Kapitel 2

1.3K 91 40
                                    

***

„Ich finde es super, dass du das machst, ehrlich. Und wenn er nicht dein Typ ist, dann kannst du dich immer noch für den Abend bedanken und einfach gehen!" Luna war offensichtlich optimistischer als Hermine, was generell nichts Neues war. Seit sie beschlossen hatte, dass es an der Zeit war, sich wieder mit Männern zu treffen, hatte sie eine leichte Welle von Panik eingenommen. Sie wusste nicht, wie man Dates hatte. Wie auch? Noch während der Schulzeit war sie mit Ron zusammengekommen und seitdem war eigentlich der Plan gewesen, mit ihm ihr restliches Leben zu verbringen. Sie hatte nie einen Plan B gehabt und hätte auch nicht eine Sekunde daran gedacht, dass sie einmal andere Männer würde daten müssen, oder gar wollen. Sie seufzte tief.

„Ich weiß nicht, Luna. Ich kenne den Typ doch überhaupt gar nicht. Was, wenn er todlangweilig ist oder nur auf der Suche nach einer Bettgeschichte? Oder was, wenn er Bücher hasst?" Zugegeben, vielleicht übertrieb sie im Moment ein wenig, doch ein kleiner Anflug von Panik überkam sie, bei dem Gedanken daran, den Abend mit einem völlig Fremden zu verbringen, den sie über eine Internetplattform an Land gezogen hatte. Wenn man das einmal genauer betrachtete, war das peinlich und erbärmlich noch dazu.

„Vielleicht solltest du dir das mit der Bettgeschichte mal genauer durch den Kopf gehen lassen."

„Luna!", rief Hermine empört aus, musste aber direkt lachen, als sie in das gespielt unschuldige Gesicht ihrer Freundin blickte, die sie belustigt angrinste. Gerade Luna, die so rein gar keine Ambitionen hatte, sich mit solchen Dingen wie Beziehungen oder dergleichen auseinander zu setzen.

„Ich mein ja nur, dass du deine Erwartungshaltung nicht ganz so hoch ansetzen solltest, dann hast du vielleicht sogar ein wenig Spaß."

Wahrscheinlich hatte sie damit Recht. Hermine sollte versuchen, sich nicht zu viel von diesem Date zu versprechen. Doch das war gar nicht so einfach wie angenommen, denn seit dem vergangenen Wochenende hatte sich eine Art Unruhe in ihr breitgemacht, die sie beinahe wahnsinnig werden ließ. Sie konnte sich nicht erklären, wo diese herkam und warum sie nun von heute auf morgen beschlossen hatte ihr Zölibat zu beenden, doch irgendwas hatte ihr Verlangen nach Nähe und Aufmerksamkeit geweckt und nein, auf keinen Fall war Draco Malfoy der Auslöser gewesen, auch wenn er noch so gutaussehend vor ihr gestanden hatte. Sie musste es sich nur lange genug einreden, dass sie es auch selbst glaubte.

Zum Glück hatte sie jedoch noch Zeit ihre Gedanken zu sortieren. Ihre Schicht im Krankenhaus hatte sie heute früher beenden können und ein arbeitsfreies Wochenende stand ihr bevor, so dass ihr noch mindestens vier Stunden blieben, ehe sie sich entschieden haben musste, welches Outfit für dieses Date wohl angemessen war. Zeit, die sie in ein ausgiebiges Schaumbad investieren wollte.

Schon nach den ersten Minuten in der Badewanne, fühlte sie sich wie ausgewechselt. Die Anspannung, die sie die letzten Tage mit sich herumgetragen hatte, fiel mit einem Mal komplett von ihr ab und nach und nach begann sie sich auf den Abend zu freuen. Luna hatte Recht, was sollte schon passieren, außer, dass es nicht ihren Erwartungen entsprach? In diesem Fall konnte sie den Abend jederzeit beenden, um sich mit ihrem neusten Buch in ihrer Bettdecke einzuwickeln und die Männerwelt für weitere zwei Jahre abzuschreiben. Sie fand, das war ein guter Plan.

Während der warme Dampf sie nach und nach einlullte, beschloss sie, dass es Zeit war, Ron davon zu berichten und merkwürdiger Weise, war sie nervös. Ihr war schon klar, dass das dumm war, denn auch, wenn es sich zuweilen so anfühlte, wusste sie natürlich, dass sie nicht wirklich an Ron schrieb, sondern dass ihre Nachrichten ins Nirvana gesendet wurden. Doch auch diese Tatsache war ihr schlichtweg egal, denn es half ihr tatsächlich. Die meiste Zeit waren es banale Dinge, die sie schrieb. Wie vor einigen Tagen, als sie sich über ihren Chef aufgeregt hatte, oder an dem Morgen, an dem sie sich den kleinen Zeh am Türrahmen gestoßen hatte und einfach mal eine Runde jammern wollte, doch selbstverständlich wollte sie ihn gerade bei einer solch wichtigen Entscheidung nicht außen vorlassen. Aber es war schwer. In weiser Voraussicht hatte Hermine ihr Handy mit ins Badezimmer genommen und auf die Ablage gelegt, doch nun, wo sie es in ihren vom Wasser bereits schrumpelig gewordenen Händen hielt, wusste sie nicht genau, was sie schreiben wollte. Es fühlte sich auf der einen Seite wie Verrat an, denn immerhin traf sie sich mit einem anderen Mann. Auf der anderen Seite – und man konnte es einfach nicht schönreden – war Ron tot und es würde ihn nicht mehr interessieren, was sie tat oder eben nicht tat. Selbst, wenn sie das gesamte Quidditchteam der Holyhead Harpies treffen würde, wäre es ihm wohl schlichtweg egal.

SMS für dich...Where stories live. Discover now