Band der Ewigkeit (Bainganee ~Dunkler König)

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Es war einmal vor langer langer Zeit, da lebte ein Löwe. Er war der König der Tiere und herrschte über das ganze Reich. Unter den Löwen war er der größte, schnellste, stärkste und schönste, mit der längsten Mähne von allen.

Kein Tier wagte es auch nur eine Pfote gegen ihn zu erheben. Kam er vorbei verbeugten sich alle vor ihm. Er musste nur eine Pfote heben und ihm wurde etwas zu Essen vor die Füße gelegt. Doch das mochte er nicht. Er jagte lieber selbst, denn dann konnte er den Wind in der Mähne spüren, der immer an ihm vorbei strich. Denn dann fühlte er sich frei.

Er konnte alles haben und hatte doch nichts. Alle Tiere machten ihm Platz und gingen ihm aus dem Weg. Nie leistete ihm jemand Gesellschaft. Eltern hatte er keine mehr, um die er sich kümmern könnte. Sie starben als er noch ein Junges war. Er war immer allein gewesen. Er kannte nichts anderes. Er war einsam bis an sein Ende. Er konnte nichts daran ändern. Also lebte er sein Leben, so gut er konnte. Zu jedem Sonnenaufgang und Untergang brüllte er, damit alle Bescheid wussten, dass ein neuer Tag begann oder endete. Bevor er es wieder tat, sprintete er noch einmal durch sein Revier. Denn nur dann konnte er in Ruhe einschlafen. Er musste immer wissen, dass es allen gut ging. Wenn jemand Hilfe brauchte, war er gleich zur Stelle.

Heute war alles ruhig. Also kehrte er wie jeden Tag, zu seinem Felsen zurück. Er schlief dort für gewöhnlich, aber heute konnte er nicht schlafen. Etwas war anders. Die Einsamkeit nagte wieder an ihm und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er vertrat sich noch ein wenig die Füße. Am weiten Meer stoppte er an einer Klippe. Er legte sich an einem Vorsprung nieder und betrachtete den Sonnenuntergang. Er tauchte das Meer in ein schönes orange.

Der Mond ging auf. Es war Vollmond. Er spiegelte sich im Meer.

Er hörte das Meer rauschen und meinte sogar eine singende Stimme zu hören. Er kroch an den Rand der Klippe und blickte hinab. Dort unten war ein Riff mit spitzen Felsen, die in ein weißes Licht getaucht wurden. Es war ein schöner Anblick. Es gab ihm Frieden. Vielleicht lag es am Mondlicht. Er wurde ruhiger. Er hatte schon lange nicht mehr solch einen Frieden in sich verspürt. Er wollte nicht, dass dieses Gefühl endete. Niemals.

Er hatte zwei Möglichkeiten. Die eine war wieder in Einsamkeit zu versinken und so weiter zu leben wie zuvor oder er behielt dieses Gefühl und würde zumindest Glücklich sterben. Er müsste nur springen...

Sonst nichts weiter...

Es war so einfach. Doch er schaffte es nicht. Er konnte sich nicht das Leben nehmen. Er konnte es einfach nicht. Er konnte nicht springen. Er brachte es nicht über sich.

Er gab den Gedanken schließlich auf und genoss die Aussicht.

Er blieb dort sehr lange liegen. Bald würde die Sonne aufgehen. Er musste zurück. Also erhob er sich. Er drehte sich um und blickte noch ein letztes mal zurück. Er würde wieder kommen.

Krack!

Er blickte sich um. Es war niemand hier.

Krack!

Panisch wirbelte er herum.

...

Krack!

Der Vorsprung brach...

Er wollte sich am Boden festkrallen, doch er fand keinen Halt und stürzte mitsamt dem Vorsprung in die Tiefe.

Sein einsames Herz wurde von einem der spitzen, kalten Felsen aufgespießt.

Sein Herz erfüllte sich mit Wärme und er hörte wieder den Gesang, denn er zuvor im Winde geglaubt hatte zu hören. Er öffnete die Augen und dort an der Stelle an der sein Herz sein sollte, zeichnete sich eine Rose in einem Wassertropfen. Es Leuchtete golden durch sein Fell. Eine Hand näherte sich der Stelle. Sie legte sich sanft auf das Muster und begann genauso zu leuchten. Der Löwe blickte in die Augen einer wunderschönen Fee des Meeres. Sie lächelte ihn mit ihrem schönsten lächeln an.

Er war nun nicht mehr allein. Die Einsamkeit verschwand nun für immer aus seinem Herzen. Sie brachte ihn von dem Riff weg und wieder ans Ufer. Seine Pfote blutete, er hatte sie sich an einem spitzen Stein aufgerissen. Die Fee des Meeres beugte sich zu ihm herab, ließ etwas Wasser in die Wunde hinein sickern und sie heilte augenblicklich.

Sie blieben zusammen bis ans Ende der Zeit. Niemand konnte ihnen etwas anhaben.

Sie teilten jeden Gedanken, ihre Herzen.

Der Löwe der kein Löwe mehr ist.

Die Feen des Meeres geboren in Wasser, erwacht in Wasser, die Kraft der Welt.

Nichts ist unmöglich.

Sie teilen das Schicksal!

Und das Band der Ewigkeit!

Raus aus der Einsamkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt