03 | Er ist Wahnsinn

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Der Geruch von frischem Kaffee und gebackenen Hörnchen stieg mir in die Nase, als ich die Tür zu dem kleinen überschaulichen Café öffnete.

Ich kam öfter hier her, denn es war ein ruhiger und friedlicher Ort, weit abseits der hektischen Menschenmengen.

Die kleinen und relativ engstehenden Tisch war fast leer. Dieser Ort war ein absoluter Geheimtipp und ich liebte die Tatsache, dass hier fast niemand war und man sich noch bei normaler Lautstärke unterhalten oder einfach nur still in Gedanken sein konnte, ohne gestört zu werden.

"Hey Ceil, schön dich zu sehen.", Brad nickte mir mit einem großen Lächeln hinter der Theke zu und stellte dann das Wasserglas ab, das er gerade noch mit dem Geschirrtuch abgetrocknet habe.

"Einen schönen guten Morgen.", erwiderte ich halb lächelnd, halb gähnend und trat näher an die Theke heran.

Da ich wie schon erwähnt eben oft hierher kam, kannte mich Brad mittlerweile sehr gut. Brad war der Besitzer dieses Cafés und genauso wie der Ort strahlte auch er eine wohlige Athmosphäre aus.
Mit seinem kleinen Bäuchlein und der schwarzen Schürze erfüllte er das typische Klischee eines jeden Cafébesitzers.

"Du weißt schon, dass es schon kurz vor zwölf ist, oder?", fragte er mich mit einem kleinen Grinsen und räumte dann das Glas an seinen Platz zurück in den Schrank. Dann wischte er sich die Hände an der Schürze ab und stellte sich dann an die Theke, näher zu mir.

"Sag ich ja. Noch so früh am morgen.", neckte ich ihn und wischte mir die nassen Strähnen aus dem Gesicht. Denn bei meinem Glück hatte es vorhin angefangen zu regnen und ich hatte natürlich keinen Schirm dabei, weshalb ich jetzt sehr froh war im Warmen zu sein und mich ein wenig trocknen zu können.

"Die Semesterferien scheinen dir ja gut zu tun.", kommentierte Brad sarkastisch mein Gähnen und ich seufzte leise.

Wenn er wüsste wie gut es mir doch gestern Nacht ging.

"Ja mein Laptop lässt mich einfach nicht mehr los.", ich grinste, da das eigentlich neben der Schule Essen und Schlafen genau mein Alltag war.

Eigentlich sollte es auch gestern so sein.

Eigentlich.

"Sind die zwei schon hier?", fragte ich ihn und warf meine nassen Haare über meine Schultern, da sie mich gerade ein wenig nervten.

"Ja, sie sind vor fünf Minuten gekommen. Du weißt ja, wo du sie finden kannst.", er deutete nach rechts und ich nickte sofort lächelnd. Wir hatten eben schon einen Stammplatz.

"Dann gehe ich schnell zu ihnen.", meinte ich grinsend und wollte schon gehen, als mich seine Stimme zurückhielt.

"Soll ich dir gleich einen Kaffee bringen?"

"Das wäre perfekt. Danke.", seufzte ich glücklich und lächelte Brad zu, der dann ebenfalls grinste.

Ich konnte die Stimmen meiner zwei Freunde sofort erkennen, als ich den Gang hinunter in das kleine Nebenzimmer ging. Kaum trat ich zur Tür herein, stoppten sie ihren Redefluss und sahen mich neugierig an.

"Hey.", begrüßte ich sie mit einem kleinen Grinsen und setzte mich dann neben Mia, die ein wenig zur Seite rutschte, um mir auf der Bank platzzumachen.

"Du siehst ziemlich...nass aus.", Louis freches Grinsen strahlte mir entgegen und ich verdrehte lächelnd die Augen.

"Es regnet ja auch draußen.", meinte ich und zog mir meine nasse Jacke aus.

"Warum fährst du dann nicht mit dem Auto?", fragte er mich kopfschüttelnd und legte seinen Arm auf meine Schultern.

"Ich dachte du hast ihn bestanden?", fügte er dann noch fragend hinzu und sah mich gespielt besorgt an.

"Ich wäre ja mit dem Auto gefahren, wenn ich zuhause gewesen wäre.", erklärte ich und blickte sogleich in zwei Gesichter, die bei dieser Information neugierig aufschauten.

"Heißt das, du warst bei jemandem?", fragte mich Mia mit einem gespannten Unterton und beugte sich weiter nach vorne, um ihr Gesicht mit den Händen auf dem Tisch abzustützen.

"So dein Kaffee.", Brad stellte mir genau in dem Moment meine Bestellung vor die Nase und ich grinste kurz, da sich die Spannung nochmals steigerte.

"Danke", sagte ich und griff nach der Tasse, um mir die braune Flüssigkeit in den Mund zu kippen. Kaum trank ich die ersten Schlückchen, wurde mein Magen augenblicklich erwärmt.

"Ihr zwei habt noch Kaffee?", wendete sich Brad dann an Mia und Louis, die sofort synchron nickten.

"Also...", fing Louis an und blickte mich mit einem forschenden Blick an. "Ist dieser jemand auch der Grund warum du dich mit uns treffen wolltest?"

Er zog gespannt eine Augenbraue hoch und ich bemühte mich nicht zu lachen. Diese Angewohnheit, eine Augenbraue hochzuziehen, fand ich mittlerweile ziemlich lustig. Zum einen weil ich selbst nicht nur eine Augenbraue hochziehen konnte und zum anderen, weil es bei Louis ziemlich komisch aussah.

"Du hast es erfasst.", meinte ich lächelnd und trank dann noch ein bisschen von meinem Kaffee.

"Nennt mich Sherlock.", murmelte Louis grinsend und erntete dafür amüsierte Blicke von Mia und mir.

"Aber jetzt erzähl schon, Ceil.", drängte mich Mia gespannt.

"Ich habe gestern jemanden kennengelernt.", sagte ich leise und ignorierte dabei mein klopfendes Herz, das allein schon bei dem Gedanken an ihn schneller schlug.

"Und?", fragte mich Louis sofort, als ich nichts mehr sagte, sondern stattdessen in Gedanken versunken schwieg.

"Er ist... wahnsinn.", war das einzige, das ich über die Lippen brachte. "Ich habe noch nie einen so schönen Mann gesehen und-"

Ich verstummte plötzlich. Ich kannte schließlich nicht mehr als seinen Vornamen. Er war weder ein Bekannter geschweige denn ein Freund oder mein Freund. Die Chance ihn wiederzusehen stand gegen null.

"Nein.", murmelte Louis mit weit geöffnetem Mund und starrte mich überrascht an. "Du warst die ganze Nacht bei ihm?"

Als Antwort nickte ich nur und meine Freunde sahen mich jetzt geschockt an. Diese Reaktion hatte ich allerdings schon erwartet, da ich sonst nicht jemand war, der sich einfach auf einen wildfremden Mann einlässt.

"Wie heißt er?", fragte mich Mia sofort neugierig.

"Er heißt Logan und ist neunzehn Jahre alt.", antwortete ich und dachte daran, dass er ja heute Geburtstag hatte. "Wenn ich Glück habe, kann ich mich auch an seine Adresse erinnern. Aber das ist auch schon alles was ich von ihm weiß.", gab ich dann kleinlaut zu. Ich war schließlich nicht mehr dazu gekommen ihn auszufragen, als seine Eltern aufgetaucht waren.

"Du hast also einen Namen, sein Alter und eventuell seinen Wohnort. Das hört sich ja vielversprechend an.", kommentierte Louis sarkastisch die Situation und ich seufzte kurz.

"Ich werde ihn höchstwahrscheinlich eh nie wieder sehen.", sagte ich schulterzuckend. "Und ich glaube auch nicht, dass er sich nach ein paar Wochen noch an mich erinnern könnte. Er ist wohl eine Liga zu hoch für mich."

"Ich habe dich noch nie so von einem Jungen reden hören, Ceil.", kicherte Mia und schüttelte den Kopf. "Was hat er in dieser Nacht mit dir gemacht?"

"Ich glaube das ist jetzt nicht für eure Ohren bestimmt.", meinte ich lachend und die beiden verdrehten synchron ihre Augen.

"Spaßverderberin.", Louis lachte und Mia und ich stimmten mitein.

"Aber ich kann euch ja ein paar Informationen geben.", meinte ich grinsend und fing an ihn ersteinmal zu beschreiben. Dabei nannte ich seine wahnsinnig blauen Augen allerdings wohl ein bisschen zu häufig.

"Ich hoffe ihr trefft euch wieder und du stellst ihn uns vor. So wie du ihn beschreibst, muss er göttlich aussehen.", meinte Mia als ich meinen Redefluss stoppte und ich nickte daraufhin.

Vielleicht war das Schicksal ja auf meiner Seite.

Es tut mir so leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte so viel in der Schule zu tun. In zwei Wochen habe ich dann endlich Ferien, aber da jetzt schon Notenschluss war, habe ich wieder mehr Zeit zum Schreiben gefunden.

Forbidden LoveWhere stories live. Discover now