Kapitel 1

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Es war wunderschönes Wetter in London an diesem Montagmorgen. Die Sonne schien, keine Wolke war in Sicht und schön warm.
Als Daisy Graham aus ihrer Welt der Träume erwachte, war ihr Blick auf das Fenster gerichtet. Ein Lächeln zauberte sich auf ihre rosigen Lippen, sobald sie das Bilderbuch Wetter draußen wahrnahm.

Nach anstrengenden letzten Schulwochen, in denen sie ihre A Levels schrieb und mit hervorragenden Noten bestand, genoss sie es jetzt, ausgeschlafen und eingekuschelt in ihrem Bett zu liegen und den Geruch ihrer frischen Bettwäsche zu inhalieren. Letzten Freitag fand ihr Abschlussball statt und somit war heute der erste Montag in ihrem Leben, den sie nicht als Schülerin erlebte.

Sie drehte sich und ließ ihren Blick durch ihr Zimmer gleiten;
ihr Schminktisch, der am Fenster stand und in dem ihr Make-up und ihr Schmuck ordentlich in Schubladen gestaut war, der offene Durchgang, der zu ihrem begehbaren Kleiderschrank führte, ihr Schreibtisch und schließlich ihr großes Bücherregal.
Daisy liebte es zu lesen und in fremde Welten einzutauchen, die sich doch so von der Realität unterschieden, sich in andere Personen hineinzuversetzen und mit ihren Geschichten mit zu fühlen, zu weinen und zu lieben.

Unerwartet hörte sie im Flur die Schritte ihrer Mutter in ihren hohen Schuhen und ihre Stimme, was annehmen ließ, dass sie telefonierte.
Verwirrt, dass sie noch zu Hause und nicht auf der Arbeit war, schaute Daisy auf die Uhr auf ihrem Nachtschränkchen.
Kurz nach zehn.

Sie entschied sich dazu aufzustehen, zog sich ihr hochgerutschtes Nachthemd zurecht und schlüpfte in ihre Pantoffeln.

"Guten Morgen.", sagte Daisy mit einer noch vom Schlaf belegten Stimme, als sie den Wohnbereich betrat. Die Wohnung der Grahams war sehr modern eingerichtet, was sie jedoch auch kahl und unpersönlich wirken ließ. Alles war offen und in Edelstahl und Grautönen eingerichtet.
Auf einem kleinen Tisch stand ein altes Familienfoto der dreiköpfigen Familie, ansonsten fand man nur vereinzelt bedeutungslose, moderne Gemälde an den Wänden.

"Guten Morgen, Süße.", antwortete ihre Mutter und schenkte ihr mit ihren roten Lippen ein Lächeln. Sie war bereits fertig hergerichtet, um ins Büro zu gehen und füllte sich jetzt nur noch ihren Kaffee in einen Becher, den sie jeden Tag mitnahm.

"Hast du vielleicht Lust, mich zur Arbeit zu fahren? Um, du weißt schon, mir deine Fahrkünste mal zu beweisen.", sagte sie und lachte am Ende.

Daisy hatte kürzlich ihren Führerschein mit Bravour bestanden und war bisher noch nicht viel gefahren. Doch bald schon würde sie ihr eigenes Auto bekommen, hoffte sie zumindest.

Aber nun zögerte sie.
Szenarien, wie sie gegen Bäume fuhr, sämtliche Verkehrsregeln missachtete und andere Fahrer sie anhupten, spielten sich in ihrem Kopf ab.

"Ich weiß nicht ganz recht.", sie kratzte sich am Hinterkopf und überlegte sich, wie sie sich herausreden könnte. "Ich muss mich erst noch waschen und anziehen, du musst bestimmt bald da sein. Ich würde zu lange brauchen und außerdem fahre ich wie eine Schnecke.", plapperte Daisy eins nach dem anderen herunter. Mit dem Berufsverkehr in der Innenstadt war nicht zu Spaßen und Daisy wollte nicht direkt ins kalte Wasser geworfen werden.

"Ach, ich habe Zeit.", versichterte Mrs Graham ihrer Tochter.

Mrs Graham war eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau, die es in ihrem Leben zu Großem gebracht hat. Sie heiratete Daisys Vater, den Geschäftsführer eines der einflussreichsten Softwareunternehmen in ganz England, und auch international, und war seit dem so gut wie in jeder Klatsch-Zeitschrift wegen ihres Vermögens, ihrer Karriere zur Managerin, ihres begehrenswerten Aussehens oder dem Fang ihres Lebens: Mr Graham.
Viele mochten meinen, dass sie ihn nur wegen seines Geldes heiratete, doch dem war nicht so. Sie liebten sich und Daisy war das Ergebnis ihrer Liebe.

Und als Daisy sah, wie ihre Mutter diesen einen Blick auflegte, bei dem sie ihren Kopf etwas zur Seite neigte und eine Augenbraue hob, wusste sie, dass sie aus der Nummer nicht mehr rauskam.

Ergeben drehte sie sich um, um sich fertig zu machen, in dem sie sich ihre Zähne putzte, ihr Gesicht wusch und sich dann ein simples Kleid überzog.
"Wir können los.", sagte Daisy, als sie die Treppe hinunterstieg.

Ihre Mutter schaute sie durch den Spiegel hinweg an, während sie sich noch einmal ihren roten Lippenstift nachzog.

"Dann auf, zu spät kommen möchte ich zu dem Meeting auch nicht.", grinste sie.

Auch wenn Mrs Graham ihre Tochter liebte, ihre Arbeit war ihr sehr wichtig. Zu wichtig könnte man meinen.
Denn, wenn ein großes, entscheidenes Projekt und viel Arbeit bevorstand, dann zog sie ihren Job ihrer Familie vor, worunter Daisy oft litt.

Die beiden fuhren mit dem Fahrstuhl, der innen nur aus Spiegeln bestand und in dem eine sich ständig wiederholende, leise Fahrstuhlmusik spielte, unter das Gebäude ins Parkhaus. Aufregung machte sich in Daisy breit, sodass sie den Blick in die Spiegel mied. Die Musik sollte eigentlich beruhigend wirken, doch sie half nicht. Der Aufzug gab einen kurzen Ton von sich und öffnete seine Türen. Daisy lief voran zu den Parkplätzen, die den Grahams gehörten. Doch als sie sie erreichte, wurde sie stutzig.

Da stand der silberne Mercedes ihrer Mutter und auf dem Platz, wo normalerweise das Auto ihres Vaters stand, war ein glänzender, schwarzer Mini Cooper mit einem weißen Dach.

"Mum,", fing Daisy an, als sie sich dem Auto näherte, "wem gehört das Auto da?"

"Dir.", sagte sie, so als wäre es das Normalste der Welt.

Daisys Augen weiteten sich und ihr Mund fiel auf. Sie konnte nicht fassen, was ihre Mutter da eben gesagt hatte. Ihr erstes, eigenes Auto! Schon als kleines Mädchen waren Minis ihre Lieblingsautos.

"Danke, danke, danke!", Daisy fiel ihrer Mutter in die Arme, die ihr daraufhin nur die Schlüssel in die Hand drückte.
Ein freudiges Quietschen entfloh Daisy, als sie zu ihrem neuen Auto flitzte und es aufsperrte. Die Scheinwerfer leuchteten auf, was Daisy über beide Ohren grinsen ließ.

Nun, da sie ihr eigenes Auto hatte, bedeutete das Unabhängigkeit und Freiheit für unsere Daisy, die 18 Jahre ihres Lebens nur herumkutschiert wurde. Sie würde selbstständig von A nach B kommen, ohne ihrem bisherigen Chauffeur zur Last zu fallen, auch wenn dies sein Job war.

Und als das Gänseblümchen den Motor des Wagens zum Leben erweckte, wusste sie, dass ein neuer Abschnitt in ihrem Leben beginnen würde. Doch was dieser Abschnitt mit sich brachte, davon hatte sie nicht die leiseste Ahnung.


Guten Abend❤
Ein unspektakuläres 1. Kapitel, aber dafür wird im 2. richtig reingehauen ;).
Möchte mich nochmal bei Euch allen bedanken, was für liebe Kommentare ihr bei dem Prolog und dem Update bei Badboy's Baby geschrieben habt🥺 Ihr seid einfach so süß.
Also viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Kapitel!
Lili

Melody Of A Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt