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Will machte also weiter. Sie versuchte krampfhaft, Sirius zu vergessen. Rauchte mehr. Zog sich noch mehr zurück. Bald sah man sie nur noch zum Frühstück in der großen Halle. Sie las mehr. Immer nur ein Buch. In der Schule vermasselte sie zwei Hausarbeiten, wurde dafür aber in ihren Zaubern immer sicherer und stärker. Sie verbrachte viel Zeit alleine an einer alten Eiche im verbotenen Wald und übte sich. Von Den Rumtreibern bekam sie kaum noch was mit. Vielleicht machten sie gerade eine Ruhepause. Selbst das letzte Quittichspiel verpasste Will. Sie wusste nicht mal, wer spielte. Es war ihr einfach egal.

Eines Samstagmorgens, als Will fertig mit dem Frühstück war und aufstand, war etwas anders. Sie verabschiedete sich von Luce mit einem "Bye." und steuerte auf den Ausgang zu. Da kamen ihr die vier Gestalten vor die Augen. Peter lief vorne und blätterte in einem kleinen, blauen Buch. Anscheinend suchte er angestrengt nach etwas. Sein Pullover saß etwas verrutscht und seine Schuhe waren unordentlich zusammengebunden, als hätte er es alles im Schnelldurchlauf machen müssen. Hinter ihm liefen ein verstrubbelter James Potter und ein Remus Lupin mit einem noch recht frischen Kratzer an der Schläfe. Remus hatte die Ärmel seines Pullovers nach oben gekrempelt und versuchte mit seinen Haaren, den Kratzer an seiner Schläfe zu überdecken. James sah aus, als sei er frisch aufgestanden. Seine Haare hatten die letzten Tage wohl kaum einen Kamm zu Gesicht bekommen, ihm wuchs ein Drei-Tage-Bart und seine Hose schien ihm zwei Nummern zu groß zu sein. Beide unterhielten sich recht angestrengt und lachten nebenbei kurz auf. Hinter den beiden kam die große Statur mit den langen, braunen Haaren zum Vorschein. Er trug lediglich ein weißes Shirt und eine dunkelgraue Jogginghose. Er war der einzige, der nicht aussah, als sei er gerade aufgestanden. An seiner Seite schritt anmutsvoll ein dunkelblondes Mädchen mit welligen, leicht strubbligen Haaren. Sie war groß und schlank und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Will. Als diese an den fünf Personen vorbeilief, begrüßten sie James Potter und Remus Lupin mit einem "Guten Morgen. ". Peter war so in sein Buch vertieft, dass er einfach weiterlief. Sirius und seine Freundin beachteten Will gar nicht, doch Sirius Blick ging öfter mal in das eingefallene, fahle und doch so gut gebräunte Gesicht Wills. Diese hob kaum den Kopf, als sie sagte:

"3 Meter neben Hagrids Hütte wachsen blaublühende Pflanzen. Reib dir den Blütenstaub auf die Wunde, da verheilt sie besser und schwillt nicht so stark an."

Die drei Jungen ließ sie verblüfft zurück, doch zum Glück fing sich Remus schnell wieder und rief ihr ein "Danke!" hinterher. Will erwiderte nichts, sondern lief einfach weiter, sich noch halb im Gang bereits eine Zigarette anzündend.

"Miss Aither! ", rief McGonagall, womit Will ihre Schritte beschleunigte, um schneller draußen zu sein. Professor McGonagall wollte sie erneut ermahnen, nur draußen zu rauchen, doch da war sie schon draußen.

Was Will bis dahin nicht bemerkt hatte war, dass ihr jemand gefolgt war. Erst kurz vor dem verbotenen Wald, gab sich diese Person zu erkennen. Sie feuerte einen Fluch haarscharf an Will vorbei und traf einen Baum genau in die Mitte des Stammes.

"Wir sind noch nicht fertig, Will Aither!", rief Bellatrix Black und war nach wenigen Schritten bei Will angekommen. Diese drehte sich seelenruhig herum und blickte in Bellatrix' dunkle Augen.

"Mit was?", fragte sie unscheinbar. Sie konnte es sich schon denken. Bellatrix war hartnäckig und würde tatsächlich nicht vor Taten wie Folter zurückschrecken, um ihre Ziele zu erreichen.

"Das weißt du ganz genau, Will.", antwortete Bellatrix zuckersüß. Mit ihrem krakeligen Zauberstab spielte sie mit einer braunen Locke. Will seufzte. Sollte sie es Bellatrix wirklich ihre Geheimnisse verraten. Sie könnte sie eines Tages gegen sie verwenden, wenn es zum Krieg kommen würde, könnte Bellatrix Black Tausende Menschen aus Gefecht setzen. Sie wäre gefürchteter als der berühmte Voldemort selbst. Andererseits würde das verrückte Mädchen auch nicht davor zurückschrecken, in der Schule herumzuschreien, Will Aither würde schwarze Magie beherrschen und keinen Wimpernschlag später würde Will von der Schule geschmissen werden. Das wollte sie auch nicht. Doch es war ihr Buch. Ihr Heiligtum. Sie wollte, nein, sie konnte nicht teilen. In dem blonden Kopf ratterte es, bis Will zu einem Kompromiss kam.

"Komm mit.", meinte sie anschließend. Bellatrix schien kurz skeptisch. Sie zögerte einen Moment, bevor sie Will tatsächlich folgte. Gemeinsam liefen sie einige hundert Meter in den verbotenen Wald hinein, bis sie an Wills neuem Lieblingsplatz ankamen. Sie entdeckte ihn eines Tages, beim Erkunden des Waldes. Es war eine kleine, kahle Fläche, umrandet von alten, hohen Bäumen und Gestrüpp. Hier war das Gras recht niedrig, und die Büsche herum recht hoch, sodass Will hier wie in einem eigenen kleinen Loch, einer Höhle, ungestört und unentdeckt üben konnte.

"Was machen wir hier?", fragte Bellatrix. Doch Will antwortete ihr erst nicht. Sie legte ihre Tasche in eine Höhle eines Baumes, welche sie mal ausversehen schuf. Diesen Zauber beherrscht sie heute noch immer nicht. Will setzte sich auf den Boden und lehnte sich an den grauen Stamm an. Diese ungesunde Farbe hatte er übrigens auch erst nach ihrem missglückten Versuch angenommen. Bellatrix schien sich inzwischen sicher zu fühlen, vielleicht lag es an der ruhigen Atmosphäre hier, Will wusste es nicht. Sie kannte Bellatrix Black nicht.

"Ich habe mal ein Buch gelesen, am Anfang des Schuljahres. Nach diesem Buch brauchst du gar nicht erst zu suchen, es hat sich vor einem Monat selbst verbrannt." Lüge. Will wollte nicht, dass Bellatrix das Buch suchte und womöglich noch fand und dann alle Zaubersprüche lernte, denn Will schätzte ihr Gegenüber als vieles ein, aber nicht als dumm. Des Weiteren hatte sie sich vorgenommen, Bellatrix nur einen Teil aller Sprüche beizubringen. Die, die am wenigstens Schaden anrichten und einen nicht gleich umbringen.

"In diesem Buch waren versteckte Zaubersprüche von den Gründern der schwarzen Magie höchstpersönlich. Diese übe ich hier.", erzählte Will. Bellatrix hörte dem eingefallenen Mädchen gespannt zu und legte leicht den Kopf schief, wie Will es manchmal selbst tat. Vielleicht waren sie beide gar nicht so verschieden.

"Aha.", mache Bellatrix nach einigen Sekunden Stille, in denen sie hoffte noch ein wenig mehr Informationen zu bekommen. "Bring sie mir bei."

"Nicht ohne Gegenleistung.", erwiderte Will und setzte eine undurchschaubare Maske auf. Bellatrix lachte verrückt auf. Sie war wilder als Will, lauter. Mehr auf Aufmerksamkeit bedacht.

"Die Gegenleistung ist, dass ich dich nicht foltere!"

Doch Will schüttelte ruhig den Kopf.

"Der Deal ist folgender: Wir treffen uns, sagen wir zwei oder drei Mal die Woche, und ich bringe dir bei, was ich weiß, dafür behält du alles für dich und erzählst niemanden davon."

Bellatrix lachte erneut. "Wieso sollte ich alles für mich behalten?"

Auf diese Frage hatte Will sich drauf vorbereitet und feuerte sogleich mit einer Gegenfrage zurück:

"Willst du nicht allen überlegen sein? Zauber draufhaben, die andere nicht können, um sie dann in Duellen fertigzumachen? In deiner Familie noch höher angesehen werden? Die Anerkennung des dunklen Lords haben?", fragte Will verführerisch und wusste, dass Bellatrix dem nicht wiederstehen konnte. Macht und Anerkennung waren schon immer ihre Schwäche. Das, was sie am meisten begehrte. Das wusste Will, ohne Bellatrix zu kennen. Das sah sie ihr an.

"Das sind aber alles Vorteile für mich. Was hat du dann davon?", fragte Bellatrix nach und blickte Will mit ihrer dunklen Iris direkt in die Augen. Das Mädchen zuckte nur mit den Schulter.

"Anonymität. Also, haben wir einen Deal?"

Es verging keine Sekunde, da antwortete Bellatrix schon lachend.

"Natürlich haben wir den, Will Aither!"

Sirius Black | dark artsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt