>Kennenlernen<

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Nach dem Frühstück war ich mit Em zum Tanzunterricht gefahren. Angefangen hatten wir als ich 7 und Em 9 war. Genau genommen hatte sie mich mitgeschleppt, und obwohl ich erst nie wieder dorthin wollte bin ich nach einer Zeit mit eingestiegen, weil ich merkte wie glücklich Em beim Tanzen war. Damals hatte ich kaum Freunde und wollte jede Chance nutzen um welche zu finden. Und jetzt, fast 10 Jahre später, war Tanzen eine Leidenschaft. Außerdem hatte ich dort meine beste Freundin Stacy kennengelernt, die genau so bescheuert ist wie ich.
Nach dem Tanzen ist Emily noch zu einem Freund gegangen, angeblich um ein "Schulprojekt" zu besprechen. Wers glaubt. Irgendwann gegen 10 Ihr abends merkte ich Schnellchecker dann, dass ich meinen Schlüssel auf dem Weg nach Hause verloren haben musste. Also musste ich bei Kälte, Dunkelheit und Schneeregen durch den Park laufen um meine doofen Schlüssel zu suchen. Ich stöhnte auf. Meine Finger waren mittlerweile schon rot vor Kälte und meine Nase lief ins Unermessliche. Frustriert setzte ich mich ans Ufer eines Künstlich angelegten Sees hier und starrte auf das Wasser. Das Licht der Laternen spiegelte sich in den kleinen Wellen wieder und die Schneeflöckchen verzerrten das Spiegelbild ständig ein wenig. „Hey", meldete sich plötzlich eine Stimme von hinten. Als ich mich umdrehte erkannte ich einen Jungen, der mich freundlich anlächelte. Du musst weglaufen, sagte eine Stimme in mir, doch die andere Seite war zu neugierig. "Hi.", erwiderte ich mit kratziger Stimme. Der Junge setzte sich neben mich und sah ebenfalls aufs Wasser. „Schön hier, oder?" Ich nickte. „Ich komme oft hierher wenn ich nachdenken will. Und du?", fragte er mich. „Oh...ich hab nur meinen Schlüssel verloren und bin zu müde zum suchen." Er lachte. „Soll ich dir beim Suchen helfen?" „Ne, passt schon...im Dunkeln findet man eh nichts." Wir schwiegen uns eine Ewigkeit an, bis ich schließlich das Schweigen brach. „Wer bist du überhaupt?" „Liu Adams. Bin neu hergezogen. Und du? Ich glaube du warst die, die mich gestern durchs Fenster beobachtet hat." Er kicherte. „Also erstens", wandte ich unter Lachen ein, „hast DU mich angestarrt. Und zweitens heiße ich Alison." Ich legte mich flach auf den Boden und sah in den Himmel, wo sich die Wolken mittlerweile verzogen hatten und es jetzt totenstill war. Liu tat es mir gleich und sah mich von der Seite an. „Ich liebe Nächte wie diese." „Ich auch, Liu." Wie in Kitschigen Liebesfilmen  flog eine Sternschnuppe über unsere Köpfe hinweg. „Du musst dir was wünschen, Ally." „Hab schon."  Ich gähnte. „Ich könnte glatt einschlafen...", flüsterte ich ihm zu, doch in diesem Moment zerbrach ein Schrei die Stille. „ALISON! Geht es dir gut??" Meine Schwester kam auf mich zugerannt und kniete sich neben mich. „Ja, Em, alles bestens." „Hattest du wieder Streit mit Mum?" „Ähm...nein?" Erst jetzt bemerkte Em den Jungen neben mir und verstummte. Dann fuhr sie ihn an. „Was machst du hier? Lass Ally in Ruhe!" „Whoa, whoa. Em, das ist Liu. Er ist nett und wir haben NUR geredet." „Ich weiß wer das ist. Und DU hältst dich fern von ihm!" Jetzt verlor ich die Fassung. „Emily! Was ist denn dein Problem? Ich Mache WAS ich will mit WEM ich will. Und jetzt geh wieder zu deinem kleinen Freund." Für einen Moment starrte Em mich nur an. Dann fasste ich Liu an der Hand und stand mit ihm auf. "Kommst du?" Mit diesen Worten ließ ich meine Schwester sitzen.

„Woher kennt ihr euch überhaupt?", fragte ich schlecht gelaunt. „Wir waren in einer Klasse und naja...für ne Woche waren wir zusammen." „Und dann?" Er schwieg. „Das kann dir Em erzählen." Ich schluckte meine Wut darüber, dass er mir diese Sache verheimlichte runter und trat nur einen Stein gegen einen Baum, während wir nach Hause gingen.
Irgendwann bogen wir in die Straße ein in der wir wohnten und blieben kurz stehen bevor unsere Wege sich trennten. „Gute Nacht, Ally. Träum was schönes."  Er umarmte mich zum Abschied und ging dann zu seinem Haus. Gerade als ich klingeln wollte und mich mental auf die Standpauke von meiner Mutter vorbeireiten wollte warum ich mitten in der Nacht klingele, fiel mir etwas glänzendes auf der Treppe auf. Und als ich es aufhob realisierte ich was es war.
Mein Schlüssel.
Verwundert hielt ich ihn in meiner Hand. „Ciao, Ally!", schallte es von gegenüber. Lächelnd steckte ich den Schlüssel ins Schloss und flüsterte „Ciao, Liu..."

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⏰ Last updated: Mar 13, 2017 ⏰

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The Boy who stole my heartWhere stories live. Discover now