Kapitel 1

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Booth lehnte sich zurück, unterbrach dabei aber keine Sekunde den Kontakt zu meinen Augen. Dann griff er lässig nach der Flasche die vor uns auf dem Tisch stand und schenkte nach. Wahrscheinlich saßen wir bereits viel zu lange hier und wahrscheinlich hatten wir viel zu viel getrunken, aber das machte nichts. Wir hatten keine Verpflichtungen, zumindest nicht mehr heute.

"Ich denke schon. Ich war immerhin ein Grund mit für seine Entscheidung."

Ich griff nach dem Glas, leerte die kalte, klare Flüssigkeit in einem Zug hinunter und stellte das leere Gefäß zurück auf den Tisch.

"Es war nicht seine Entscheidung, Booth. Ich war diejenige, die in allem keinen Sinn mehr gesehen hat."

Wir saßen uns gegenüber und sahen uns einfach nur in die Augen. Sein Blick war besorgt und mitfühlend. Er wollte mich trösten, aber ich musste nicht getröstet werden. Es war alles in Ordnung. Solche Dinge passierten nun einmal, auch ich blieb davon nicht verschont. Es war nicht das erste Mal und es würde ganz bestimmt nicht das letzte Mal sein.

"Es tut mir wirklich leid, Bones."

Ich zuckte mit den Schultern, versuchte zu lächeln.

"Das muss es nicht."

"Und aus welchem Grund? Weil er dir vorgeworfen hat, dass du mehr Zeit mit mir verbringst, als mit ihm."

"Du kannst mir keine Frage stellen und dir die Antwort darauf gleich selber geben. Abgesehen davon hatte er Recht. Aber wie soll ich etwas daran ändern? Wir arbeiten zusammen."

Booth griff bereits wieder nach der Flasche, leerte den Rest in mein Glas und schob es direkt an die Tischkante, auf mich zu. Danach griff er nach seinem eigenen und trank den letzten Schluck daraus.

"Ja. Und wenn er Probleme damit hat, soll er gehen."

Das entlockte mir ein Lachen, das erste an diesem Abend.

"Er ist gegangen."

"Stimmt," er zuckte verlegen mit den Schultern, "hatte ich wohl für einen Moment vergessen."

"Genau das ist das Problem der Monogamie. Menschen haben einen so starken Drang, sich zusammen zu tun, wobei einerseits sexuelle Anziehung und Fortpflanzung, andererseits Kompensation eigener Unzulänglichkeiten eine Rolle spielen. Nach Erkenntnissen von Paarpsychologen führt das immer wieder zu der Angst, dass ein anderer besser sein könnte als man selbst und man infolge der Monogamie den Partner an Dritte verlieren könnte. Deshalb ergreifen viele Maßnahmen, um sich ein Gefühl der Sicherheit zu erschaffen. Dazu gehört das Eheversprechen, das Versprechen sexueller Treue und," ich sah Booth an und deutete mit meinem Finger auf ihn, nachdem ich mich gefährlich nahe über den Tisch hinweg zu ihm gebeugt hatte, " die Vermeidung allzu enger Freundschaften zu anderen Angehörigen des begehrten Geschlechts."

"Ich dachte du hasst Psychologie."

"In diesem Fall trifft aber alles genau zu."

"Du meinst damit also, dass wir keine Chance haben eine glückliche Beziehung zu führen, solange wir beide, " seine Hand zeigte abwechselnd von ihm auf mich, " miteinander befreundet sind?"

Für einen Moment verharrte ich so nahe bei ihm, meinen Finger immer noch auf ihn gerichtet, dann ließ ich mich zurückfallen und griff ruckartig nach dem Glas, welches ich beinahe vom Tisch geworfen hätte.

"Gute Reaktion, Bones."

Ich nickte und trank erneut mein Glas leer.

"Ich denke einfach, dass die Wenigsten damit zurecht kommen, dass wir Beide so viel Zeit miteinander verbringen. Aber wir arbeiten nun mal zusammen."

Bones "Just Friends"Where stories live. Discover now