>Der Fremde<

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»I like rainy days...
It reminds me that sometimes the world cries, too...«

Seit Stunden schon prasselt der Regen an meine Fensterscheibe, und mindestens genauso lang sitze ich schon hier, auf meinem Fensterbrett, und starre die Sterne an. Meine Katze schnurrt zufrieden auf meinem Schoß und reibt ab und zu ihren kleinen, schwarzen Kopf an meinen Bauch. Ich lasse meinen Kopf nach Hinten fallen, sodass er gegen die Wand hinter mir stößt. „Das Leben ist so leicht als Katze, hm?" Das kleine Fellknäuel namens Maya gurrt einmal kurz auf, als wolle sie mir zustimmen, und versinkt dann wieder in ihr gleichmäßiges Schnurren. Mit dem Finger fahre ich eine Wasserspur nach, die ein Regentropfen zurückgelassen hat. Dann fällt mir ein Junge auf, der vor dem Garten vom Haus gegenüber steht. Ich rutsche näher zur Scheibe heran, weswegen ich von Maya einen kleinen Tritt kassiere und versuche herauszufinden was er hier macht. Und warum er im Regen steht, völlig ohne Regenschirm oder Kapuze. Ich schätze ihn auf mein Alter also ungefähr 16 bis 17. Der Rest ist unschwer zu erkennen, da er unter einer Laterne steht, die einen gewaltigen Schatten auf sein Gesicht wirft. Aber eins ist klar: Er schaut zu mir herauf. Vielleicht falle ich auf mit meinen blauen Haaren, aber mich so anzustarren? Aber da ich höflich sein will winke ich leicht zu ihm hinunter und er nickt in meine Richtung. Dann betritt er das Haus vor dem er stand und schließt die Tür nicht ohne noch einen Blick zu mir zu werfen. Seufzend schalte ich die Musik aus, hebe Maya von mir und rutsche von der Fensterbank um mir meinen Pyjama anzuziehen. Dann putze ich mir die Zähne und gehe zu meinen Eltern die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. „Mum? Dad?", flüsterte ich in das Dunkel des Zimmers. „Ja, Alison?", murmelt Mum verschlafen. Offenbar ist sie mal wieder auf dem Sofa eingeschlafen. „Ist gegenüber wieder jemand eingezogen?" „Hm? In das leerstehende Haus? Ja, schon seit gestern wohnt dort eine neue Familie. Scheinen nette Leute zu sein." Sie gähnt. "Ally, weißt du wie spät es ist?" "Mittlerweile halb elf. Ich geh ins Bett. Schlaf gut." Damit wende ich mich von meiner Mutter ab, gehe zurück in mein Zimmer und kuschle mich in mein Bett.

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Ein lautes Klirren riss mich aus dem Schlaf. „Emily...", grummelte ich in mein Kissen. Meine Schwester Emily würde auch um halb 5 putzmunter vor deinem Bett stehen und dich aus dem Bett werfen. Heute macht sie offenbar Frühstück.
Nach fünf Minuten ununterbrochenem Klirren aus der Küche rutsche ich aus dem Bett und tapse verschlafen in die Küche. „Em...Muss das sein?" Grinsend und mit einer Bratpfanne in der Hand nickt sie. „Klar, irgendwer muss ja Frühstück machen Schwesterherz." Damit wendet sie sich wieder dem Herd zu. „Willst du auch Rührei?" "Klar", murmele ich und umarme sie. „Du bist die Beste Em." „Weiß ich doch." Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Und jetzt setz dich, es gibt gleich Essen."

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??? POV:
Sie hat mich gestern zum Ersten Mal gesehen. Ich sie aber nicht...aber ab jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr um sie machen. Ich kann sie jetzt immer ansehen. Sie sitzt jeden Abend an ihrem Fenster. Irgendwann werden wir dort zusammen sitzen. Ich weiß es.

Und tief im inneren weiß sie es auch.

The Boy who stole my heartWhere stories live. Discover now