Diciotto

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Gelangweilt saß ich an einem kleinen Tisch und sah mich in der Fabrikhalle um. An jeder Ecke standen Männer mit Gewehren und beäugten mich misstrauisch.
Davide stand ein paar Meter von mir entfernt und unterhielt sich mit einem der Typen.
Man hatte mir netterweise das Klebeband vom Mund entfernt und ich winkte lächelnd mit meinen verbundenen Händen einem Mann zu, der nur seine Augenbraue fragend hochzog und dann zu seinem Kollegen sah.
Wie unhöflich...

Ich wusste nicht wie lange ich schon so saß aber als plötzlich im Raum die Stimmung kippte und alles angespannter wirkte wusste ich dass er endlich eingetreten war.
Ich wandte meinen Blick zu ihm und beobachtete ihn.
Seine Schritte waren mit Arroganz und Selbstsicherheit gefüllt.
Er trug einen beigen teuer aussehenden Anzug und seine dunkelblonden Haare waren nach hinten gegelt.
Jup er sah zum Anbeißen aus.
Beim genaueren Hinsehen konnte ich einen Schlüssel in seiner Hand ausmachen mit welchem er spielte.
Ein kleiner Anhänger war daran befestigt, weshalb ich anfing zu grinsen.
Er war ein Fan von den Vancouver Canucks und glaubt mir, nur Kanadier feiern die Vancouver Canucks.
Ich weiß nur von ihnen weil ich mal für eine enorm kurze Zeit in einer kanadischen Sportsbar gearbeitet habe.
Der Namenlose, der meinen Kopf wollte, schüttelte Davides Hand bevor er mit einer kurzen Handbewegung einen Mann mit einer kleinen Tasche zu sich rief.
Der Mann packte das Geld aus und wartete darauf dass sein Boss ihm ein Zeichen gab.
Plötzlich wanderten die Augen von Mister Ich-will-Dawn-töten-oder-auch-nicht zu mir.
Er beäugte mich skeptisch woraufhin ich ihm lächelnd zuwinkte.
Er hob etwas überrascht seine Augenbraue bevor er mir zurückwinkte.
Jup, er war definitiv Kanadier.
Schließlich nickte er und der Mann mit dem Geld überreichte das Bündel Davide.
Bevor Davide dann endlich ging blickte er mich kurz an und ich wusste, ich hatte ihn da wo ich ihn haben wollte.

"Dawn...endlich lernt man sich kennen", sprach mein Entführer.
Ich antwortete nicht. Stattdessen analysierte ich sein Auftreten.
"Ich bin Giovanni. Giovanni Bossili", redete er weiter und ich konnte nicht anders als aufzulachen als er versuchte seinen kanadischen Akzent zu verstecken.
"Warum tust du so als wärst du ein Italiener?", hakte ich amüsiert nach.
Seine Mimik wechselte von schockiert zu emotionslos.
Er nickte seinen Männer zu und schickte sie daraufhin nach draußen.
So waren wir dann allein in der riesigen Halle.
"Was redest du da?", fragte er zurück.
"Du bist Kanadier. Kommst aus Vancouver also wieso tust du so als wärst du Italiener, Liam?", fragte ich zurück.
Wieder einmal zierte Schock sein Gesicht.
Volltreffer.
Ehrlich gesagt war alles geraten. Dass er aus Vancouver kam und dass er Liam hieß.
Na ja, seine Herkunft hatte der Schlüsselanhänger preisgegeben und was den Namen betraf...
Jeder zweite Kanadier den ich kennenlernen durfte hieß entweder Jacob oder Liam und 'Giovanni' hier sah aus wie ein Liam.
"Woher?", fragte er nun misstrauisch und verblüfft zugleich.
"Oh Schätzchen ich weiß alles. Man nennt mich nicht umsonst Dawn die Allwissende. Und weißt du was ich auch noch weiß?", antwortete ich arrogant.
Er sagte nichts.
Stattdessen sah er mich auffordernd an.
"Ich weiß, dass in genau zehn Sekunden eine Bombe losgehen wird die hier in dieser Halle platziert ist", log ich.
Skepsis spiegelte sich zunächst in seinem Gesicht wieder bevor ich anfing runterzuzählen.
"7"
"6"
"5"
"4"
Panik machte sich in seiner Mimik breit und er warf sich unter den Tisch mit seinen Händen schützend auf seinem Kopf.
"3"
"2"
"1"
"BOOM!", gab ich von mir ehe ich anfing wie eine Irre zu lachen.
Es brauchte eine Weile bis Liam verstand dass ich ihn auf den Arm genommen hatte.
"Gott, du- du hättest dein Gesicht sehen sollen!", brachte ich zwischen meinem Gelächter raus als er wieder vor mir stand, ein wütender Ausdruck auf seinem Gesicht.
Als ich mich immer noch nicht beruhigt hatte, zückte er eine Pistole und hielt sie vor meine Stirn.
"Schluss mit der Scheiße!", schrie er mich an.
"Okay, okay!", antwortete ich sofort und er senkte die Waffe langsam.
"Also ich bin hier weil ich den Code auf dem USB entschlüsseln soll, oder?", fing ich gelangweilt an und sah erneut die Verblüffung in seinem Gesicht.
"Wie gesagt, ich bin Dawn die Allwissende", sagte ich augenrollend.
Und jap, ich war erst vor einer Viertel Stunde draufgekommen, was er eigentlich von mir wollen könnte.
Die ganze Verfolgungs-scheiße hatte nämlich angefangen nachdem ich mit Dante beim Essen war um den USB-Stick zu holen. Wahrscheinlich dachten die Idioten, dass Dante mich mitgenommen hatte, weil ich wusste wie man den Code knackt.
"Und weiß Onkel eigentlich was du hier für illegale Sachen treibst?", sprach ich wieder ernst, weshalb mich Liam perplex musterte.
"Oh Gott, du erkennst mich wirklich nicht oder?", lachte ich auf.
"Was?", murmelte er während er seine Augenbrauen fragend zusammenzog.
"Du bist mir ja einer. Ich bins Cousine Dawn! Woher sonst hätte ich deinen Namen wissen sollen du Idiot! Wir haben doch als kleine Kinder immer die Spiele von den Vancouver Canucks gemeinsam angeschaut", bluffte ich.
"Cousine Dawn?", fragte er eher sich selbst als würde er versuchen sich an die Zeit zu erinnern.
Und ab da konnte ich nicht anders als wieder zu lachen.
Man war dieser Typ hohl...
"Du scheiß Hure!", wurde er wieder lauter als er endlich kapierte dass ich ihn erneut verarscht hatte.
"Küsst du mit diesem Mund deine Mutter?", mahnte ich streng.
"Hör zu du blöde Schlampe, wenn du nicht mit deinen scheiß Spielchen bald aufhörst werde ich dir deinen kleinen süßen Kopf wegpusten, verstanden?!", drohte er mir als er sich mit seinen zwei Händen auf den Tisch stützte und sich zu mir vorlehnte.
"Du findest mich süß?", scherzte ich und ich schwöre es euch Kids, wäre Liam eine Zeichentrickfigur würde Dampf aus seinen Ohren kommen.
Plötzlich stieß er den Tisch wutentbrannt zur Seite und packte mich am Hals.
Obwohl ich mir fast in die Hosen gemacht hätte, blickte ich ihn herausfordernd an.
"Mach nur. Dann kommt ihr eben nie an die Informationen auf dem USB Stick ran. Sterbe ich. Stirbt das Programm", log ich und spürte wie sein Griff um meinen Hals langsam nachließ.
"Nein...du wirst nicht sterben. Noch nicht. Zuvor wird sich Fabio um dich kümmern", teilte er mir plötzlich in einem Ton mit der zwischen ruhig und bösartig lag.

So kommen wir zu Fabio.
Er war so groß wie Vincenzo, die Hälfte seines Gesichtes war abgebrannt und er studierte mich so als würde er mir jeden Moment die Klamotten vom Leib reißen und mich vergewaltigen wollen.
"Komm mit Hure", befahl er in seiner tiefen Stimme bevor er mich an meinen Handfesseln in einen unterirdischen Raum zog.
"Fabio wird dir jetzt ein paar Manieren beibringen", informierte er mich netterweise mit einem sadistischen Lächeln auf den Lippen, wobei er sein Gürtel auszog.
Damn...
 

Ruthless. |✔Where stories live. Discover now