Die Eiskönigin

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Die nächsten Tage hatte ich keine Zeit für Mr. Zane, denn abgesehen davon, dass ich ich immernoch nicht wusste, wie ich meine zukünftigen Frau und Mutter meiner Kinder (das ist kein Spoiler, sondern nur mein Wunschdenken) so eine Absage erteilen konnte, dass sie trotzdem noch mit mir ausgehen würde, hatte meine kleine Schwester Geburtstag.

Sie wurde 14 Jahre jung. Ein ganz tolles Alter. Die Hormone spielten verrückt und aus meiner einst so süßen Schwester war eine Oberzicke geworden, die mir regelmäßig blaue Flecke verpasste.

„Elsa, mein Schwesterherz", flötete ich zuckersüß und presste meine Wange gegen die meiner kleinen Hormonschleuder, welche sich angewidert stöhnend von mir wegdrücken wollte- vergeblich. Mein Griff war wie ein Schraubstock.

„Nenn mich nicht so", fauchte sie und wandte sich herum wie ein Aal.

Eigentlich war ihr Name Elisabeth, aber seitdem Disney den Namen Elsa wieder modern gemacht hatte und meine Schwester der Inbegriff einer Eiskönigin geworden war, strafte ich sie mit diesem Namen. Ganz falsch lag ich da ja nicht, immerhin war der Name Elsa einfach nur eine Kurzform von Elisabeth. Ihr eigentlicher Spitzname war jedoch Eli.

„Lass mich los du Pisser", schimpfte sie weiter, und nachdem ich ihren spitzen Ellbogen in meinen Rippen nicht mehr ertragen konnte, ließ ich sie endlich frei.

„Willst du jetzt mein Geschenk oder nicht?", ich wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen.

„Ja, will ich! Gib schon her jetzt!"

Ich hatte lange überlegt, was ich ihr schenken sollte. Früher war das viel einfacher gewesen. Da hatte sie sich sogar noch über einfache Seifenblasen gefreut.

Erst hatte ich ihr überlegt eines dieser Gothic-Lolita Kleider zu schenken, die seitdem immer mehr aus dem fernen Japan hier herkam, Trend geworden waren. Ich wusste, dass sich Eli dafür interessierte und es hätte zu ihrer derzeitigen ich-trage-nur-schwarz-und-schminke-mich-wie-ein-Grufti-Phase gepasst. Doch dann wiederum fand ich, dass diese Kleider Mädchen zugleich verkindlichen als auch sexualisieren sollten und ich wollte nicht, dass meine Schwester in einem hentai-Kleidchen rumlief und ihr wohlmöglich noch alte Kerle hinterher gafften - oder junge Kerle. Überhaupt sollte ihr kein Kerl hinterher gaffen.

Letztendlich war es also etwas ganz anderes geworden.

Ich drückte ihr ein Paket in die Hand, was zum Glück die Verkäuferin im Laden eingepackt hatte. Was sowas anging, hatte ich zwei Linke Hände und hätte eher Mama darum gebeten, als es selbst zu machen.

Das Zicklein nahm ihr Geschenk entgegen und ihre grün-braunen Augen blitzten neugierig unter ihrem Vorhang an schwarz gefärbten Haaren hervor.

„Danke", presste sie hervor und begann ungeduldig das Papier um den Karton abzureißen.

Zum Vorschein kam die Verpackung einer PS-Vita und ich sah sofort den Unglauben in Elisabeths Gesicht.

„Wer ist jetzt dein Lieblingsbruder, hm?", fragte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „Da ist auch ein Spiel bei und ein Saturngutschein, damit du dir selbst noch eins aussuchen kannst."

Meine kleine Schwester stand auf und ich erntete tatsächlich eine kräftige Umarmung. Mein Grinsen wurde noch breiter und ich tätschelte ihren Kopf.

Sie schlug nach meiner Hand.

„Versau es nicht."

„Ist ja gut, ist ja gut", sagte ich und sah zu, wie sie sich mit ihrem neuen Spielzeug auf ihr Bett warf. Das war eben der Vorteil, wenn man einen Bruder hatte, der geschlagene zwölf Jahre älter war und der bereits eigenes Geld verdiente. Wieso meine Eltern nach so langer Zeit sich nochmal entschlossen hatten ein Kind zu kriegen?

Mein Leben als CEOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt