50 | Ich weiß was du für ihn empfindest

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Mit einem leises Seufzer packte ich den nächsten Ast und zog mich hoch. Es war drei Uhr in der Nacht, ich war müde und komplett fertig und in drei einhalb Stunden musste ich schon wieder aufstehen.

Vorsichtig stieß ich mein Fenster auf und kletterte in mein stockdunkles Zimmer.

Tief atmete ich durch. Ich hatte es geschafft. Dieser Weg hier hoch war ziemlich anstrengend.

Fast wie von selbst berührten meine Hände die Kette und ich seufzte erneut. Ich würde sie abnehmen müssen, wenn ich aus dem Haus ging, denn sonst könnten sie meine Eltern sehen.

Ich fuhr erschrocken herum, als plötzlich das Licht anging und mir jemand die Hand auf den Mund legte, damit ich nicht laut losschreien konnte.

"Mum!", stieß ich leise entsetzt aus, als sie ihre Hand von meinem Mund nahm und mich anschaute.

"Was machst du hier?!", fragte ich sie verwirrt und setzte mich aufs Bett. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals.

"Du warst bei ihm, nicht wahr?", fragte sie mich ohne irgendeine Emotion zu zeigen. Ertappt senkte ich den Kopf.

Leugnen konnte ich es ja schlecht noch.

Für wen sonst würde ich mich rausschleichen und erst um drei Uhr in der Nacht wiederkommen?!

Langsam nickte ich, traute mich nicht ihr ins Gesicht zu sehen. 

"Die Kette hast du von ihm, oder?", ich sah wie sie sich vor mich hinkniete, um mit mir auf gleicher Augenhöhe zu sein. Dann streckte sie ihre Hand nach meiner Kette aus und beäugte sie nachdenklich.

"Ach Ceil.", sie seufzte leise und setzte sich dann neben mich aufs Bett.

Sie würde sicher Dad Bescheid sagen. Vielleicht erst morgen, aber auf jeden Fall bald. Ich war erledigt.

"Es tut mir so leid.", sagte sie dann leise und ich schaute verwirrt auf.

Was tat ihr leid? Dass sie mich gleich an Dad verpetzen würde?

"Ich wollte doch auch nie, dass es so weit kommt.", seufzte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

"Du hast dich gestern auch schon rausgeschlichen, oder?", fragte sie mich und ich nickte wahrheitsgemäß.

"Du musst ihn wirklich sehr gerne haben.", murmelte sie und ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

Was war denn jetzt mit ihr los?!

"Ich liebe ihn, Mum.", sagte ich und biss mir auf die Unterlippe, um die sich anbahnenden Tränen zurückzuhalten.

Ich liebte ihn und durfte es nicht. Aber ich tat es. Und wie sehr.

"Ich weiß was du für ihn empfindest", flüsterte sie und seufzte nochmal. "Und er liebt dich auch, Emma kennt ihren Sohn."

"Emma?", fragte ich sie verwirrt.

"Er hat dich schon immer geliebt. Schon als ihr Kinder wart. Wir haben uns nichts sehnlicheres gewünscht, als, dass ihr zusammenkommt. Und als es dann soweit war-", sie verstummte und schluckte. "Haben wir alles kaputt gemacht. Das tut mir leid. Ich hätte zu dir stehen müssen. Emma macht sich ebenfalls Vorwürfe."

Meine Mutter legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich.

Verwirrt ließ ich es geschehen. Warum stand sie plötzlich auf unserer Seite?

"Ich habe heute mit Emma geredet.", sprach sie weiter und ich schaute sie überrascht an.

"Weiß Dad davon?", fragte ich sie und als Mum ihren Kopf schüttelte, klappte mir mein Mund auf.

Also waren Logan und ich nicht die einzigen, die diesen Kontaktverbot nicht berücksichtigten.

"Ich habe zu deinem Vater gehalten, weil er nunmal mein Mann ist und ich dachte, dass er Recht hat. Beziehungsweise habe ich mir selbst eingeredet, dass er Recht hat. Aber das hat er nicht.", fing sie an es mir zu erklären und ich hörte ihr voller Hoffnung zu.

"Logan ist kein schlechter Mensch. Im Gegenteil. Er ist in vielen Hinsichten besser als sein Vater. Auch Logan Senior ist kein schlechter Mensch. Dein Vater denkt er wäre es, aber Emma und ich glauben, dass keiner der beiden in diesem Streit Recht hat.", redete sie weiter.

Ich nickte zustimmend. Auch für mich ergab diese ganze Geschichte nicht wirklich einen Sinn. Da musste etwas anderes passiert sein. Am Ende trug niemand der beiden die Schuld.

"Er ist vermutlich sogar der perfekte Schwiegersohn.", legte meine Mutter jetzt noch einen obendrauf und ich konnte meinen Ohren nicht trauen.

"Schau nicht so überrascht, du weißt am besten, dass es stimmt.", sagte meine Mutter nun lächelnd und brachte damit mich zum Lächeln. "Er macht dir Geschenke, er stellt dich über alles andere und über alle anderen und er ist wohlerzogen."

Ob das mit dem wohlerzogen so ganz stimmte? Naja ich sollte diesen Moment jetzt lieber nicht kaputt machen.

"Emma und ich halten ab jetzt zu euch, egal was dein Vater und Logans Vater dazu sagen. Dieser Streit geht schon viel zu lange. Er hat zwei Freundschaften auf dem Gewissen und ich möchte nicht, dass eine Liebesbeziehung hinzukommt.", sagte meine Mutter fest entschlossen und ich konnte nicht anders als sie zu umarmen. Die Tränen liefen mir über mein Gesicht.

Nicht nur, weil ich so erleichtert war, sondern auch, weil Logan und ich ja heute beschlossen hatten wegzugehen.

"Aber wie geht es jetzt weiter?", fragte ich sie leise.

"Ich weiß es nicht.", sie seufzte leise und wand ihren Blick ab.

"Ich weiß nicht, ob sie sich je wieder vertragen werden, aber ich werde versuchen, dass er Logan nicht mehr weh tut und dir nicht mehr hinterherspio-", fing sie an, doch ich unterbrach sie.

"Das ist zu wenig, Mum. Wir führen seit acht Monaten eine heimliche Beziehung. Wir wollen das beide nicht mehr.", sagte ich langsam und überlegte, ob ich ihr das mit Italien sagen sollte.

Sie konnte Logan und mich nicht aufhalten, schließlich waren wir volljährig. Und so konnte ich gleich herausfinden, ob sie es wirklich ernst meinte und endlich zu mir hielt.

"Wir wollen weg von hier.", gab ich zu und ihre Augen sahen mich geschockt an.

"Wie weg? Wo wollt ihr denn hin?"

"Nach Italien, zu Logans Onkel.", sagte ich leise und sie atmete entsetzt aus und ein.

"Warum?", Tränen stiegen in ihren Augen auf und ich wand den Blick ab, nicht, dass ich sonst auch gleich losweinen müsste.

"Ist das nicht offensichtlich? Wir wollen endlich eine normale Beziehung führen ohne Einschränkungen, ohne Hass.", meine Hände verkrampften sich in die Matratze.

Ich wollte meine Familie nicht zurücklassen, aber wenn es keine andere Möglichkeit gab, würde ich es tun.

"Das könnt ihr doch nicht machen!", Tränen liefen jetzt über ihr Gesicht und ich biss mir auf die Unterlippe.

"Ich werde nicht zögern und mit ihm mitgehen. Wenn sich die Situation nicht bald verbessert, sind wir weg.", sagte ich kalt und ignorierte das Wimmern meiner Mutter.

"Und wenn du zu mir stehst, musst du das akzeptieren, Mum.", flüsterte ich und meine Mutter vergrub schluchtzend ihr Gesicht in ihren Händen.

"Bitte geh jetzt, ich muss noch ein wenig schlafen.", mein Herz brach in Stücke, als ich sah wie aufgelöst sie war, als sie aufstand.

"Bitte überleg es dir nochmal.", flehte sie mich an.

"Mein Entschluss steht fest, Mum.", war das einzige, das ich noch sagte.

Es würde mir mein Herz brechen sie zu verlassen, doch noch größer wäre der Schmerz Logan für immer zu verlieren.

Und Logan würde immer alles oder jeden in den Schatten stellen.

Ich glaube es werden noch so um die fünf Kapitel😊

#cemma hält endlich zu ihren Kindern.

So wie ich weitermache wird das Ende schneller kommen wie gedacht.

Was muss eurer Meinung nach noch im Buch passieren?

Forbidden LoveWhere stories live. Discover now