Kapitel 50

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„Verrat' mir nur eine Kleinigkeit..."

Stefan schluckte, rechnete im Kopf aus, wie weit er es in Vampirgeschwindigkeit schaffen würde - vielleicht nur bis zum Türrahmen, vielleicht auch aus ganz Mystic Falls heraus - bis er an Selbstmitleid zerbrechen und in sich zusammenfallen würde.

Alles, was dann noch übrig war, war ein kleiner elendiger Haufen Dreck, denn nicht einmal Ratten noch fressen würden., dachte ich, und erfreute mich an dieser eigentlich eher Damon-haften Vorstellung.

„Das ist alles, was ich wissen will..."

Vor meinem geistigen Auge erschien das lachhafte Häufchen Dreck, wie ich es mit einem Grinsen auf den Lippen und ziemlich abscheulichen und verbotenen Gedanken in den Gulli kehrte.

Ich sah auf, direkt in seine vor Verwunderung geweiteten Augen: „Nur die Antwort auf diese simple, kleine Frage.

Nicht mehr...

Stefan...habe ich dir jemals, egal wann, irgendwann, wirklich etwas bedeutet?"

In meinem Kopf wiederholte sich diese Frage ein paar Mal.

So lange, bis ich mir sicher war, dass ich verstanden hatte, dass ich sie wirklich einmal meiner geglaubten ‚großen Liebe' stellen musste.

Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt.

Stefan haderte mit sich, er stammelte kurz etwas unverständliches, dann brach er sofort ab.

Und während er noch sprachlos war, entschloss ich mich, schon einmal gedanklich mit ihm abzuschließen, denn für mich stand ja schon fest, dass es vorbei war.

Das, was auch immer ich geglaubt hatte mit ihm zu haben.

Ich wollte nicht von einer Beziehung sprechen, denn das war es wohl nie wirklich gewesen.

Es gab keine einseitigen Beziehungen, sondern nur solche, die es zu sein schienen.

Und ohne dass ich es verhindern konnte, tauchten Bilder der Zeit mit Stefan in meinem Kopf auf.

Bilder, auf denen wir zusammen lachten, Spaß hatten. Bilder, auf denen er mich küsste und mich umarmte, auf denen ich ihm gehörte.

Doch so war es nicht.

Ich hätte ihm nie gehören dürfen, wenn er diese Frage jetzt so beantwortete, wie ich es beinahe schon erwartete; streng genommen hatte ich das auch nie.

Von dem Moment an nicht mehr, als Damon mir den ersten Kuss - auf die Hand, ganz gentlemanlike - gegeben hatte.

Jetzt wurde mir klar, dass er mich damals gebrandmarkt hatte. Dass ich von da an gekennzeichnet gewesen war.

Gekennzeichnet mit etwas, das ich nicht beschreiben konnte und das mich ihm von dem Moment an versprochen hatte, als seine Lippen meine Haut berührten.

Ich versuchte, mir einzureden, dass es wirklich so gewesen war, um mich zu beruhigen, denn das beantwortete alle offenen Fragen und erklärte meine Verwirrtheit und meine Unentschlossenheit gegenüber meinen Gefühlen zu den beiden Salvatore Brüdern.

„Elena...", begann er und machte ein paar Schritte auf mich zu, hob die Hand, doch ich lehnte ihn ab und wich aus, empört darüber, dass er es tatsächlich noch einmal versuchte.

„Was ist das denn für eine Frage?

Natürlich liebe ich dich!

Das weißt du doch!

Wie - "

Nein, das weiß ich eben nicht!", schrie ich ihn an und war selbst mehr als überrascht von dieser Überreaktion.

Meine Hände zitterten unaufhörlich, ich versuchte, sie unter Kontrolle zu bringen, jedoch hatte ich keine Chance.

„Du hast mich belogen, Stefan, über Jahre hinweg und du hast dabei nicht einmal mit der Wimper gezuckt!

Von Anfang an hast du Katherine geliebt?

Warum hast du dann eine Beziehung mit mir angefangen, frag ich mich!

Die ganze Zeit über hast du mir etwas vorgespielt und weil es dir nicht genug war, hast du es am Tag, wenn ich arbeiten und Geld verdienen war, mit ihr getrieben?

Meinem Ebenbild?!

Stefan, wie armselig bist du eigentlich?

Aber ich frage mich auch, wenn sie es gewusst hat, wie ist sie damit umgegangen?

Hat es sie gefreut, wo sie doch ein so egoistisches Miststück ist?

Oder musstest du ihr versprechen, mich so schnell wie möglich, aus welchem Grund auch immer, zu verlassen?

Tja, wie es scheint warst du zu feige dazu und hattest nicht mal den Arsch in der Hose, um Klartext mit mir zu reden!"

Diese Worte waren hart und normalerweise würde ich in keiner Situation so mit jemandem reden, aber es gab ja immer Ausnahmen... (Damon lachte sich da draußen wahrscheinlich gerade halb tot...hoffentlich nicht, ich brauchte ihn doch noch!)

Mein Atem ging schnell, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, tatsächlich rührte das aber daher, wie sehr ich in Rage war.

„Also, ich frage dich jetzt noch ein Mal und ich möchte eine ehrliche Antwort, ist das klar?

Habe ich dir jemals wirklich etwas bedeutet, Stefan?

War es Liebe?

Ja oder nein!"

Ich verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust und wartete eigentlich nur noch auf ein Wort aus seinem Mund, damit ich mich umdrehen und endlich hier verschwinden konnte, zusammen mit Damon, dem richtigen Bruder.

Ich freute mich darauf, seine Hand zu nehmen und mit ihm fort zu gehen, wohin auch immer, denn egal wo, solange er bei mir war, würde ich überallhin gehen.

Und ich freute mich darauf, all die verlorenen Monate, Wochen und Tage mit ihm nachzuholen, wobei jede Sekunde dessen ein einziges Feuerwerk sein würde...

Stefan hob den Kopf.

Die Miene versteinert, den Blick verschleiert, sagte er: „Nein, Elena, du warst immer nur eine Abwechslung."

Catch me on! [The Vampire Diaries]Where stories live. Discover now