Schlafende Schönheit - Rosen so schön wie der Tod selbst?

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Sebastian brachte Undertaker und Lau zu einer Kutsche. Ciel klammerte sich an den langen Mantel von Undertaker, wieso, wusste er selber nicht. Normalerweise war er nicht so und wenn, klammerte er sich immer an seinen Butler. Auch Undertaker fragte sich, wieso der Earl sich an ihn klammerte. Was hatte er gesehen, das ihn so verstörte? In der Kutsche erzählte Sebastian, was passiert war: „Wir haben heute morgen von ihrer Majestät einen Brief bekommen. Sie schrieb, dass wir uns einmal im Haus eines reichen Händlers umsehen sollen, da sie denkt, dass er mit illegalen Drogen handelt. Also begaben wir uns zu ihm. Als wir dort waren, waren überall Beamte von Scotland Yard. Wir suchten Sir Randall. Wir mussten nicht lange suchen, da es in nur einen Raum gab ,der abgesperrt war. Der Händler weinte und bald wussten wir auch, wieso der: Raum war vollkommen mit Blut beschmiert. Die Wände, der Boden und sogar die Decke war mit Blut beschmiert. In der Mitte des Raumes lag die Frau des Händlers. Sehr viel konnte ich nicht sehen, da der junge Herr mich sofort wieder rauszog. Seitdem ist er so komisch. Sir Randall bat uns, einen Leichenbestatter zu holen." Undertaker nickte verständnisvoll. „Also Undertaker, ich bleib dabei. Das hat was damit zutun.", sagte Lau und lächelte Undertaker an. „Hoffen wir, dass es nicht so ist.", antwortete er und sah zu Ciel. „Darf ich fragen, was ihr damit meint Lau?", fragte Sebastian. „Nichts, was für dich interessant wäre.", antwortete er. „Beantwortet ihr mir wenigstens, woher ihr euch kennt?", fragte er erneut. „Lau und ich kennen uns schon eine gefühlte Ewigkeit. Wir trafen uns, weil ich etwas vom Hafen abholen wollte. Wir sprachen miteinander und schließlich fand er heraus, wer ich wirklich bin. Seitdem gilt er als Postbote für Briefe, die nicht von hier kommen.", antwortete Undertaker. Die Kutsche hielt vor dem Anwesen des Händlers. Undertaker und Lau stiegen aus. „Ihr bleibt hier. Ich glaube nicht, dass der Earl diesen Ort noch einmal betreten wird.", sagte Undertaker und lief auf einen Beamten zu. „Sie sind der Leichenbestatter, den wir angefordert hatten, richtig?" „Ja. Mir wurde bereits berichtet, was passiert ist. Würden sie mich und meinen Assistent bitte zum Tatort bringen?", sagte Undertaker, der sich gerade eine Ausrede hatte einfallen lassen, um Lau mitnehmen zu können. Der Beamte führte beide zu dem Zimmer. „Assistent also ja? Ist dir nichts besseres eingefallen?", sagte Lau. Undertakers Antwort war ein breites Grinsen und ein leises Kichern. Sie gingen zu dem Raum, wo man die Leiche vorher gefunden hatte. Schon auf dem Weg dorthin, hatte der Leichenbestatter ein ungutes Gefühl. Irgendetwas sagte ihm, dass er dort etwas Außergewöhnliches vorfinden würde. Schließlich blieben sie vor dem Raum stehen. Obwohl es in der großen Villa angenehm warm war, schien den beiden ein eisiger Luftzug entgegen zu kommen. Ohne weiter zu zögern, legte Undertaker seine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter. Der erdrückende Geruch von Blut schlug ihm entgegen, doch im Gegensatz zu Lau war er ja daran gewöhnt, welcher deswegen angeekelt seinen Ärmel von die Nase hielt. Die Gardinen der Fenster wirbelten bei einen Windstoß auf und die Sonne kam kurz hinter den grauen Wolken hervor. Das Sonnenlicht tauchte das Zimmer kurz in ein helles Licht, was die Szenerie, die Undertaker und Lau vorgefunden hatten, betonte. Überall war Blut. An den Wänden, am Boden, an den Möbel, an den Gardinen, die nun wieder sanft im Wind wiegten. Sogar, wie Sebastian es erwähnte, an der Decke . Und mitten im Raum lag die Leiche. Die Augen hatte sie geschlossen, das Gesicht entspannt, aber totenbleich. Das lange braune Haar lag um ihren Kopf herum und machte so den Kontrast zu ihrer weißen Haut noch etwas größer. Ein tiefblaues Kleid bedeckte den Körper der Frau. Es hatte den Anschein, als würde sie schlafen, doch das täuschte. Sie schlief den Schlaf der Ewigkeit. Eine mitternachtsblaue Rose steckte tief in ihrem Herzen. Sicherlich hatte sie nicht lange leiden müssen, als sie ihr Leben aushauchte. Um die tote Person herum, wirkte das ganze Blut wie ein rot glänzender See bei Sonnenuntergang. Auf ihr selbst war kein einziger Tropfen Blut. Selbst für Undertaker, der schon viel gesehen hatte, war das neu. „Was ist das hier?", fragte Lau und drehte sich zur Tür, um sich nicht übergeben zu müssen. „Keine Ahnung. Aber eines kann ich dir sagen: das hat kein Mensch angestellt.", antwortete Undertaker und lief auf die Leiche zu. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er in das Gesicht der toten Frau blickte. Als er sich neben sie kniete, merkte er das neben der Frau ein Weinglas lag. Der Rotwein, der sich in dem Weinglas befinden sollte, war ausgelaufen. Das Weinglas war jedoch unversehrt, was eigentlich unmöglich ist, wenn man bedenkt, dass sie nach hinten gefallen sein muss. „Lau." „Ja?" „Steht hier irgendwo ein zweites Weinglas?" Lau dreht sich um und deutete dann mit dem Finger auf eine Kommode über dem ein Spiegel hing und tatsächlich stand auf der Kommode ein umgedrehtes Weinglas und daneben eine Weinflasche. Undertaker stand auf und sah sich das Glas an und lächelte. „Die Arme. Sie hat ihren Mörder tatsächlich selbst reingelassen.", sagte er. Lau ging leicht verwundert und zögernd auf die Leiche zu und während er versuchte, den Gestank zu ignorieren, sah er sich die Rose an, die in der Brust der Frau steckte. „Ist alles ok Lau?" „Diese Rose wächst nicht hier und sie blüht nur nachts. Sie heißt Mondlichtrose und jetzt denk mal nach. Kommt dir das nicht bekannt vor?" Undertaker holte den Brief, den er bekommen hatte aus einer Manteltasche und las eine bestimmte Stelle erneut : „zwölf Rosen die nur bei Nacht blühen". Undertaker wurde bewusst, dass er diese Rose in den Sarg legen musste. Undertaker lies einen Sarg in den Raum bringen und legte die Frau hinein, ging aber noch nicht. Er lies zwar den Sarg in sein Bestattungsunternehmen bringen, blieb aber selbst noch am Tatort, was Lau natürlich wunderte. „Wollen wir gehen?", fragte er schließlich. Undertaker schüttelte langsam den Kopf: „Nein. Weißt du Lau, für mich haben solche Orte einen gewissen Flair. Wenn mich ein Tatort fasziniert, bleibe ich meistens noch eine Weile. Du kannst gerne gehen, wenn du möchtest." Undertaker öffnete die gläserne Terrassentür, ein kalter Windstoß kam ihm entgegen, doch es fror ihn kein bisschen. Der Leichenbestatter ging bis zum Geländer. Es war stürmischer geworden und auch der Himmel hatte sich verdunkelt. Er wirkte nachdenklich, als er in den Garten der Villa blickte. Das Zimmer des Opfers lag im 2. Stock, so konnte man hervorragend den Garten überblicken. Er sah allerdings im Schatten der dunklen Wolken verlassen und ziemlich angst einflößend aus. Lau ging zu ihm, er mochte es nicht, wenn Undertaker nachdenklich war. Wenn er so aussah, könnte man meinen, er sei eine komplett andere Person. Der Leichenbestatter war sonst immer fröhlich, lachte und grinste angsteinflößend. Aber wenn er nachdachte, hatte er einen ernsten und traurigen Gesichtsausdruck. Lau, der Undertaker schon lange kannte, wusste, dass er sich in diesem Moment Gedanken über die Leiche und den Tatort machte. Lau stellte sich neben ihn und sah nach unten. Das Fenster war direkt neben einem großen See, der zum Anwesen gehörte und ziemlich tief zu sein schien. Ein Windstoß ließ Undertakers Haar auf wehen. „Lau, kannst du mir eine Frage beantworten?", sagte er nach einigen Minuten der Stille. „Natürlich. Worum geht es denn?" „Würdest du jemanden zu einem Glas Wein einladen, wenn er dir fremd wäre?" „Natürlich nicht. Mir wäre das Risiko viel zu groß, dass er etwas Schlimmes vorhätte." „Und wenn es jemand ist, den du magst oder sogar liebst?" „Dann würde ich sie schon eher zu einem Glas einladen. Wieso die Frage?" „Das Glas war benutzt. Würde sie jemanden, der ihr komplett fremd ist zu einem Glas Wein in ihr Zimmer bitten? Wohl kaum. Ach und danke für deine Antwort." Undertaker sprang auf das Geländer des Balkons und stellte sich auf. Lau lehnte seinen Rücken an das Geländer. „Es scheint ein Sturm aufzuziehen.", sagte Lau und sah in die schwarzen Wolken. „Ja, du solltest gehen." „Und was ist mit dir? Warte mal, du willst doch nicht etwa....?!" Erschrocken drehte sich Lau um, doch Undertaker stand nicht mehr auf dem Geländer. Das Letzte, was Lau hörte, war ein lautes Plätschern und ein darauffolgender lauter Donner.



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