" unterbrach uns Beccy.  "Hab nichts vor, wieso?"    "Und du Louisa?"
"Ich hab auch Zeit."
"Gut, dann können wir heute ja was machen. Morgen ist ja eh keine Schule, weil da die Verabschiedung von der einen alten Lehrerin ist, da könnten wir dann auch zusammen übernachten."    "Hey ja! Warum nicht?" antwortete Louisa. Auch ich war von der Idee begeistert.
"Und abends können wir dann  noch deinen Geburtstag nachfeiern, oder?"   "Jaaa!" quietschte Louisa. "Ich schreib euch dann, wann wir uns treffen. Ich-"  "Rebecca sei leise!" unterbrach uns unsere Mathelehrerin.  Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon da ist.

Nach der Schule ging ich nach Hause und machte mir was zu Essen. Da ich keine Lust auf irgendwas Großartiges hatte, machte ich einfach Spiegelei.
Nach der Hausaufgabe hatte ich noch eine Stunde, bis wir uns treffen. Zuerst wollen wir ein bisschen einkaufen, dann zu Beccy in den Keller. Ihr Keller ist schön gemütlich. Er ist beheizt, hat einen flauschigen Teppich  und eine Musikanlage haben sie dort auch. Ihre Eltern arbeiten oft nachts, deswegen macht es ihnen nichts aus, wenn wir da feiern.

Unser Treffpunkt war bei der Domplatte. Da Louisa gar nicht so weit weg von mir wohnt, sind wir zusammen dahin gelaufen.
"Weißt du eigentlich, wann wir die nächste Probe haben?" fragte ich Louisa. Sie spielt mit mir in einem kleinen Orchester. Zur Zeit haben wir aber Pause, da wir letztens ein Konzert hatten. "Ne, keine Ahnung. Müssten wir mal fragen."  In dem Orchester spielen wir beide schon drei Jahre mit. Sie spielt Trompete und ich Oboe.  "Ich sollte eh mal wieder üben." meinte sie. "Ich auch. Ich hab schon eine Weile nicht mehr geübt."  "Gut dann bin ich ja nicht allein." lachte sie.
  
  
"Wo wollen wir als erstes hin?" fragte uns Beccy, als wir ihr entgegenkamen. "Ich hab letztens voll das schöne Kleid gesehen. Können wir dahin und das anprobieren?"    "Klar, aber um 16 Uhr müssen wir wieder los. Ich hab noch eine Überraschung für Joe. Aber ich glaube dir wird es auch gefallen, Louisa. Ich sag nur Museum."
"Du denkst mir gefällt ein Museum? Erinnerst du dich noch an letztes Schuljahr?" fragte ich etwas verwundert aber mit einem Grinsen im Gesicht.
Letztes Jahr waren  wir am Wandertag in einem Museum. Irgendwo dort waren Stühle auf die man sich setzten konnte und der Führer dann irgendwas erzählt hat. Ich weiß nur noch, dass es mega langweilig war und ich eingeschlafen bin. Nach dem Aufwachen habe ich erst meine Klasse finden müssen. Wenigstens musste ich mir dann nur noch fünf Minuten von dem langweiligen Geplapper antun.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir gefallen wird." versicherte mir Beccy.

Nachdem Louisa das Kleid anprobiert hat, sind wir in dem Laden durch die Gegend gerannt und haben die hässlichsten und komischten Teile gesucht. Das Erste, was ich hatte war ein hautfarbenes Kleid mit Glitzer,  und das Zweite war sowas wie ein riesiger Jumpsuit.
Jeder probierte die Teile an. Ich das Kleid, Beccy eine übergroße knallrote Hose und was Louisa anhatte, wussten wir alle nicht so genau.
Nachdem wir ein paar peinliche Fotos gemacht haben, gingen wir zur Kasse. "Die Fotos zeig ich dann an deiner Hochzeit!" kicherte Louisa. "Dann freu du dich mal auf deine Hochzeit. Wenn du wüsstest, was ich noch für Bilder von dir hab." gab ich zurück. "Erinnerst du dich noch an das Bild, wo ich dich geschminkt habe? Oder als wir versucht haben, uns innerhalb einer Minute so viele Kekse wie möglich in den Mund zu stecken?"  
"Die hast du noch?" fragte Louisa.  "Warum hast du die noch?" 
"Keine Ahnung. Hängen noch an meiner Fotowand. Die zeig ich dir mal." antwortete ich ihr.
   
   
"Und schon eine Ahnung wo wir hingehen?"  "Ne... sags mir... Bitteee" flehte ich sie an.  "Schokoladenmuseum!" quietschte Beccy.  "Nein. Echt? Oh mein Gott! Du bist so genial."

Das Schicksal will anders || Auf Streife / Auf Streife die SpezialistenWhere stories live. Discover now