Kapitel 12 - Der Weg aus dem Labyrinth?

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Langsam setzen wir unseren Weg fort, kommen kaum voran. Logisch wäre es, Ben zurückzulassen, doch das könnte ich nicht.

Die letzte Zeit hatte mich gelehrt, das Logik nicht immer richtig ist. Und so müssen wir uns wohl oder übel schleppend fortbewegen. Noch dazu kam die unerträgliche Hitze.

Innerhalb der letzten Stunde ist die Temperatur um ein vielfaches gestiegen. Meine Jack habe ich bereits ausgezogen und in meinem Rucksack verstaut. Trotzdem schwitze ich die ganze Zeit.

Wenn das so weiter geht brauchen wir unsere Wasservorräte bis morgen auf. Ich hole das Notizbuch aus meinem Rucksack um mich vor der Sonne zu schützen, die auf mich scheint.

Auch die anderen leiden unter der plötzlichen Hitze. Ana tut sich sichtlich schwer Ben weiterhin zu stützen. Und dieser sich noch schwerer mitzuhalten.

"Was haltet ihr von einer Pause?", schlage ich vor. Mit diesem Tempo und der Hitze weiß ich nämlich nicht, wie lange die beiden noch durchhalten. Und auch Helena hat sicher nichts gegen ein paar Minuten Ruhe.

Doch Ben und Ana schütteln beide mit dem Kopf. "Jede Sekunde die wir trödeln, bringt uns ein Stück näher an den Rand und somit einen Schritt weiter in den Tod", sagt Ben. Natürlich hat er Recht damit, aber es bringt uns auch nichts, wenn einer von ihnen aufgrund eines Hitzschlags zusammenbricht.

Aber wenn sie nicht wollen, dann ist es so. Sie können sich ja einfach melden, wenn sie eine Pause brauchen. Während wir also immer weiter laufen, schweifen meine Gedanken ab.

Was die anderen wohl gerade tun? Ich vermisse sie wirklich, sogar Haley. Aber vor allem Jace. Was wenn er sich in der Zeit eine Neue sucht? Er sagte zwar, dass er an mich glaubt, aber sich wir mal ehrlich.

Wer würde schon damit rechnen, dass ich den ganze Scheiß hier überlebe? Vor allem, da keiner von meinen Verbündeten weiß. Ohne sie wäre ich auch schon tot. Da bin ich mir ganz sicher.

Aber solange ich noch lebe, sollte ich ich nicht allzu viel über meine eigene Inkompetenz nachdenken, sondern mich auf das Überleben hier konzentrieren.

Und um irgendetwas sinnvolles anzustellen, kann ich ja meine Skizze erweitern. Der Weg ist sowieso ersteinmal ohne Hindernisse, was soll mir also schon passieren?

Mit akribischer Genauigkeit versuche ich das Bild in meinen Gedanken auf das Papier zu bringen. Mit jedem Strich verstärkt sich die Vermutung, dass ich das Muster irgendwoher kenne. Aber woher nur?

"Das ist unmöglich", reißt Helenam mich aus ihren Gedanken. Sie hört sich erstaunt, aber keineswegs panisch an.

"Sag mir bitte, dass es das ist was ich glaube", fügt Ana hinzu. Nun wende ich meinen Blick von meinem Papier ab.

Ich kann meinen Augen nicht glauben. Genau vor uns ist das Ende des Gangs, doch es ist keine Sackgasse.

Nein, stattdessen erstreckt sich ein riesiger Urwald. "Wir haben es geschafft", murmle ich. Ungläubig sehe ich zu den anderen. "Wir haben es geschafft", wiederhole ich lauter.

Fröhlich springe ich  auf und ab, nehme zuerst Helena und dann Ben und Ana in den Arm. Tränen der Freude laufen meine Wangen hinunter. Wir haben überlebt, alle zusammen.

Das unmögliche war eingetreten, London Stone hat es aus dem Labyrinth geschafft. Wie eine Irre schreie und tanze ich auf der Stelle.

Die anderen freuen sich nicht weniger. Als seien wir von irgendwas befallen, kreischen wir zusammen. Doch meine  Freude hält nur kurz an, denn die bittere Einsicht kommt.

Enttäuscht bleibe ich stehen. Die anderen schauen mich verwundert an. "Das hier ist nicht das Ende", erkläre ich trocken. "Das hier kann nicht das Ende sein, wir wären längst hianusgeholt worden."

Caedes-Das LabyrinthWhere stories live. Discover now