F ü n f u n d d r e i ß i g

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Dawn und ich saßen auf dem Sofa, während die Jungs auf dem Boden oder auf dem Sessel saßen. Angeregt besprachen sie, wie wir den ausmachen konnten, der die Fotos von uns gemacht hatte. Es nervte uns, dass wir kein Mitspracherecht hatten. Jedes Mal versuchten wir auf uns aufmerksam zu machen, doch die Jungs ignorierten uns. Scott sah mahnend zu uns herüber. Laut seufzte ich und ließ mich zurücksinken. Dawn machte es mir nach. Wütend verschränkten wir die Arme vor der Brust. Wenn Blicke töten könnten, wäre sie tot. Ein dumpfes Klopfen ertönte und ließ uns alle innehalten. Mein Herz fing wild an zu pochen und mein Puls schoss in die Höhe. Dawn spannte sich an. Scott reagierte als Erster und verließ das Wohnzimmer. Seine Schritte hallten dumpf über den Boden. Erst jetzt bemerkte ich, wie muskulös und kräftig er doch gebaut war. Seine Muskeln waren angespannt, was er sonst noch nie so getan hatte. Es sah so aus, als wäre er jede Sekunde zum Kampf bereit. Schwer schluckte ich und beobachtete ihn dabei, wie er zur Tür schritt. Er öffnete sie einen Spalt. Jeder im Raum schien den Atem anzuhalten. Mein Herz pochte wild und ich griff nach Dawns Hand. Sanft drückte sie meine Hand. Als die Anspannung von Scott fiel und er die Türe ganz aufmachte, atmete alle erleichtert aus. Tristans Eltern und ein Mädchen traten durch die Tür. Mir stockte der Atem, als ich die Sneakers dieser Person erkannte. Das Mädchen war Lucia. Sie stütze sich an Tristans Vater ab. Schmerzvoll zog sich mein Herz in meiner Brust zusammen. Ich konnte nicht glauben, wie sie aussah. Ihr Körper zitterte, doch es war kein Blut zu sehen. Dawn neben mir spannte sich wieder an und ihre Haltung wurde ganz komisch. Tristan und Jared rümpften die Nase. Und als Lucia aufblickte, zuckte ich zusammen. Ihre blaugrünen Augen waren... gold. Wie flüssiger Honig. Ihre Haut war bleich und dunklen Ringe lagen unter ihren Augen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und mir wurde kalt. Jeder im Raum zog die Luft ein.

»Sie wurde von einem weiteren Wolf angegriffen«, murmelte Tristans Vater und stütze Lucia weiter. Verwirrt sah ich ihn an. Ein weitere Wolf? Wie von selbst sprang ich auf, doch Tristan hielt mich fest. Wütend funkelte ich an. Lucia war ebenfalls eine Freundin von mir. Sorge blitzte in seinen Augen auf, doch er ließ mich los. Mit schnellen Schritten eilte ich zu Lucia und schloss sie in meine Arme. Egal was sie war oder was sie nicht war. Sie presste sich an mich. Leise laute entwichen ihrer Kehle, doch keine Träne trat aus ihren Augen.

»Welcher Wolf?«, fragte Scott angespannt. Lucia sah mich an. Ihre Lippen formten stumm einen Namen.

»Das hat sie noch nicht gesagt. Sie schien ihn aber zu kennen«, murmelte Tristans Mutter nun und musterte Lucia besorgt. Alle Blicke lagen nun auf Lucia. Ich hatte den Namen verstanden und das Blut gefror mir in die Adern. Mein Atem setzte aus und ich fragte mich, ob alles in meinem Leben nun endgültig eine Lüge gewesen war. Der Junge, der am Anfang so schüchtern und süß wirkte, war nun das komplette Gegenteil, von dem, was Lucia mir erzählt hatte. Er hatte auf mich immer wie der süße Kerl gewirkt, einer der noch keinen Dreck am Stecken hatte, doch da sah man, dass man sich schnell täuschen konnte. Wie hieß es so schön, stille Wasser sind tief...

»Paul«, brachte ich zitternd über die Lippen. »Es war Paul Summers.«

Ich hörte, wie Dawn die Luft einzog. Wir alle kannten ihn von der Uni. Der süße, zuvorkommende Typ, der keiner Fliege etwas antun würde. Doch Paul schien nicht so zu sein. Er hatte uns etwas vorgemacht. Vielleicht sollte er Schauspieler werden. Das kann er nämlich perfekt. Wie hatte er es nur schaffen können, uns so zu täuschen? Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Wollte es nicht wahrhaben. Letztes Jahr hatte ich noch ein Projekt mit ihm gemacht. Wir hatten sehr gut abgeschnitten und er war wirklich sehr nett gewesen. Zuvorkommend. Charmant. Nett. Süß. Und nun war er das genaue Gegenteil. Lucia wand sich bebend aus meinem Griff und ließ sich auf das Sofa sinken. Ihr Blick glitt aus dem Fenster. Tristan musterte sie genau, als würde sie lügen. Jared sah sie auch nicht gerade besser an. Gut, ihr potenzieller Feind saß gerade auf ihrem Sofa herum, aber ich konnte nicht fassen, dass sie so feindselig waren. Wütend schnaubte ich und setzte mich neben Lucia. Sie sah mich aus ihren goldenen Augen an. Angst und Wut spiegelte sich in ihnen.

»Ich... ich hatte ein Date mit ihm... wollte ihm eine Chance geben und- und dann...«, brachte sie zitternd hervor. Doch sie musste nicht weiterreden. Wieder einmal schlang ich meine Arme um sie.

»Shh. Du musst es nicht sagen«, flüsterte ich und strich über ihren Rücken. Sie kuschelte sich an mich und schlang ihre Arme fest um mich. Ihr Körper bebte unaufhörlich und komische Laute entwichen ihrer Kehle. Es hörte sich an wie ein Schluchzen. Dennoch spürte ich keine Tränen. Konnten Vampire nicht weinen? Tristan musterte Lucia weiterhin feindselig. Seine Hand war neben seinem Körper zur Faust geballt. Warnend sah ich ihn an.

»Und wieso sollte ein Wolf das tun?«, fragte er bitter an Lucia gewandt, ohne mich auch nur zu beachten. Lucia hob den Kopf.

»Tristan!«, fauchte ich. Er sah Lucia nur eisern an. Lucia spannte sich in meinen Armen an.

»Du musst mir nicht vertrauen. Aber ich war für Bella da, als du noch nicht einmal an sie gedacht hast. Ich habe nichts mit den Bildern zu tun, Tristan. Bella ist mir sehr wichtig. Ja, ich weiß ihr Name ist Isabella. Doch ich nenne sie seit der High-School so und werde es auch nicht ändern. Sie hat damit kein Problem. Ich finde es ja süß, dass du sie schützen willst aber ich bin ganz sicher nicht der Feind«, sagte sie ernst. Verwundert sah ich sie an. Es war, als könnte sie seine Gedanken lesen. Tristan ballte die Hand noch mehr zur Faust.

»Ich traue dir aber nicht, Vampir«, zischte er. Wütend sah ich ihn an.

»Tristan, lass es. Lucia ist eine meiner besten Freundinnen«, sagte ich und schüttelte fassungslos den Kopf. Wieso verurteilte er sie, weil sie ein Vampir war?

»Na und?! Sie hat dich Jahre lang angelogen!«, fauchte er und sah mich wütend an. In seinen dunklen Augen toste ein Sturm. Sein schoko Auge war nun ganz schwarz geworden und das andere war schwarz. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als mir auffiel, dass sich Lucia in den letzten Jahren kaum verändert hatte, ich es aber immer einfach ignoriert hatte. Mein Leben schien immer eine größere Lüge zu werden. Immer mehr und immer mehr. Doch Lucia brauchte mich jetzt. Egal was Tristan davon hielt.

»Ach hast du mir etwa gleich gesagt, dass du ein Werwolf bist? Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Wütend schnaubte er. »Das ist nicht das Gleiche!«

»Und ob es das ist!«, antwortete ich hitzig. Tristan schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Mit schnellen Schritten verließ er das Haus. Laut knallte die Tür hinter ihm zu. Ich zuckte zusammen. Das mulmige Gefühl ließ mich nicht los, dass gerade nicht nur die Tür zugefallen war. Eine merkwürdige Leere machte sich in mir breit. Mein Herz zog sich zusammen. Ich hatte mich nach einem Streit noch nie so leer gefühlt. Lucia legte einen Arm um mich und auch Dawn kam zu mir. Sie kniete sich vor mich.

»Der kommt schon wieder. Er kann nicht ohne dich. Außerdem muss er erstmal Dampf ablassen. Er wird bald wieder da sein«, flüsterte sie mir zu. Stumm nickte ich und betete, dass er das bald würde. Doch da draußen war es in letzter Zeit gefährlich. Ich hoffte, dass er keine Dummheiten anstellen würde. Jared erhob sie.

»Ich pass auf ihn auf, Bella«, versprach er mir mit einem Lächeln. Kurz drückte er Dawn einen Kuss auf den Kopf und dann verschwand auch er. Gefahren schienen alle zusammenzuschweißen.

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Hoffentlich hat es euch gefallen.
LG xHopefulbarruecox

Midnight Scream ✔Where stories live. Discover now