Beautiful Mess

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When the colors turn grey and the lights all fade to black again~

Jungkook

Augenblicklich löse ich mich von Tae, schubse ihn von mir und blicke zu unserem Hauseinang, nur um meinen Vater dort zu entdecken.

"V-vater!", erwidere ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, als ich auch seine wütende Miene erkenne. Schnell rutsche ich von der Motorhaube des Wagens, während er die Stufen hinab eilt und auf uns zusetzt.
"Du gehst ins Haus", weist er mich harsch an, bevor sein Blick zu Taehyung wandert, der ihn kühl erwidert. Der Ältere macht absolut keinen Hehl aus seiner Abneigung meinen Eltern gegenüber.

"Was erlaubst du dir, meinen Sohn einfach-", fängt er schon an, als ich dazwischen gehe. "Vater, es war meine Idee!", lüge ich. Taehyung soll nicht den Ärger abkriegen. Seine Eltern werden ihn schon genug rügen, da bin ich mir sicher.
"Und diese widerlichen Piercings waren auch deine Idee?!", faucht mein Vater nun ich balle die Hände zu Fäusten.

"Ja!", zische ich,  "Genau wie das Tattoo!"

Wenn er wütend auf mich sein will, dann werde ich ihm auch allen Grund dazu geben, "Es war alles meine Idee!" Als er von dem Tattoo hört, verdunkelt sich seine Miene und er will schon dazu ansetzen, etwas zu erwidern, als Taehyung ihm gelassen zuvor kommt. "Bis auf den Sex. Der war meine Idee."

Na gut, vielleicht wollte ich ihm allen Grund geben, um wütend zu sein, aber das bringt das Fass definitiv zum Überlaufen. Er sagt nichts weiter, stattdessen packt mein Vater mich grob am Handgelenk und zerrt mich mit sich zum Haus. Ich kann gerade Mal meine Tasche noch packen und die Stufen hoch stolpern, als er mich auch schon ins Innere des Hauses zieht. Ich kann nur noch einen kurzen Blick nach draussen werfen, erkenne Taehyung, der sich nicht vom Fleck bewegt hat und mir ein trauriges Lächeln schenkt, bevor die Tür laut zuschlägt.

Das nächste, was ich spüre, ist, wie er mir eine schallende Ohrfeige gibt. Ich schnappe laut nach Luft und stolpere zurück, bevor ich mir meine brennende Wange halte und unsicher, mit tränenden Augen zu meinem Vater aufsehe.

"Du wirst die Piercings entfernen", sagt er mit monotoner Stimme. "Nein", antworte ich so überzeugend, wie ich kann. Immerhin kann er gegen das Tattoo nichts machen. Doch ich werde die beiden Metallkugeln nicht rausnehmen. "Du wirst!", wiederholt er.

"Nein, verdammt nochmals!", rufe ich, wobei meine Stimme am Ende bricht. Sein Blick wird von Minute zu Minute wütender, doch ich kümmere mich nicht darum. Was will er mir denn noch gross antun? Es hängt bereits ein Gitter vor meinem Fenster, eine Ohrfeige habe ich auch schon zu spüren gekriegt, es gibt nicht mehr wirklich viel, was er anstellen kann.

"Du kannst mir vielleicht bis 18 vorschreiben, wie ich zu leben habe, aber nicht, wie ich aussehe!", zische ich leise. Doch Vater achtet gar nicht mehr auf meine Worte. Sein Blick gilt der Sporttasche, die ich neben mir auf den Boden habe fallen lassen. Rasch hat er sich hingekniet und aus dem offenen Seitenfach das raus genommen, was ich unbedingt aufbewahren wollte. "Gib die wieder her!", rufe ich auf der Stelle und will ihm meine Fotos wieder aus der Hand reissen, doch er schlägt nur energisch meine Hand weg, bevor er sich jedes einzelne kurz ansieht, unter meinem wachsamen Blick.

"Ich fasse es nicht, dass du nicht nur etwas mit diesem respektlosen Punk angefangen hast, sondern sogar noch mit ihm geschlafen hast. So habe ich dich auf keinen Fall erzogen!", knurrt er leise und bevor ich reagieren könnte, zerreist er die Fotos allesamt in der Mitte durch.

"Nein!", schreie ich und sehe zu, wie er die Stücke achtlos zu Boden fallen lässt. Ich falle auf die Knie und sammle sie ein, wobei ich sie mir mit zitternden Händen anschaue. Er hat jedes zerrissen, ob von mir, von Taehyung, von uns gemeinsam oder bloss einem Bild eines Hotelzimmers, einer Landschaft oder etwas anderem.

Als wäre es nichts weiter, als etwas ekelhaftes, das beseitigt werden musst. "Damit du ja nicht auf die Idee kommst, weiter etwas mit diesem Jungen zutun zu haben", höre ich ihn sagen.

Ich spüre wieder die Tränen in meinen Augen, diesmal jedoch nicht von Schmerzen, sondern aus Wut. Ich sehe von den zerrissenen Bildern langsam hoch, in sein emotionsloses Gesicht und rufe dann aufschluchzend: "Ich hasse dich!"

Innert Sekunden bin ich wieder auf den Beinen, habe mir meine Tasche geschnappt und stolpere die Treppen hoch, während ich Vater hinter mir lautstark blaffen höre: "Sei nicht so respektlos!"

Ich schlage die Tür meines Zimmers hinter mir zu und könnte lautstark losweinen, als ich die bekannten, kahlen, erdrückenden Wände sehe. Es ist alles wie immer, eintönig wie immer, leblos wie immer, kalt wie immer.

Es ist genauso, wie ich es immer hatte, wie es mich immer beinahe wahnsinnig gemacht hat, nichts hat sich verändert. Ich lasse die Sporttasche einfach zu Boden plumpsen, die zerrissenen Polaroids lege ich sachte auf mein Bett, bevor ich mich zum Fenster aufmache und hinaus schaue, die grässlichen, eisernen Gitterstäbe mustere, die zwar hübsch gebogen sind, doch für mich nichts weiter darstellen, als die Beraubung meiner Freiheit.

Ich öffne das Fenster, lehne mich zu den Eisenstäben und umklammere zwei davon, bevor ich kräftig an ihnen rüttle, in der Hoffnung, das Gitter so entfernen zu können. Während ich das mit all meiner Kraft versuche, spüre ich, wie ich all meinen Frust nicht länger zurückhalten kann, sondern hemmungslos zu weinen anfange. Die Tränen verschleiern mir die Sicht, doch es ist mir egal, ich will bloss, dass dieses verdammte Ding vor meinem Fenster verschwindet. 

Mit einem wütenden, kraftlosen Schrei, lasse ich schliesslich von den Stäben ab und raufe mir stattdessen die Haare, während ich versuche, mich wieder etwas zu beruhigen.

Das ist kein Zuhause mehr. Es ist ein Gefängnis.

Forbidden [Vkook]Where stories live. Discover now