Das Glück ist doch mit mir

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Eine Woche später, ist es dann endlich soweit. Ich darf nach meinen Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause. Darauf habe ich schon hin gefiebert.

Ich packe meine Sachen zusammen in meiner Tasche. Heute möchte ich wie versprochen, meinen kleinen Bruder besuchen. Also ziehe ich mir einen bunten Faltenrock an, mit einem weißen Top und einen schwarzen Cardigan. Da es draußen kalt ist, ziehe ich mir unter dem Rock noch eine schwarze Leggings und dazu trage ich schwarze Stiefeletten. Danach binde ich mir noch einen schwarzen Schlauchschal um und schon steht mein Outfit für heute. Dann klopft es plötzlich an der Tür. Soweit ich weiß, holt mich keiner abholen, da ich vorhabe mit einem Taxi zu meine Oma zu fahren.

"Herein", entgegne ich verwundert.

"Hey ich möchte dich abholen und zu deinen leiblichen Eltern bringen", erwidert Jaden, der in meinem Zimmer kommt.

"Ist nicht nötig aber trotzdem danke", sage ich freundlich.

"Aber jetzt bin ich einmal hier und du musst sowieso zu ihnen", lässt Jaden nicht locker.

"Wer hat gesagt, dass ich jetzt bei meinen leiblichen Eltern wohne?", frage ich ihn dann direkt.

"Ehmm das ist doch klar. Du bist noch minderjährig und dein nicht leiblicher Vater sitzt im Knast", erwidert er. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass mein Vater dank der Anzeige meiner leiblichen Eltern im Gefängnis sitzt. Das werde ich Ihnen wahrscheinlich niemals verzeihen.

"Jaden, ich werde nicht bei ihnen wohnen. Sie sind total nett und alles aber ich kenne sie gar nicht", streite ich es ab. Für mich sind sie Fremde. Vielleicht haben wir das gleiche Blut aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich jetzt bei ihnen einziehe.

"Sie sind deine Eltern! Das wird schon wieder. Irgendwann wirst du dich wieder erinnern. Dann wirst zu mir zurückkommen und alles ist wie früher", erzählt Jaden euphorisch. Irgendwie kann ich ihn ja verstehen. Vor zwei Jahren bin ich von einem auf den anderen Tag einfach so verschwunden, obwohl wir vorher noch so glücklich gewesen sind. Das er sich jetzt an jeden Grashalm klammert ist verständlich.

"Das habe ich dir schon Mal gesagt, dass nichts mehr wie früher wird. Wann soll ich mich denn bitteschön erinnern? Schon seit zwei Jahren kann ich mich an nichts aus meiner Vergangenheit erinnern außer dieser eine Traum und ich denke das es auch so bleiben wird", entgegne ich jetzt etwas lauter.

"Aber wo willst du denn jetzt wohnen?", fragt Jaden mich weiter.

"Bei mir Zuhause natürlich. Jetzt möchte ich aber erst einmal meinen Bruder besuchen gehen", sage ich und packe die restlichen Sachen zusammen.

"Er ist nicht dein Bruder Hope!", erwidert Jaden lauter.

"Doch ist er und das wird er auch immer bleiben", sage ich klar und deutlich.

"Wie du meinst. Trotzdem fahre ich dich dann dorthin!", erwidert Jaden entschlossen.

"Nein. Ich möchte einfach erst einmal meine Ruhe. Bitte Jaden", sage ich und blicke ihm zum ersten Mal, seit er hier aufgetaucht ist in die Augen. Sie sind immer noch so schön.

Nach einer Weile kommt er plötzlich auf mich zu, hebt mein Kinn an und küsst mich zärtlich. Seine Lippen sind so weich, da kann ich nicht anders und erwidere den Kuss. Als Jaden es merkt, lächelt er in den Kuss hinein. Ich löse mich von ihm und sehe seinen verwirrt Blick.

"Jaden, ich brauche erst einmal Zeit zum Nachdenken. Ich muss mir erst einmal meine Gefühle im Klaren werden und das Geschehene der letzten Wochen verarbeiten", sage ich und umarme ihn. Dann gehe ich aus dem Krankenhaus, dort wartet schon ein Taxi auf mich. Ich gebe den Taxifahrer meine Tasche und steige ein. Als ich den Fahrer die Adresse nenne, fahren wir auch schon los. Bei meiner Oma angekommen, gebe ich ihm sein Geld und steige auch schon aus. Die Tür meiner Oma wird aufgerissen und meine kleiner Bruder kommt daraufhin angerannt.

LebensschicksalWhere stories live. Discover now