Sechs Monate später – 14. Januar 2014
Ich sitze abends auf der Hollywoodschaukel verpackt in einer Winterjacke, die mir bis zu den Knien geht, währenddem meine Mutter das nette Abendessen alleine isst. Seit ich von San Franzisco zurück bin, habe ich mich zurückgezogen und die letzten Monate waren wie Ferien für mich. Weg von all den Dingen, die der Menschheit nur Ärger gebracht hat und weg von dem Wahnsinn, dem ich eigentlich schon immer entgehen wollte. Ich habe mir diese Dinge zu oft angetan und diese sechs Monate hat mich niemand oder sonst irgendjemand aus S.H.I.E.L.D angerufen, weil sie wissen, dass ich meine Auszeit brauche.
Laila lebt seit wenigen Monaten mit Austin in eine gemeinsame Wohnung außerhalb von Cooperstown. Wir sind noch immer in Kontakt, aber seit sie weiß, dass ich in all die gefährlichen Dinge verwickelt bin und das nun meine Bestimmung ist, nimmt sie etwas Abstand. Es schmerzt sehr, wenn ich noch daran denke, als ich am Tag meines siebzehnten Geburtstages vor fast drei Jahren zu ihr ging und von ihr diese Kette bekam. Und ich trage sie immer noch.
Meine Mutter beobachtet mich nicht mehr so oft, wie sie es im ersten Monat getan hat. Als ich ihr von San Franzisco erzählt habe, verglich sie es mit dem, was ich in New York oder Washington D.C erlebt hatte. Sie sagte, dass es doch noch harmlos verlaufen ist. Das finde ich irgendwie auch, aber immer hin bin ich Mitgliedern von Hydra begegnet und außerdem noch berühmten Hank Pym, der eigentlich nur für Mitglieder von S.H.I.E.L.D sehr berühmt ist. Und ich bin einem Mann namens Scott Lang begegnet, der mehr in sich hat, als er womöglich selbst glaubt.
Der Schnee liegt noch hoch, doch ich habe mich trotz der Nässe auf die Hollywoodschaukel gesetzt, weil die Kälte mir ja sowieso nichts ausmacht, wenn sie doch ein Teil von mir geworden ist. Ich starre zu lange auf mein Handydisplay, wo ich ein Bild von meiner Mutter und mir sehe, das wir einst zusammen gemacht haben. Ihr Lächeln, ihre Augen, einfach ihr ganzes Gesicht bringt mir Tränen in den Augen, wenn ich daran denke, was ich ihr alles antat und vielleicht noch antun werde.
Doch dann bekomme ich plötzlich einen Anruf von einer unbekannten Nummer. Ich denke darüber nach, ob ich annehmen soll oder nicht, denn wer weiß, wer es sein kann. Ich habe jede Nummer von denen, die ich vertraue, in meinem Handy gespeichert, also frage ich mich, wer es wohl sein könnte.
„Scheiß drauf.", murmele ich und nehme den Anruf an. „Hallo?"
„Freya?"
„Steve?"
„Ja, ich wo-..."
„Wieso hast du eine andere Nummer?", unterbreche ich ihn sofort.
„Das ist jetzt unwichtig. Wir haben eine neue Spur gefunden."
Seit Monaten haben wir nicht mehr miteinander geredet oder so und er kommt mit einer Spur. Seine letzten Worte sagen mir selbst, dass der Urlaub von dieser Sekunde an vorbei ist. Ich weiß, irgendwann würde jemand von ihnen anrufen und mich in die Realität zurückbringen. Ich habe befürchtet, dass es nicht länger als sieben oder acht Monate dauern würde und nun ist es so weit.
„Rumlow?", frage ich.
„Ja. Wo steckst du?"
„Zu Hause, wo sonst?"
„Rumlow hält sich in Lagos auf."
„Wo liegt das denn?"
„Nigeria."
„Und wie soll ich bitteschön dahin kommen?"
„Wir holen dich ab."
„Wir?"
„Wanda, Natascha, Sam und ich."
„Na toll."
„Was?"
„Nichts."
„Freya..."
„Steve..."
Das Telefonat läuft wohl für uns beide anders als erwartet. Bei den letzten Missionen musste ich nicht dabei sein. Ich habe bloß durch eine Vision herausgefunden, dass sie gescheitert sind, aber es kann ihnen auch nicht immer alles gelingen. Ich hätte ihnen zwar bei den anderen Missionen helfen können und durch meine Vision sehen, wo sich Rumlow momentan befindet, aber S.H.I.E.L.D ist die größte Organisation der Welt und in vielen Dingen, wie zum Beispiel bei meiner Fähigkeit, manchmal schneller als ich. Oder ihnen will überhaupt nicht unter die Arme gegriffen werden. Dennoch, ich führe mich wie ein Kind auf, dabei werde ich in einem halben Jahr zwanzig, wobei ich von allen Avengers hinter meinem Rücken noch als ‚Kind' bezeichnet werde. Es ist mir auch egal, denn vielleicht haben sie Recht. Aber wenn sie so Recht haben, wieso wollen sie ein Kind denn in Gefahr bringen und wieder auf eine Mission mitbringen? Ich jedenfalls verstehe den Sinn dahinter nicht.
„Steve, ich habe mich zur Ruhe gesetzt mit meiner Mutter. Ich verstehe, wenn ihr mich braucht, denn einen weiteren misslungenen Fall könnt ihr euch nicht leisten, aber..."
„Können wir uns nicht leisten.", korrigiert mich Steve schnell. „Ich weiß, dass du das nicht willst, aber mit dir könnten wir ihn für ein und allemal schnappen."
In mir kommen die Zahl der Opfer hoch, die Crossbones mit sich brachte, bevor er ihnen schon mal entwischen ist. Und schon wieder hebt sich meine Arroganz über den Tod anderer Menschen, die ich nicht mal kenne und es womöglich viel mehr verdient haben zu leben, als ich. Dabei bin ich ein verdammter Avenger und kann mir solche Gedanken nicht einmal leisten. Ich schaue von draußen ins Fenster zur Küche hinein, wo meine Mutter immer noch isst und den Blick auf den Fernseher in der Küche hält. Diesen Anblick werde ich vermissen.
Dann blicke ich wieder zurück in unseren Garten, den man kaum noch durch den Schnee wiedererkennen kann und seufze laut auf.
„Wann geht's los?"

BINABASA MO ANG
Freya: The Ant-Man
FanfictionNach dem Kampf mit Ultron in Sokovia haben sich die Avengers zurückgezogen und versuchen dabei ein neues Team der Avengers zusammen zu bringen. Als die neue SHIELD-Basis in New York jedoch bestohlen wird, soll Freya dies regeln und lernt dabei den M...