Kapitel 20

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~ Josephines Sicht ~
5. April

Als ich aufwachte war es draußen schon hell und die Sonnenstrahlen erwärmten mein Gesicht.
"Morgen. Auch schon wach?" kam es von Chrissi, die gerade aus dem Bad kam.
"Morgen." antwortete ich ihr.
"Ich soll dir sagen, dass in zehn Minuten Visite ist. Wir wollten dich nicht wecken."   "Ok"
Ich stand auf und ging auch zum Bad. Die Infusion von gestern Abend hat man wohl irgendwann in der Nacht abgemacht.
"Du Chrissi? Hast du nen Kamm und einen Haargummi? Mein Zeug ist noch daheim." fragte ich sie, als ich im Bad ankam.
"Schau mal in der blauen Tasche unter dem Waschbecken. Müsste alles drin sein."
Als ich mich vor den Spiegel stellte, wäre ich fast von meinem eigenen Spiegelbild erschrocken. Ich sah ziemlich fertig aus. Aber ich fühlte mich schon viel besser als gestern und mir tat auch nichts mehr wirklich weh.
"Joe? Ich glaub die kommen schon." 
"Bin eh gleich fertig."  Ich band meine Haare schnell zusammen und machte mich auf den Weg zurück ins Bett.

"Also eigentlich könnte ich hier ewig bleiben..." sagte Chrissi plötzlich. "Warum? Ich finds hier echt öde... warum bist du überhaupt hier?" 
"Mein Bruder hat mich die Treppe runter geschubst. Und du?"
"Dein Bruder hat was?! Warum das? Ich hatte irgendwas an der Milz wegen einem Unfall, aber was weiß ich nicht so genau... muss ich noch fragen."
"Ich hab mich mit ihm gestritten und es ist ein bisschen ausgeartet..."
Gerade als ich ihr antworten wollte, klopfte es an der Türe und ein paar Ärzte und Krankenschwestern betraten den Raum.

"Guten Morgen, Josephine. Debbie Fischer mein Name. Wie geht es dir? Tut dir irgendwas weh?"
"Morgen. Ich glaub mir geht's ganz gut. Mir tut es nur da ein wenig weh." sagte ich und zeigte mit dem Finger auf die Operationsnarbe.
"Das ist völlig normal. Tut dir sonst noch was weh oder so?"
"Nö. Ich fühle mich eigentlich ziemlich gut. Aber was genau habt ihr da eigentlich gemacht?"
"Also es ist so, Josephine. Du hattest eine Milzruptur, das heißt du hattest einen Riss in der Milz. Wir mussten einen Teil deiner Milz entfernen..." berichtete sie mir. "Keine Angst. Das wächst wieder nach." sagte ein Arzt im Hintergrund, der meinen Blick wohl richtig gedeutet hat.
"Und wie lange muss ich dann hier bleiben?"

"Voraussichtlich um die zehn Tage. Es kann sich auch ändern. Kommt ganz auf deine Werte an und wie du dich fühlst. Wir müssen überwachen, ob es vielleicht zu Blutungen oder Nachblutungen kommt." erklärte mir wieder Dr. Fischer.
"Stefanie? Würdest du ihr noch schnell Blut fürs Labor abnehmen?" Sie richtete ihren Blick auf die Krankenschwester, die uns gestern Abend zurück ins Bett geschickt hat. "Ja, mach ich." Die Ärzte drehten sich alle wieder um und huschten aus der Türe.
"Warum haben die nicht mit dir geredet?" fragte ich Chrissi neugierig. "Die waren schon da, als du geschlafen hast."  "Achso."   "Du wolltest mir noch mehr erzählen von dem Polizisten und so." Chrissi setzte sich in ihr Bett und sah mich an.

Ich berichtete ihr von dem ganzen Rest der letzten paar Tage... "Vor allem verstehe ich nicht, wie das gehen soll. Klar... vielleicht sehe ich Franco und äh... Kathi wirklich ähnlich, aber eigentlich gibt es keine Beweise dafür, dass ich wirklich deren Tochter bin. Es gibt Bilder von meiner Mutter wie sie schwanger ist, in der Geburtsurkunde stehen ihre Namen..."    "Okay. Das ist echt komisch. Hast du ein Bild von den Beiden?"  "Ne... aber ich bin einfach nur froh, wenn das geklärt ist."   "Kann ich verstehen." bestätigte sie meine Gedanken.

Um kurz nach Neun klopfte es an der Tür und Franco trat herein.
"Hey Josie. Wie geht's?"   "Morgen. Mir geht es schon viel besser. Aber ich muss hier noch so lange bleiben..." jammerte ich.
"Das hat eine OP so an sich. Aber ich hab dir was mitgebracht."
Er musterte mich kurz und fuhr dann fort "Ich dachte, diese Krankenhaushemden werden dir nicht ganz so gefallen." Er trat zu mir neben das Bett und drückte mir eine Tüte in die Hand. "Das ist altes Zeug von meiner Schwester. Das hat sie mal bei mir vergessen und jetzt passt ihr das Alles nicht mehr."  
"Danke. Ich hatte schon Angst, ich muss den ganzen Tag damit herumlaufen." kicherte ich.
"Ach und Josie? Wir konnten deine Eltern immer noch nicht erreichen. Willst du es mal selber probieren oder soll sich das Klinikpersonal weiter darum kümmern?"   "Ne ich versuchs später auch mal. Aber sie haben irgendeinen neuen Auftrag und da haben die dann wenig Zeit." meinte ich, als mein Magen zu knurren begann. "Hast du noch nichts gegessen?" Franco sah mich mit einem Grinsen im Gesicht an.  "Nö. Gab es überhaupt schon Frühstück?"   "Ja, das wird normalerweise schon so um 8 Uhr verteilt." informierte er mich.
"Da hab ich noch geschlafen..."  "Also du kannst echt lange schlafen. Gestern nach der OP hast du auch ganz schön lange geschlafen." grinste er. "Aber ich hol dir schnell was aus der Cafeteria."
"Echt? Danke!" Er lachte mich an und schon verschwand er aus dem Raum.

"War das der Franco von dem du erzählt hast?" Chrissi sah mich neugierig an.
"Ja, das ist er."  
"Ihr seht euch ja mal mega ähnlich..."

Das Schicksal will anders || Auf Streife / Auf Streife die SpezialistenWhere stories live. Discover now