Eine schwere Reise

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Es zerbrach mir fast das Herz als ich meinen Vater ganz alleine auf dem Bahnsteig stehen sah.
Er wirkte so verloren zwischen den ganzen Familien.
Es war zwar immer so gewesen, aber dieses Mal war es schlimmer.
Denn dieses Mal musste er alleine trauern und das tat niemandem gut. Seufzend wandte ich mich von ihm ab und machte mich auf die Suche nach einem leeren Abteil.
Ich war eine der ersten im Zug, also war es unwahrscheinlich, dass meine Freunde schon hier waren. Vor allem Hannah kam immer auf den letzten Drücker.

Doch zu meiner Überraschung dauerte es keine zwei Minuten bis die Abteiltür aufgerissen wurde.
"Emma!"
Ein blonder Wirbelwind kam auf mich zugerannt und umarmte mich stürmisch.
"Hannah? Du kannst wieder loslassen."
"Ich habe dich zwei Monate nicht gesehen!", rief Hannah vorwurfsvoll. "Da kann ich dich mal etwas länger umarmen. Wie geht es dir? Okay, das war dumm oder? Ich meine... Was soll ich denn sagen?"
"Einfach gar nichts", sagte ich grinsend. "Würde dir mal ganz guttun."
"Oh Emma, wir haben uns solche Sorgen gemacht. Und ich musste dich einfach sehen, bevor ich zu den anderen Vertrauensschülern gehe."
Sie blickte stolz auf ihren Banner. Ich freute mich wirklich für sie und verkniff mir zu sagen, dass Dumbledore eigentlich mich für den Job vorgesehen hatte.
"Oh, da ist ja auch schon Ernie."
Ernie kam ins Abteil und musterte mich mit dem selben besorgten Blick wie Hannah es tat. Es gab keine stürmische Begrüßung, keinen blöden Spruch, nicht einmal ein Kommentar zur Tüte Bertie Bott's Bohnen, die aus meiner Tasche ragte.
Meine Freunde machten mir so langsam Angst.
Susan, Justin und Zacharias verhielten sich ähnlich.
Die ganze Fahrt lang musste ich diese bemitleidenen Blicke ertragen.
Ohne Hannahs und Ernies Gezanke war es außerdem ziemlich ruhig in unserem Abteil.
Zum Glück kamen die beiden nach einiger Zeit zurück.
"Und wer sind die anderen Vertrauensschüler?", fragte ich neugierig.
Hannah und Ernie wirkten ziemlich wütend.
"Anthony Goldstein und Padma Patil aus Ravenvlaw", sagte Hannah.
"Das war klar."
"Hermione Granger und Ron Weasley aus Gryffindor."
"Was? Dumbledore hat nicht Potter genommen? Wie kommt das denn?", fragte Zacharias.
"Vielleicht waren die Ereignisse einfach zu schlimm", sagte ich leise.
"Ach komm schon, ihr glaubt den Schwachsinn?"
Alle Blicke richteten sich auf mich. Was erwarteten sie denn? Etwa, dass ich bei jeder Erwähnung oder Andeutung von Cedrics Tod in Tränen ausbrechen würde?
"Ja Zacharias, ich glaube das. Oder wie sonst sollte Cedric deiner Meinung nach gestorben sein?"
"Okay, okay! Kein Grund mich hier gleich so anzumachen!"
"Doch, weil das dumm war", sagte Justin.
"Dumme Frage, dummeAntwort", fügte Hannah hinzu.
Und fast fühlte es sich so wie früher an. Zacharias machte eine dumme Aussage und wir neckten ihn alle dafür.
Aber auch nur fast.

"Und wer sind die Vertrauenschüler von Slytherin?"
Hannahs Miene verdunkelte sich.
"Malfoy und diese Arschkuh Parkinson."
"Hat Dumbledore zu viel Feuerwhisky getrunken als er das entschieden hat?"
Zacharias schüttelte den Kopf.
"Jetzt wird Malfoy noch arroganter sein. Wenn er versucht mir Punkte abzuziehen, verprügel ich ihn."
"Und Parkinson", stöhnte Susan. "Das Mädchen hasst uns."
"Das beruht auf Gegenseitigkeit", murmelte Hannah.

Die restliche Fährt verlief recht ruhig. Ich hörte dem sprechenden Hut gar nicht richtig bei der Zeremonie zu. Mein Hunger war viel zu groß und meine Gedanken schweiften ständig ab.
Doch ein Name ließ mich schließlich aufhorchen.
"Scott, Amber."
Ein Mädchen mit haselnussbraunen Zöpfen hüpfte aufgeregt auf den Stuhl zu und der sprechende Hut ließ ihr schmales Gesicht verschwinden.
Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Das war nicht irgendein Mädchen. Das war meine Halbschwester.
Und in der Reihe vor dem Podest entdeckte ich auch ihren Bruder.
Es mussten Zwillinge sein.
Mein Mund wurde ganz trocken.
Sie konnten ja nichts dafür, dass sie die Kinder meiner Mutter waren, aber trotzdem wollte ich sie hier nicht sehen. Es war schon so schwer genug.
"HUFFLEPUFF", rief der Hut.
So ein Mist!
Warum musste es ausgerechnet Hufflepuff sein?
Jetzt konnte ich nur hoffen, dass sie mich nicht erkennen würde.
"Scott, Josh"
Der Junge sah seiner Schwester unheimlich ähnlich. Doch er schien nervöser zu sein als sie. Seine Beine zitterten als er sich auf den Stuhl zubewegte.
Der sprechende Hut brauchte diesmal etwas länger.
"RAVENCLAW"
Das Mädchen wirkte etwas enttäuscht.
Die Zeremonie ging weiter und ich versank wieder in den Tiefen meiner Gedanken.

The Story of a HufflepuffWhere stories live. Discover now