Sorgerecht

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Ich hoffte das dieser Tag niemals kommen würde, doch heute am 12.03. 2000 einem regnerischeren Montag fand ich mich beim Notar meiner Schwester ein. Ein älterer Mann dessen Lesebrille anscheinend nicht passte, weswegen er sie mit einer immer gleichen Bewegung nach oben schob, betitelte den Platz des Notars. Sein Anzug hatte schon mal bessere Tage gehabt und seine Anzugnadel saß schräg, so dass sie ihren Zweck keinesfalls erfüllte. Luenna hätte gelächelt und sie ihm gerichtet ohne dabei komisch zu wirken, aber sie war nicht hier, also blieb die Nadel schräg. Mir gegenüber saßen meine Eltern, mein Vater in den späten Fünfzigern und meine Mutter in ihren Frühen. Ihr Kostüm aus schwarzem Kaschmire war durch eine, zu hundert Prozent echte, Perlenkette vollendet worden. Ihre blonden Haare, welche sie einmal im Monat pflegte nach färben zu lassen, waren in einem Knoten an ihrem Hinterkopf festgemacht, nicht ein Haar traute sich aus dieser perfekten Frisur auszubrechen. Mein Vater in seinen üblichen schwarzen Anzügen, nur eine Sache war anders als sonst. In seinem Revers steckte eine weiße Rose, welche sehr wahrscheinlich aus den Gärten des Anwesens meiner Familie stammte. Die schwarzen fast schon ganz gräulichen Haare waren nach hinten gekämmt, auch bei ihm fiel keine Strähne falsch. Der Notar räusperte sich und eröffnete dann die Testaments Vorlesung: „Guten Tag die Herrschaften, wir sind heute hier her zusammen gekommen um den letzten Wunsch von Luenna Wilsons zu verlesen, welche im zarten Alter von 24 Jahren von uns ging. Zurück lässt sie eine trauernde Familie. Da nicht mehr Personen als sie, die hier bei uns wohnen, erwähnt wurden, bleiben wir eine kleine Gesellschaft. Ich werde nun das Testament verlesen, sind sie damit einverstanden?", endete er mit einer wie ich finde unnötigen Frage, wir sind ja schließlich hier um es anzuhören. Ich nickte nur und starrte dann auf den hell braunen Tisch, welcher gar nicht in diesen Raum passte. „Selbstverständlich, fahren sie fort.", meinte mein Vater und blickte dem Mann zu wie er wieder seine Brille richtete. „Nun gut ich beginne nun mit der Verlesung. Ich, Luenna Magereta Isabell Wilsons, zu diesem Zeitpunkt verstorben, habe noch nie ein Testament geschrieben. Zum Glück habe ich ja Ed der mir dabei hilft," ich musste schmunzeln, nicht einmal ihren Notar nennt sie bei vollem Namen, welcher eigentlich auf Eduardo hörte. „ich weiß das ich meinen Eltern nicht viel Vermachen kann, da das meiste was ich habe, von ihnen ist, oder sie es drei Mal besser als ich haben. Sie möchte ich wissen lassen, dass ich sie liebe und sie immer lieben werde, auch wenn ich nicht mehr hier bin. Ihr seid die besten Eltern die man sich wünschen konnte. Nun komme ich zu meiner kleinen Layla, mein Fels in der Brandung, mein Sonnenschein am Nachthimmel. Meiner Geliebten Schwester vermache ich meine Wohnung in der Winkelgasse, so wie das Inventar. Zu dem betraue ich sie mit der wichtigen Aufgabe meinen Sohn Lewis Noah Wilsons großzuziehen und wie ihren eigenen Sohn zu lieben und ich weiß, dass du das schaffst. Du warst die letzten Monate immer bei mir, hast deine Kraft mit mir geteilt mich an die schönen Dinge im Leben erinnert und nur, wenn du dachtest ich höre dich nicht, geweint. Das Letzte halbe Jahr war schwer aber wir haben es zusammen durchgestanden. Ich liebe dich über alles kleine Schwester. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder, hoffentlich aber nicht zu bald. In Liebe Luenna Magereta Isabell Wilsons.", der Notar endete und ließ das Blatt sinken. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, ich wusste nicht, dass sie mitbekommen hatte das ich geweint hatte. Ich wollte doch vor ihr stark sein und ihr die letzte Zeit so schön wie möglich gestalten. Ich blickte zu meinen Eltern, mein Vater starrte auf den Tisch und meiner Mutter standen auch die Tränen in den Augen. Der Notar empfahl sich und verließ den Raum. „Ihr wart das Beste was uns je passiert ist. Das eine von euch früher geht als wir konnten wir uns nie vorstellen.", mein Vater griff nach meiner Hand und strich mit dem Daumen über sie, während er sprach. „Kommt uns doch bitte einmal die Woche besuchen, du und Lewis.", nun war es meine Mutter die zu mir sprach. „Natürlich.", mehr bekam ich nicht raus. Dann meldete sich, mit immer lauter werdendem Geschrei, Lewis der neben mir im Maxi Cosi lag. Ich öffnete den Drei-Punkt-Gurt und nahm ihn auf den Arm. Die blaue Mütze, mit dem Teddy drauf gestickt, war leicht verrutscht also richtete ich sie wieder und blickte in das immer noch leicht pinke Gesicht des Säuglings. Er hatte Hunger aber hier konnte ich keine Fläschchen erwärmen versuchte ich ihn so erst mal zu beruhigen, was auch funktionierte. Ich legte ihn zurück in die Babyschale und schloss den Gurt. „Ich muss los, der Kleine hat Hunger. Wir sehen uns Sontag.", sagte ich und erhob mich aus dem Stuhl. Meine Mutter stand schon bei mir und schloss mich in die Arme: „Ich weiß das du das schaffst meine Große. Wenn du etwas brauchst melde dich einfach. Wir sehen uns dann Sontags. Vergiss nicht auf dich zu achten und überanstreng dich nicht.". Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und dann noch einen Lewis auf die Stirn. Mein Vater drückte mich und blickte seinen Enkel verträumt an. Ich nahm den Maxi Cosi an mich und verließ den Raum.

Im nächst besten Café angekommen bestellte ich beim Barista eine Tasse Tee und fragte ob er mir das Fläschen welches ich ihm gab erwärmen konnte. Dann setzte ich mich in eine Ecke und nahm Lewis wieder aus der Schale. Ich öffnete meine Jacke und drückte ihn an meine Brust, da ich nur ein dünnes T-Shirt unter der weißen Strickjacke trug, bekam er so meine Körperwärme mit. Das hatte ich in einen der Geburtsvorbereitungskurse gelernt, welchen ich mit meiner Schwester besucht hatte. Ein Kellner stellte das bestellte vor mir ab und ich dankte ihm. Ich hielt mein Handgelenk an die Flasche um zu testen ob es die richtige Wärme hatte, so dass er sich nicht verbrennen würde. Als ich mich vergewissert hatte fing ich an ihn damit zu füttern. Als er fertig war hielt ich ihn an meine Schulter, damit er ein Bäuerchen machen konnte. Das war nun mein Alltag. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich mich hier einmal befinden würde. Ich hätte sonst um die Zeit in einem Café in der Winkelgasse gejobbt, welches dort nach dem Kampf gegen Voldemort eröffnet hatte. Ich hatte, sobald ich erfahren hatte das meine Schwester krank und schwanger ist aufgehört zu arbeiten und all meine Zeit und mein Geld in sie investiert. Meine Eltern hatten mir ihre Hilfe angeboten, aber ich wollte es nicht, ich glaube es lag daran, dass ich mich Beweisen wollte. Nun war fast all mein Erspartes weg. Dafür hatte ich nun Lewis, welcher fünf bis sechs Mal am Tag gefüttert, gewickelt und rund um versorgt werden wollte. Ich legte ihn wieder in seine Babyschale und trank einen Schluck meines Tees. Dann strich ich eine meiner blonden, leicht gewellten, Strähne aus dem Gesicht, die anscheinend aus meinem unordentlichen Dutt gerutscht war.

The Promises we gave - Weasley FFWhere stories live. Discover now