10. Angst

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PoV: Zombey
Es war unbeschreiblich. Seine weichen Lippen lösten auf meinen ein wundervolles Prickeln aus. Wir lösten uns zögernd voneinander und ich blickte tief in seine gelb-grünen Augen. Ohne ein Wort strich er sich eine blonde Locke hinters Ohr, richtete seinen Kittel und verließ dann eilig mit meiner Blutprobe den Raum. Ich seufzte und ließ mich zurück auf mein Bett fallen. Gedankenverloren starrte ich die weiße Decke an. War das ein Fehler? Hätte ich ihn besser nicht küssen sollen? Ich konnte nicht klar denken. Mit einem Mal überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Es war, als würden die Wände langsam näher rücken, ich fühlte mich so schrecklich eingeengt. Kurzerhand riss ich meinen Arm von der Infusion los und eilte aus dem Zimmer. Ich huschte durch eine schmale Tür ins Treppenhaus und war keine zwei Minuten später draußen. Ich atmete tief durch. Ein irgendwie vertrauter Duft stieg in meine Nase. Der der Freiheit.

PoV: Maurice Dovayen
Oh Gott war das gerade wirklich geschehen? Ich musste verrückt sein. Ich bildete mir Sachen ein, die gar nicht geschahen. Ich übergab einer Schwester wortlos die Blutprobe und füllte eilig das Formular für das Labor aus. Ich ging ein paar Schritte weiter und sah mich um. Der Gang war leer. Mit einem Seufzen lehnte ich mich an die Wand und rutschte mit dem Rücken daran hinab. Ich legte meine Arme auf meine Knie und lehnte meine Stirn dagegen. Nach ein paar tiefen Atemzügen beruhigte ich mich und konnte einen klaren Gedanken fassen. Ich nahm den Kopf hoch und starrte an die kahle Wand, welche mir gegenüber stand. Geistesabwesend fuhr ich mit dem Daumen über meine Unterlippe. War ich nun völlig verrückt geworden? Normalerweise würde ich sagen, ich hätte mir das mit dem Kuss nur eingebildet, doch etwas hielt mich davon ab. Es war dieses Kribbeln in meinem Bauch, was sich noch immer bemerkbar machte, wenn ich an Zombeys enzianfarbene Augen dachte. Es war diese Wärme, die mein Herz umgab, wie ein Feuer, dass durch den Kuss entzündet worden war. Und es wollte nicht aufhören zu brennen. Doch es war ein schöner Schmerz. Ich atmete einmal tief ein und aus. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg zurück zu Zombeys Zimmer. Ich musste ihn sehen. Musste einen Blick in diese azurblauen Augen werfen, um mir gewiss zu sein. Musste seine Stimme hören, um mir sicher zu sein, dass es keine Einbildung war. Nicht viel später klopfte ich zaghaft an die Tür von Zimmer 3.47, doch es kam keine Antwort. Ich drückte die Klinke nach unten und betrat eilig den, wie mir gleich darauf klar wurde, leeren Raum. Ich erblickte den Infusionsschlauch welcher auf dem Krankenbett endete. Von Zombey keine Spur. Mein Herz klopfte immer schneller, bei jedem Szenario, dass mir soeben durch den Kopf schoss. Vielleicht waren die merkwürdigen Männer zurück und hatten ihn entführt. Vielleicht war er bereits tot. Vielleicht... "Maurice?", vernahm ich eine Stimme hinter mir. "Fabian!", rief ich erschrocken, als ich mich umdrehte. "Okay, du kannst mich jetzt nicht anlügen. Es ist garantiert Monate her, dass du mich zum letzten Mal Fabian genannt hast, also ist es ernst.", sagte O-Saft besorgt. Ich schluckte. "Zombey...", begann ich doch meine Stimme brach ab. Ich hielt die Luft an und wandte meinen Blick stark blinzend zur Seite, um nicht vor meinem besten Freund weinen zu müssen. Dann geschah etwas, womit ich in der Situation überhaupt nicht gerechnet hätte. O-Saft kam auf mich zu, sah kurz zögernd zu mir auf, dann schloss er mich in eine Umarmung. Ich kniff die Augen zusammen und schlang meine Arme um den Kleineren. "Ist okay.", flüsterte er sanft. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, war ich endlich fähig ihm zu erklären, warum ich mir solche Sorgen machte.

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🔵Until We Die [Zomdado FF]Where stories live. Discover now