One

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„Schön, dass du da bist, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!" eine Frau die ich auf Mitte zwanzig schätzte lächelte mich freundlich an und hielt mir dann die Hand hin. Sie hatte rotbraune Haare und grüne Augen. Außerdem eine weibliche Figur. „Ich bin Olivia, nen mich Vi, wir werden zusammenarbeiten." stellte sie sich vor. Vi also? Das hörte sich schon ein bisschen komisch an! Aber wenn sie das so wollte! „Ich bin Joshua, aber Josh ist mir lieber, freut mich!" überhaupt nicht. Ich hatte keine Lust zu irgendwas. Und schon gar nicht dazu irgendwelchen Straßenkindern zu helfen. „Ich habe schon alles zusammengepackt, wir können gleich losgehen, wir haben viel vor uns!" sie drückt mir einen riesigen Rucksack in die Hand, der so schwer war das ich beine nach Hinten umgekippt wäre als ich ihn anlegte. Warum um Gottes Willen tat ich das nochmal? Sie selbst nahm einen Einkaufskorb und zwei Rucksäcke, wobei ich fast nicht glauben konnte, dass ein Mädchen mit ihrer Statur das alles vier Stunden lang tragen konnte. „Komm, wir brauchen noch jemanden, er wartet sicher schon draußen!" ich musste vor ihr gehen und die Tür öffnen, vor der tatsächlich jemand stand.

Ich würde den Jungen vor mir auf sechzehn oder siebzehn schätzen, er hatte schöne, männliche Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen, die aber wirklich gut an ihm aussahen. Seine Haare waren hellblau gefärbt, etwas länger und hingen wild durcheinander auch in sein Gesicht. Er trug ein Tank Top, das ziemlich alt aussah, denn der Aufdruck hing teilweise in Fetzen und man konnte nur noch erahnen was einmal darauf gestanden hatte. Seine schwarze Röhrenjeans war anscheinend auch alles andere als neu, sie sah fast schon grau aus, hatte Risse und Löcher die sicher nicht schon beim Kauf vorhanden waren. Seine Augen waren blau, fast grau und schauten durchdringend zu mir herunter. Sein ganzes Erscheinungsbild war komisch. Er erinnerte mich an einen der Rockstars aus dem Fernsehen. Und er roch auch so. Nach Zigaretten, Alkohol und Schweiß. So stellte ich mir einen berühmten Rockstar nach einem Auftritt vor! Aber irgendwie vermischte es sich sehr gut. Wenn es ein Parfüm mit diesem Duft geben würde, würde ich es mehr sofort kaufen! Egal wie teuer es war!

„Wer ist das Vi?" seine Stimme war dunkel und es hörte sich an als wäre er gerade erst aufgestanden. Oder er hatte schon sehr, sehr viele Zigaretten hinter sich. Oder beides. Auf jeden Fall brachten mich alleine sein Auftreten und seine Ausstrahlung zum sabbern. „Das ist Joshua, er macht ein Praktikum bei mir!" erzählte Vi stolz während sie dem Jungen einen Rucksack und den Korb gab. „Ich bin Jake." er nickte mir zu und lächelte freundlich. Jake? Ob das sein richtiger Name war? „Jake hilft uns bei vielen Dingen, er ist echt ein Schatz!" Vi stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jake ein Küsschen auf die Wange. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das schafft, den Jake war wirklich groß, mindestens 180 Zentimeter, und sie war noch kleiner als ich und ich war nur 165 Zentimeter groß, was für einen sechzehnjährigen wirklich winzig war. „Ja, und die versuchen netterweise nicht meine Eltern zu finden!" lachte er und drehte sich dann um „Lasst uns losgehen!" und schon war er losgegangen. Nicht versuchen seine Eltern zu finden? War er auch ein Straßenkind? Er sah nämlich so gar nicht nach einem aus! Aber wenn ja, was für einen Grund hatte er, Vi zu helfen? Und warum suchte sie nicht nach seinen Eltern? War das nicht auch ihr Job? Was hatten die beiden überhaupt für eine Beziehung zu einander? Und warum verdammt gingen die beiden so schnell? Ich hatte wirklich Mühe mit ihm und Vi mitzuhalten, sie war es anscheinend schon gewöhnt, aber ich musste für einen seiner Schritte zwei machen und mit dem schweren Rucksack war das gar nicht so einfach.

„Wie lange brauchen wir noch?" wir gingen schon mindestens eine dreiviertel Stunde durch die Straßen und hatten bisher nur zwei Kinder getroffen, die aber sofort abgehauen waren als sie uns gesehen haben. „Nur noch etwa fünfhundert Meter, dann sind wir da!" Jake schien überhaupt nicht erschöpft und grinste fröhlich vor sich hin, manchmal fing er auch an eine kleine Melodie zu pfeifen. „Warum bist du so fröhlich?" Vi schien es nicht zu überraschen, dass er so drauf war. „Erstens, ich habe gestern ein bisschen Geld verdient, zweitens, es ist Sommer, drittens, ich lebe und viertens muss ich heute nur einen schweren Rucksack tragen!" sein Grinsen verschwand noch nicht einmal beim Reden und auch wenn ich nicht wirklich verstand was er an den vier Sachen so toll fand, musste ich ebenfalls grinsen. Seine gute Laune war einfach ansteckend! „Und wie hast du dieses Geld verdient Jake?" fragte Vi und in ihrer Stimme lag Besorgnis aber auch ein Ton, der darauf schließen ließ das sie schon wusste was die Antwort war.

„Wir waren gestern ein bisschen unterwegs und ein junger Geschäftsmann war ein bisschen von seiner Frau gelangweilt und wollte Abwechslung, da hab ich mich ihm freundlicherweise angeschlossen." er lachte, aber Vi sah nicht sehr begeistert aus. „Du sollst nicht mit fremden Männern mitgehen Jake, das kann gefährlich werden!" angesprochener rollte mit den Augen „Erstens, bist du nicht meine Mutter, zweitens gehe ich für zweihundert Dollar überall hin und drittens, habe ich gestern wieder in einer richtigen Dusche geduscht! Sieh es positiv, ich habe jetzt Geld!" lachte er wieder und schien sich nicht dafür zu schämen seinen Körper verkauft zu haben. „Jake, zweihundert Dollar sind zwar eine Menge, aber du weißt..." sie wurde von ihm unterbrochen „Jaja, je mehr Geld man dir bietet desto wahrscheinlicher ist es das man dich nicht mehr zurückbringen wird!" äffte er ziemlich gut ihre Stimme nach. „Aber zweihundert Dollar sind eine Menge Geld!" mischte ich mich jetzt in das Gespräch ein. „Siehst du Vi, der Kleine ist auch auf meiner Seite!" Jake hatte wieder angefangen zu lächeln und war plötzlich vor einer Kreuzung stehen geblieben. „Hab ich nie gesagt! Und hör auf mich kleiner zu nennen!" verteidigte ich mich. Ich hasste es, wenn jemand mich so nannte! Das erinnerte mich nur wieder daran, dass ich niemals als vollwertiger Junge durchgehen würde! „Erstens hast du es fast gesagt und zweitens bist du wirklich klein!". erwiderte er. „Wir sind da!" unterband Vi unsere Meinungsverschiedenheit.

(1041 Wörter) 

Jakes Definition von FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt