Zusatzkapitel - "Verschwinde!"

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Luke's PoV

Zwei Jahre nach dem Epilog

Laut jubelnd renne ich über das Spielfeld und raufe mit meinen Teamkollegen, vor Glück über den Sieg. Der letzte Sieg am College. Ich mache bald meinen Abschluss und die Saison ist vorbei. Die Jungs rufen alle durcheinander, hier und da küssen sie breit grinsend ihre Freundinnen. Ich suche den Platz nach Sam ab, die heute nicht gespielt hat. Sie musste zu einem dringenden Arzttermin, bei dem sie mir nicht sagen wollte, worum es geht. Eigentlich müsste sie schon wieder zurück sein, denke ich und schaue mich weiter um. Am Rand der Tribüne steht sie und hebt zögerlich ihre Hand, um mir zu winken. Ihr Gesicht schmückt ein zaghaftes Lächeln, dass ihre Augen nicht ganz erreicht. Sofort springen meine Alarmglocken an.

Ich jogge auf sie zu und küsse sie. Sie erwidert den Kuss kaum. Ich schlucke. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.

"Was ist los?", frage ich und suche ihr Gesicht nach Anzeichen auf ein Problem ab.

"Nichts", murmelt sie, kann mir dabei jedoch nicht in die Augen sehen. Sie lügt wie gedruckt.

"Lass uns nach Hause fahren", schlage ich vor und nehme ihre Hand. Ich will jetzt keinen Sieg feiern, ich will wissen, was los ist.

"Okay."

Die Fahrt über schweigt Sam, spielt mit ihren Händen, schaut aus dem Fenster und versucht meinen fragenden Seitenblick zu ignorieren. Sie sieht nachdenklich aus und irgendwie müde. Als wir zuhause ankommen, folgt sie mir schweigend in die Wohnung und näselt unaufhörlich an der unteren Kante des bordeauxroten Hoodies, den sie sich erneut aus meinem Schrankabteil geklaut hat.

„Sam, bitte rede mit mir. Ist was vorgefallen? Was hat der Arzt gesagt, warum warst du überhaupt dort?" Ich versuche sie drängend zu mustern, doch sie lässt mich im Wohnzimmer unserer Wohnung stehen und reagiert nicht, während sie im Badezimmer verschwindet und die Tür hinter sich schließt.

„Sam?", ich höre, wie sie den Toilettendeckel runterklappt und dann Stille. Was ist nur los mit ihr?

„Rede mit mir, Bienchen", fordere ich sie auf. Dann höre ich das laute Schluchzen. Nein. Nicht weinen!

„Bienchen, was ist los?", ich will die Türe öffnen und sie umarmen, aber die Türe gibt nicht nach. „Mach auf, Sam!"

„Nein." Sie schluchzt weiter und ich fühle diesen Druck in meiner Brust. Diese Hilflosigkeit nimmt mir die Luft zu atmen.

„Bitte", sage ich und klopfe feste an die Tür.

„Es tut mir leid", schluchzt sie. Was? Woran redet sie da? Was tut ihr leid?

„Sam, was meinst du damit? Lass mich-" Ich kann den Satz nicht zu Ende sprechen, da es lautstark an der Tür hämmert.

„Bates, mach diese Tür auf oder ich trete sie ein!" Was zum Teufel? Ich erkenne Phils Stimme und die klingt wütend. Sehr wütend. Ich öffne die Tür und kann gerade so Phils Faust ausweichen.

„Woah! Was zum Teufel soll das denn? Geht's noch?", schreie ich ihn an.

„Das fragst du ernsthaft mich? Nachdem was du getan hast?" Er drückt mich gegen die Wand. Ich habe keinen blassen Schimmer von was er spricht.

„Ich? Ich hab doch nichts getan! Was zum Teufel?"

Ich sehe, wie Sam weinend aus dem Bad tritt und mit weit aufgerissenen Augen ihren Bruder anstarrt, der mich gegen die Wand drückt.

„Phil, was willst du hier?", fragt sie und sein Blick zuckt zu ihr.

„Das fragst du noch? Nach dem Anruf bei Mum?" Hätte sie ihre Augen nicht schon so weit aufgerissen, wären sie jetzt noch größer geworden.

Tackled In. [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt