Meine kleine Schwester. Ich hatte es fast geschafft, sie aus meinen Gedanken zu verdrängen, aber nun kamen all die Gefühle, all der Schmerz und die Sehnsucht der letzten Jahre zurück.
---Flashback---
Wir liegen zusammen auf der Couch, Sissi an meinen Arm geschmiegt. Ihre Augen sind unter ein paar blonden Haarsträhnen versteckt.
Ich betrachte ihre weichen Züge, ihren gleichmäßigen Atem, die rosigen Wangen. Sie hat schlecht geträumt und ist wie so oft in mein Bett gekrochen.
"Sissi?" flüstere ich, um sie nicht zu wecken, falls sie schon eingeschlafen ist.
Sie öffnet die Augen, fasst aber gleichzeitig mit der Hand in mein T-Shirt, damit ich sie nicht wegschicke.
"Ich will noch bei dir bleiben."
Ich atme geräsuchvoll aus. Das Bett ist eigentlich zu klein für uns Beide und die Wand an der Seite drückt in meinen Rücken.
"Dann erzähl mir noch mal deine Geschichte." Das ist seit einiger Zeit meine Strategie. Wenn sie sich in den Wunschvorstellungen ihres zuünftigen Lebens verliert, lässt auch ihre Angst nach.
Sie nickt, rollt sich auf den Rücken und faltet feierlich die Hände über ihrem Bauch, bevor sie anfängt zu sprechen.
"Also... ich werde eine erfolgreiche Künstlerin. Noch bevor ich meinen Abschluss habe, werde ich tausende Angebote bekommen, in Europa, Australien oder Thailand meine Bilder auszustellen. Aber ich werde sie alle ablehnen, damit ich meinen Abschluss machen kann und damit sie sich noch mehr um mich reißen."
Ihr kindliches, flüsterndes Kichern haucht warm gegen meine Wange, als sie sich wieder zu mir dreht um mein Gesicht zu betrachten. Mit ihrem kleinen Finger zieht sie meine Konturen nach, dann beginnt sie mit meinem Haar zu spielen. Ich merke, dass ich langsam wegdämmere.
---Flashback Ende---
Wieder spürte ich ihre leichten Berührungen auf meinem Hals. Sie hatte es geschafft. Ihren Traum verwirklicht.
"Charly?" ich hörte Alex' Worte, schaffte es aber nicht, die Energie aufzubringen, um zu reagieren. "Charly, ich will dich ja nicht stören, aber das wirkt gerade sehr... unnatürlich. Du stehst jetzt bestimmt schon 10 Minuten in dieser Haltung da. Komm. Lass uns gehen."
Sein Flüstern war drängend, sodass ich mich zusammenriss und aufrichtete. Ich spürte meinen Körper kaum, meine Füße trugen mich hinaus, alles schien wie in Watte getaucht. Nichts als diese große, alles einnehmende, schwarze Trauer.
„Alex?“ meine Stimme klang in meinen Ohren fremd und fern. Sein Arm glitt um meine Taille und bat mir halt.
„Ja?“
Es dauerte einen Moment, bis ich die Worte zusammenbrachte.
„Das Bild ist von meiner kleinen Schwester. Sissi.“ Er nahm mich in den Arm, sagte nichts, während mein Flüstern die ganze Zeit die gleichen Worte wiederholten: „Ich vermisse sie so.“
„Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen?“ schlug er vor, doch ich schüttelte den Kopf. Auch wenn ich nichts lieber wollte, es war unmöglich.
"Sie denkt, dass ich vor sieben Jahren gestorben bin. Und jetzt soll ich sie besuchen, noch genauso aussehen wie damals und sagen: "Ah hey, ich hab dich zwar all die Zeit im Stich gelassen, aber eigentlich lebe ich noch und kam nicht dazu dich zu besuchen. Sorry." ? Nein, das geht leider nicht."
Ich seuftzte frustriert auf und scharrte mit meinen Schuhen ein paar Kieselsteine, die auf dem Pflaster verstreut lagen, zusammen.
"Ich will doch einfach nur sehen, ob es ihr gut geht."
In diesem Moment hielt ein kleiner, alter VW vor der Galerie. Ein Mann stieg auf der Fahrerseite aus, jung, gut gebaut, und ging um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen. Ein Lachen erklang aus dem Innern, das mir das Blut in den Sder gefrieren ließ. Sissi.
"Küss mich." forderte ich Alex auf, in solch einem Befehlston, dass er ohne zu fragen gehorchte, mein Gesicht in seine Hände nahm und sanft seine Lippen auf meine drückte.
Anders als sonst schloss ich nicht die Augen und gab mich ihm hin, sondern betrachtete meine kleine Schwester. Es fühlte sich an, als würde meine Brust durch einen schweren, harten Felsbrocken erdrückt werden. Sie stieg lächelnd aus dem Auto aus und hakte sich mit einem "Merci mon amie" (Danke mein Freund) bei dem Jungen ein. Ihre Züge waren noch leicht kindlich, auch wenn sie stark gewachsen war. Sie kicherte, als er "Bitteschön, mon amour" (meine Liebe) antwortete und machte sich an seinem Arm auf den Weg in das Haus. Ihr Weg glitt über uns Beide hinweg, sicher waren wir für sie nur ein weiteres Liebespaar, aber sie stupste ihren Freund an und flüsterte ein "süß!", woraufhin er stehen blieb und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte, ehe er ihr die Tür aufhielt und sie im Innern der Galerie verschwanden.
"Dankeschön." murmelte ich, als Alex sich wieder von mir löste.
"Was war denn das?" er klang leicht verletzt, anscheinend hatte er mitbekommen, dass ich so ziemlich gar nichts zu diesem Kuss beigetragen hatte.
"Da war Sissi. Mit ihrem Freund. Sie sollte mich nicht sehen." meinte ich etwas zerknirscht, woraufhin er wieder lächelte.
"Achso. Und geht es ihr gut?"
Ich überlegte kurz. Ja, sie wirkte glücklich, gelöst. Also nickte ich.
"Sie hat einen Freund. Und sie wirkt sehr erwachsen."
Ich merkte, dass ich mehr über sie erfahren wollte. Und das würde ich auch.
An der Seite ist ein Bild von Sissi :)
Sie wird, wie auch im ersten Band, von Willow Shields gespielt wird, die aber erst 13 Jahre alt ist. Ich finde es allerdings nicht weiter schlimm, da sie auf manchen Bildern schon ziemlich erwachsen aussieht und man es sich deshalb trotzdem gut vorstellen kann. Was meint ihr?
Vielen Dank für eure süßen Kommentare und all die Votes *.*
Alles Liebe,
Jules ♥

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Alexander Cullen | Twilight Fanfiction
Fanfiction{abgeschlossen, nicht überarbeitet} "Maybe one day you'll find a place where your dreams and reality unite." Der 2. Teil von Charlotte Cullen bitte lest den 1. Teil vor diesem Buch, sonst werdet ihr Nichts verstehen Er warf mir einen Blick zu. Ich k...