Die Beerdigung

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2 Tage später:

Mein Wecker klingelt schon um 7 Uhr am Samstag Morgen. Heute ist es soweit, der Tag der Beerdigung. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu gemacht, obwohl Brian dicht neben mir schlief. Er hat die Nacht hier geschlafen, damit ich in dieser letzten Nacht vor der Beerdigung nicht alleine bin.

Mühesam steige ich aus meinem Bett und taumele ins Badezimmer. Dort gehe ich erst einmal ausgiebig duschen. Das warme Wasser beruhigt mich ein wenig. Daraufhin erhöhe ich die Temperatur des Wassers.

"Ahh", schreie ich auf als das heiße Wasser auf meine weiche Haut trifft. Dieses Gefühle, dieser kurze Schmerz zeigt mir, dass ich noch lebe und ich nicht ein Schatten meiner selbst bin. Als ich fertig bin, gehe ich nur im Handtuch bekleidet in meinem Zimmer und stelle mich vor meinen Kleiderschrank.

"Was hast du gemacht, deine Haut ist ganz rot", fragt Brian mich besorgt, der plötzlich hinter mir steht. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er schon wach ist.

"Gar nichts vielleicht ist sie einfach vom duschen gerötet", entgegne ich schnell.

"Hope lüg mich nicht an. Das sieht aus wie Brandblasen. Wie hast du das denn geschafft? Hast du es extra gemacht?", fragt er mich geschockt.

"Brian rede nicht so viel, ich bin heute wirklich nicht in der Stimmung. Es war ein Versehen. Ich habe das Wasser ausversehen zu heiß gestellt", erwidere ich um ihn zu beruhigen.

"Mach das nie wieder. Hörst du !", warnt er mich. Er weiß genau, dass ich ihn angelogen habe. Ich kann mich einfach nicht komplett öffnen. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich einen Teil von mir einfach in mir eingesperrt. Diese Einsamkeit und Leere tief in mir kommt nur selten zum Vorschein und das gerade in der Dusche war so ein Moment.

"Ja ich verspreche es dir", entgegne ich einsichtig.

"Gut dann lass uns deine Schulter ein bisschen kühlen. Habt ihr vielleicht eine Seilbe extra für Brandwunden?", fragt er mich und betrachtet die rote Stelle an meiner Schulter.

"Weiß ich nicht genau. Dann musst du mal im Medizinschrank im Bad gucken", erwidere ich daraufhin. Er geht ins Bad, währenddessen ziehe ich mir ein trägerloses schwarzes Kleid an. Dies ist aus Tüll und hinten länger als vorne. Eigentlich ist es zu schön für diesen Anlass aber wenn ich mich schon von meiner Mutter verabschieden muss, möchte ich mich wenigstens ein wenig hübsch machen.

Als ich mich im Spiegel betrachte, merke, dass mir das Kleid zu groß geworden ist. Ich esse jeden Tag aber danach geht es mir immer so schlecht, dass ich mich sofort übergeben muss. Inzwischen wiege ich bei meiner Körpergröße von 1,68m nur noch 48kg, was nicht wirklich gesund ist und auch nicht wirklich schön aussieht.

"Du siehst wunderschön aus", reißt mich Brian aus meinen Gedanken.

"Danke", sage ich lächelnd. Da teile ich nicht seine Meinung. Ich finde mich überhaupt nicht mehr schön, geschweige denn attraktiv. Mein Gesicht ist eingefallen und ich bin viel zu abgemagert. Im Ganzem sehe ich aus wie eine Magersüchtige. Man kann schon meine Rippen sehen.

"Ich habe die hier gefunden", entgegnet Brian und zeigt mir die Tube. Er schmiert etwas von der Salbe auf der Verletzung, es brennt höllisch und ich schreie laut auf.

"Es ist gleich vorbei", beruhigt mich Brian und streicht mir meine Tränen weg, die vor Schmerzen sich den Weg über meine Wangen bahnen.

Als er nach gefühlten Stunden des Schmerzes fertig ist, suche ich mir noch eine schwarze Strickjacke raus, die ich mir überziehe. Brian geht in der Zwischenzeit duschen. Auf Schminke verzichte ich heute, lediglich versuche ich meine Augenringe mit Concealer verdecken. Danach stecke ich noch meine Haare hoch.

LebensschicksalWhere stories live. Discover now