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3 | Eisige Berührung

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Ich erwachte aus meinem traumlosen Komazustand. Das gelbliche Licht der Straßenlaternen fiel in schwachen Streifen durch die Fenster auf den Boden. Ich lag noch immer in dem Bett von Adrian. Mein Kopf, der leicht schmerzte, war auf die weichen Kissen gebetet. Ich spielte mit dem Gedanken, dass ich das alles hier nur träumte. Doch als ich mit meinen Fingern über die Bettdecke strich, die meinen halbnackten Körper bedeckte, und jede einzelne Faser genau spürte, wusste ich, dass ich tatsächlich hellwach war.

Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und ich konnte schemenhafte Umrisse wahrnehmen. Ich tastete nach der Nachttischlampe, deren undeutliche Silhouette rechts von mir zu erahnen war. Das warme, gedämpfte Licht erhellte das Schlafzimmer. Ich setzte mich auf und sah mich neugierig um. Mein Blick schweifte in dem halb leeren Raum umher. Die wenigen Bilder an der Wand waren alte schwarzweiß Fotografien von London. Auf allen hüllte der silbrige Nebel die Menschen und Gebäude ein. Auf dem dunkelgrauen Sessel, der zum Fenster hin ausgerichtet war, lagen Adrians Hemd und Jacke, sowie meine Anziehsachen. Doch im Gegensatz zu seinen Kleidungsstücken, waren meine fein säuberliche zusammengelegt worden. Adrian, schoss es mir durch den Kopf.

Ich erinnerte mich noch an den Kuss und wie er mich in das Schlafzimmer führte, doch nicht an das, was kurz vor meinem Blackout passiert war. Ich versuchte anstrengt mich daran zu erinnern. Doch anstatt eines klaren Bildes sah ich nur verschwommene Schatten vor meinem inneren Auge. Ich versuchte irgendwelche Anhaltspunkte zu finden, die meinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen konnten. Ich scheiterte kläglich daran.

Es war wie ein plötzlicher Cut in meinen Erinnerungen. Im ersten Moment sah ich Adrian über mir, ganz deutlich und klar, und dann kam diese plötzliche Schwärze aus dem Nichts heraus. Das machte mich verrückt. Hatten ich und Adrian es zu Ende gebracht? Oder war ich einfach während seines Kusses ohnmächtig geworden?

Oh Gott, dachte ich beschämt. Wie stand ich jetzt nur da? Ich kletterte aus dem Bett und holte meine Sachen. Hastig zog ich mich an und warf einen Blick in den Spiegel, der über der schwarzen Kommode hing. Mein von Natur aus gelocktes braunes Haar, stand in alle Richtungen ab.

Langsam verzweifelte ich. Ich versuchte es, ohne Kamm, zu bändigen. Während ich eifrig dabei war, fiel mir eine gerötete Stelle an meinem Hals auf. Verwundert strich ich meine Haare beiseite und musterte die Stelle im Spiegel genau. In dem dämmrigen Licht konnte ich nicht viel ausmachen. Ich griff an meine Kehle und spürte deutliche Vernarbungen.

Erschrocken zog ich meine Hand weg und schaltete das Deckenlicht ein. Nun konnte ich ihn deutlich sehen. Auf meinem blassen Schwanenhals zischen den braunen Locken stach er deutlich hervor: Adrians Biss.

Auf Zehenspitzen schlich ich im halbdunklen die Treppe hinunter. Aus dem Wohnzimmer drang traurige, schwermütige Klaviermusik. Als ich den Raum betrat, sah ich Adrian mit dem Rücken zu mir gewandt, am Konzertflügel sitzen. Zögerlich trat ich näher an ihn heran. Ich wollte Adrian nicht stören. Das Klavierstück war viel zu schön, um nicht zu Ende gespielt zu werden. Er bemerkte mich, als ich mich auf der Couch niederließ. Seine Finger froren in der Luft über den Tasten ein.

»Spiel bitte weiter, es ist wunderschön«, bat ich ihn. Adrian kam meiner Bitte wortlos nach und setzte die Melodie fort.

Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Ich beobachtete ihn verstohlen. Wie in Trance schlug er die weißen und schwarzen Tasten an, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Meine rechte Hand ruhte auf dem Bissmal. Die Wunde schien zum Glück nur ein Bluterguss zu sein. Aber trotzdem warf sie tausende Fragen auf, warum zum Teufel Adrian mich gebissen hatte. Ich wusste, dass manche Männer gewisse Vorlieben hatten, aber für Adrian schien das völlig untypisch.

Er beendete das Stück und blieb danach eine Weile ruhig am Klavier sitzen, als wolle er jederzeit ein neues Stück beginnen. Doch das Klavier blieb stumm. Gerade wollte ich etwas sagen, um die unangenehme Stille zu brechen, doch Adrian kam mir zuvor. Er sprach leise aber dennoch deutlich.

We kissed the London RainWhere stories live. Discover now