Von Freundin zu Freundin

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Doch, sie konnte Melanie nicht einfach so stehen lassen, so unwissend und vielleicht sogar total sauer, deshalb drehte sie sich um und rannte in die Umkleide, direkt in die Arme ihrer Kollegin.  Nur wenige Sekunden später liefen Franzi auch schon die Tränen hinunter. Während sie weinte, klammerte sie sich krampfhaft an Melanie fest. Sie vergrub ihre Finger richtig im Rücken, aber es half ihr ihre Emotionen im Zaum zu halten, auch wenn es Melanie noch so wehtat. Da Franzi sich so fest klammerte, dass sie fast umfielen, ging ihre Kollegin vorsichtig zu Boden. Sie bewegte sich so langsam fort, dass Franzi auch mitkam. Es sah vielleicht sehr komisch aus, aber es half ungemein, beiden.   Franzi noch ein wenig mehr als Melanie. Vorsichtig legte Melanie den kleinen Kopf von Franzi in ihre Beine und streichelte vorsichtig und behutsam über ihren Kopf. Melanie wusste sehr genau, dass es ihr half. Immer wieder musste Franzi vom Weinen so sehr husten, dass sie kaum Luft bekam und sie dadurch nur noch mehr in Tränen ausbrach. „Schh", beruhigte sie Melanie immer wieder. „Es ist alles gut". Es war nichts okay, oder in Ordnung bei. Franzi fühlte sich immer schlapper, doch sie war stark, sie konnte nicht auf Arbeit zusammenbrechen und damit aufgeben. Sie musste doch zeigen, dass sie stark war, allen hier.

„Franzi, Melanie ist alles in Ordnung bei euch?", fragte Wolle nach einer gefühlten Ewigkeit durch den weißen Umhang. „ Wir haben einen neunen Fall und Hans und Mattes will ich nicht so gerne zu zweit losschicken". „ Ich komme gleich", antwortete Melanie zu Wolle. „Okay". Wolle ging wieder zu seinem Arbeitsplatz, er machte sich dennoch Gedanken über die beiden, denn er war ja ihr Freund und Freunde sagen immer was los ist. Geblendet von seinen Gedanken bemerkte er gar nicht wie Mattes an ihm vorbei ging.

„Franzi ist es okay, wenn ich gehe?", fragte Melanie so sensibel, dass sie sich selbst  fragte, ob sie jemals es so zu jemanden sagte, der ihr nahestand. Franzi nickte, aber sie wollte nicht, dass sie geht, sie sollte bei ihr bleiben und sie trösten. Mit schweren Herzen stand Melanie auf und ließ Franzi alleine im Umkleideraum zurück. Sie atmete schwer durch und ging zu ihrem Kollegen, der schon im Aufenthaltsraum wartete. Neugierig fragte er, warum sie erst jetzt käme. Darauf bekam er keine Antwort, nicht an diesen Tag.

Franzi quälte sich mehrere Minuten später, nachdem Melanie gegangen war, nach oben. Sie musste sich überall festhalten, damit sie nicht zusammen brach. Wieder stand sie vor dem Spiegel. Ein verweintes, blasses Gesicht sah sie verweint an.  Ihre rot angeschwollenen Augen, erinnerten ehr an einen reifen Apfel, als an Augen. Ihre Hände zitterten immer noch wie wild. Franzi versuchte es sogar mit festhalten der eigenen Hände, aber es half nichts. Es war alles hilflos, sie war hilflos, alleine an einem ihrer Lieblingsorte in Hamburg, ihre Arbeit. Verzweifelt sank sie wieder zu Boden. Sie rutschte an dem weißen Waschbecker herunter, bis sie auf der Erde lag. Dort schloss sie ihre verquollenen Augen. Der Boden war kalt und wärmte ihren von weinen heißen kleinen Körper.

Als sie sich nach langer Zeit wieder so einigermaßen beruhigt hatte, merkte sie erst wie schwach und schlapp sie sich fühlte. Man fühlte sich immer schlapp nachdem weinte, aber so schlapp hatte sie sich noch nie gefühlt. Sie ahnte, dass es alles noch schlimme Folgen haben wird. Davon wollte sie jedoch nichts wissen, noch nicht und machte sich erneut „frisch".  Franziska wusch ihr Gesicht, schminkte sich ab, ging dann zu ihrem Kollegen um ihn endlich ein „Guten Morgen" zu wünschen.  „Guten Morgen Franzi ich habe dich vermisst", gestand Hans fröhlich. „Moin", antworte Franzi abwesend und setzte sich zur selben Zeit an ihren Computer, den sie schnell anschaltete. „Ist alles okay bei dir, ich habe gehört wie sich Melanie und Mattes über dich unterhalten haben und DAS klang nicht gut?" Franzi sah ihren Streifenpartner vorwurfsvoll an. „ Mir geht es heute einfach nicht gut", antworte sie mit schmerzender Stimme. Sie bemerkte den nachdenkenden Gesichtsausdruck von Hans und drehte ihren Kopf geschwind zu ihrem Computer, bei dem sie schnell das Passwort eingab, welches sie mehrmals eingeben musste, da sie es immer wieder falsch schrieb.  „WAS!", giftete sie Hans an. „ Ich kann mich ja wohl mal vertippen". „Franzi, wenn es dir nicht gut geht, geh nach Hause oder zum Arzt, aber bitte gifte mich nicht an", sprach Franzis Kollege ergreifend. „Ich schaff das schon". Hans nickte nur und widmete sich wieder dem Aktenstapel, der sich auf seinem Tisch befand. Genau zwei Minuten beobachtete Franzi ihn bevor sie an ihren Stapel ging. Hans blickte nur einmal kurz zu ihr, doch er konnte ihre Trauer nicht ertragen und beschloss mit der Aktenarbeit weiterzumachen.  Franzi spürte, etwas Komisches im oberen Bauchbereich. Sie ließ den pinken Bleistift ihrer Tochter, Emma fallen und krampfte sich zusammen. Es waren schlimmer Schmerzen, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreiteten. „Alles gut bei dir?", fragte Hans besorgt. Franzi nickte zwar, aber die Schmerzen wurden in dem Bauchbereich immer schlimmer. „Nicht anmerken lassen", sagte sie unter unerträglichen Schmerzen zu sich.  Ihre linke Hand lag auf dem oberen Bauchbereich und sollte irgendwie helfen, aber es tat das Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Paar Minuten saß sie so da, bis sie sich wieder der Arbeit widmete. „Durchatmen und weitermachen. Du überstehst es schon es ist bestimmt nur eine Erkältung", sagte sie leise, so dass es Hans nicht hören konnte. Sie wollte nicht von allen umsorgt werden und wie ein kleines Kind behandelt werden. Es tat ihr in der Seele weh, dass sie es so etwas zu ihren Kollegen sagte, denn sie mochten sich alle, den einen mehr den anderen weniger, aber es war eine gleichseitige Freundschaft zwischen ihren Kollegen. Auch der Drang zum Arzt gehen zu müssen, verdrängte sie mit Mühe und Not. Sie wollte nicht hilflos sein, nie wieder wie in ihren Schwangerschaft, in denen sie umsorgt als wäre sie krank, nein das wollte sie nicht mehr.

Stunden vergingen es kamen immer wieder neue Fälle rein, die sie annehmen wollte, aber Hans...er konnte und wollte nicht Franzi noch mehr leiden sehen.  Er beschütze sie, Franzi war für ihn wie eine kleine Schwester. Er konnte es nicht übers Herz bringen, sie leiden zu sehen.

Na wie gefällt euch das Kapitel, schreibt es mir in die Kommentare?

Notruf Hafenkante - Die DiagnoseWhere stories live. Discover now