Schuldgefühle können einen zu Grunde richten

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Whitebeard schaute zu seiner Tochter, die an der Reling auf den Boden des Decks saß und auf das Holzbrett vor ihren Füßen starrte.

"Aline, kümmere du dich darum die zweite Division zu überprüfen, dass sie ihre Aufgabe ordentlich erledigen", sagte Marco zu ihr.

Wie so oft, wenn Marco die junge Frau ansprach, zuckte sie neuerdings zusammen. Nachdenklich betrachtete der liebende Vater seine beiden Kinder. Aline stand auf und kam den Befehl von Marco nach. Der Vize stellte sich neben Edward Newgate.

Whitebeard sah zu Marco und fragte: "Mein Sohn was ist zwischen euch beiden vorgefallen?"

"Nichts, Vater."

Der Käpt'n der Whitebeardpiraten wusste sofort, dass ihm sein Sohn etwas verschwieg. Der Phönix wurde unruhig unter den durchdringenden Blick von ihm.

"Marco?", hakte er bei dem Vize nach.

Unweigerlich schaute er zum stärksten Mann der Welt auf. Missmutig beobachtete die junge Frau mit ihrem leicht zerzausten geflochtenen Zopf auf die zweite Division. Der Streich lag schon seit einer Woche zurück, aber Aline ging ihren Kommandanten aus dem Weg. Zu tief saßen ihre Schuldgefühle in ihr drin. Zu Marcos Glück waren die Knutschflecke nicht lange geblieben, dank seiner Teufelsfrucht. Die Heilungseigenschaft des Phönix. Doch trotz allem wusste die jetzt in sich gekehrte Frau wo überall ihre Lippen auf den Körper des Vizes waren. Thatch war das Verhalten seiner besten Freundin sofort aufgefallen und er versuchte mit Marco über den Streich zu sprechen, aber ihm kam jedes Mal jemand anderes oder Aline dazwischen. So hatte sich nie das Gespräch ergeben. Mittlerweile gab es Thatch auch auf es mit dem Vize zu bereden. Er wusste, dass die Kleine ihn nie verpfeifen würde, genauso wenig wie er sie. Das Verhältnis zwischen der jungen Frau und den Phönix war eisig wie an den Polarkappen. Besorgt musterte der Kommandant der vierten Division wie die Tochter des Piratenkaisers, die zweite Division umherscheuchte. Seufzend wendete sich die Frau um und schenkte ihren besten Freund ein winziges Lächeln. Er ging auf sie zu und schnappte sich ihr Handgelenk. Mit ihr im Schlepptau marschierte er in die Kombüse und suchte Kalle auf. Er war wie immer in den Herd und schaute grinsend auf als er Thatch sah, doch dann verflog sein Lächeln als sein Blick auf der Kleinen fiel.

"Hast du irgendwas da was die Laune anheben außer Alkohol kann?", fragte die Haartolle.

"Klar! Ich habe gerade ein paar Schokotörtchen gebacken. Wollt ihr welche?"

Auffordernd schaute der Mann mit der Haartolle zu der kleinen Frau, die jetzt strahlte. Schokolade war bei Essen ihr Schwachpunkt. Sie würde Fleisch und alles andere ignorieren, wenn sie Schokolade vor sich hingestellt bekam. Egal in welcher Variante. Kalle, der seine schwarzen, langen und lockigen Haare zu einem Zopf trug, stellte zwei Teller mit den Törtchen auf den Tisch und die beiden Freunde setzten sich hin. Dazu reichte Kalle ihn noch einen warmen Kakao. Doppelt Schokolade verbesserte die Laune doppelt so gut. Der Koch zog sich in seinen Bereich zurück, wobei er die beiden beobachtete, die Späße betreiben und bei den jeweiligen anderen ein Stück mopsten. Auch dem Koch war das Verhalt der sonst so fröhlichen und lauten Frau aufgefallen. Selbst die Streitereien zwischen den Vize und der Kleinen fehlten ihm. Er wendete sich wieder der Zubereitung des Abendessens zu. Aline, die ihre Schuldgefühle gegenüber ihren Kommandanten im Moment vergaß, wurde es jetzt bewusst, dass sie alle nur Sorgen bereitete. Sie hielt bei dem Blödsinn inne und blickte ihren besten Freund an.

"Was ist los, Süße?", fragte Thatch besorgt als er die Veränderung von ihr bemerkte.

"Ich habe euch Sorgen bereitet, oder?"

"Ja, nein, ein wenig. Ich sollte unserem Vize die Wahrheit sagen, Aline. Es war nicht deine Idee, sondern meine. Und du schützt mich, indem du mich nicht verraten hast."

Aline seufzte leise und murmelte: "Ich würde nie ein Freund verraten, Thatchy. Und das weißt du. Genauso wenig wie du!"

Der Phönix blieb vor der großen Doppeltür zur Kombüse stehen. Er bekam das Gespräch der beiden mit. Ihm war klar, dass irgendjemand davon wusste, aber nicht das der Kommandant der vierten Division sie dazu angestiftet hatte. Der Vize haderte vor der Tür, ob er die Kombüse betreten sollte.

"Du weichst ihm aus! Aber warum? Aus Angst?", stellte die Haartolle fest und stützte seinem Kopf auf seine Hand ab.

"Es stimmt, dass ich ihm ausweiche, aber nicht aus Angst. Ich kann ihn nicht mal in seine Augen schauen ohne dass mich meine Schuldgefühle zerfressen."

Der Kommandant der ersten Division öffnete die große Doppeltür zur Kombüse. Sofort verkrampften sich die beiden Freunde als sie Marco entdeckten.

"So, ihr beide wart das also!", knurrte Marco leicht wütend.

Thatch wandte sein Blick zu dem Vize und stieß hervor: "Marco, das war ganz alleine meine Idee und ich habe Aline überredet mitzumachen."

Thatch war aufgestanden und ging auf den Phönix zu, der die beiden mit verschränkten Armen musterte. Die junge Frau mit ihren farbigen Bändern im Haar saß an Tisch zusammengesunken und stocherte wie wild in dem Reststück des Schokotörtchens. Der Phönix warf ein Blick auf die zusammengekauerte Gestalt an dem Tisch. Seine Wut war wie verraucht auf Aline, aber nicht auf Thatch. Der Vize wendete sich Thatch.

"Du putzt die Klos!", befahl Marco umgehend, denn der Kommandant der vierten Division hatte eine Strafaufgabe verdient.

Der Kommandant nickte wortlos und marschierte los. Mit langsamen Schritten ging Marco auf die seelisch verletzte junge Frau zu. Der Koch musterte die beiden argwöhnisch. Sollte der Vize ihr auch nur ein Haar krümmen, dann jagte er ihn persönlich aus der Kombüse. Es war immerhin das Reich des Schiffskochs. Nicht mal der stärkste Mann der Welt hatte hier Mitspracherecht. In der Kombüse galten Kalles Regeln und jeder wusste das.

"Aline?", fragte Marco behutsam.

Wieder zuckte sie zusammen. Seufzend setzte er sich neben ihr und betrachtete sie wie sie ihren übrigen Törtchen malträtierte. Das Törtchen war nicht mehr als eins zu definieren. Es war nur noch ein dunkelbrauner fast schwarzer Teigklumpen.

"Siehe mich bitte an!", bat er sanft.

Schuldbewusst hob sie den Blick und schaute in das Gesicht ihres Kommandanten. Anders als sie es erwartete, schaute er sie nicht wütend an, dass sie ihn anlog, sondern besorgt. Eindringlich musterte der Phönix die Frau vor sich. Ihre Unterlippe bebte. In ihren Blick konnte er nur Schuldgefühle und Hass erkennen. Hass auf sich selbst. Sie hasste sich dafür was sie ihren Kameraden und Kommandant angetan hatte.

тσтgєgłαυвт (One Piece FF) [ABGESCHLOSSEN] Where stories live. Discover now