Kapitel 9

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"Ich würde sagen, ich fange erstmal mit dem Wichtigsten an, bevor ich es nachher vergesse. Cassy, hier sind die Schlüssel für eure Wohnung."
Josh überreicht mir einen Schlüsselbund mit verschieden beschrifteten Schlüsseln, die für alle möglichen Bereiche des Hauses sind, in dem unsere Wohnung liegt.
"Justin, deine Schlüssel findest du auf der Anrichte in eurem Flur." Fügt mein Boss nun hinzu und wirft einen Blick auf seinen Notitzzettel, auf welchen er sich aufgeschrieben hat, was er uns noch alles sagen will oder muss.
"Okay, dann machen wir mal weiter. Cassy, du weißt es ja schon, aber dir, Justin, muss ich nochmal ausdrücklich sagen, dass du nur so wenig wie möglich von deiner tatsächlichen Persönlichkeit zeigen darfst. Keiner von euch beiden darf riskieren, dass irgendwas auffliegt. Damit würdet ihr euch selbst und den jeweils anderen in große Gefahr begeben. Hast du das verstanden?" Möchte Josh nun wissen und schaut meinen Schüler eindringlich an.
Dieser nickt nur grinsend und antwortet, das Ganze offenbar alles andere als Ernst nehmend: "Klar, hab's kapiert, Boss."
Ich werfe Justin einen bösen Blick zu. "Das ist nicht lustig, Justin. Du scheinst den Ernst der Lage nicht zu verstehen! Wenn da irgendjemand Verdacht schöpft, könnte das unser beider Leben kosten."
Der Mann zuckt nur, immer noch grinsend, mit den Schultern. "Es wird schon nichts passieren, Cassyleinchen."
Sprachlos öffne ich meinen Mund. Ich möchte etwas auf diesen absolut unmöglichen Spitznamen erwidern, aber ich bekomme keinen Ton heraus -zu sehr hat mich sein respektloses Verhalten geschockt.
Zum Glück rettet mich Josh aus meinem kleinen Aussetzer indem er nun dabei ist Justin zur Schnecke zu machen: "Nur weil ihr zwei jetzt ein Paar spielt, heißt das nicht, dass du deine Position vergessen darfst. Cassy ist immer noch deine Chefin, Justin und nur weil sie dir jetzt, aus der Situation heraus, das 'du' angeboten hat, darfst du dir noch lange nicht solche Späschen erlauben. Haben wir uns da verstanden?!"
Okay, Josh ist sauer. Josh ist verdammt sauer. Das erkennt man eindeutig daran, dass er die Nase so seltsam rümpft und sich diese tiefen Falten auf seiner Stirn bilden.
Als Justin keine Reaktion zeigt, wird mein Boss noch um einiges lauter. "Ob wir uns verstanden haben, habe ich gefragt!"
Schnell nickt mein Schüler, ein wenig eingeschüchtert und antwortet: "Ja, ja ich habe verstanden."
Josh nickt nun zufrieden und meint: "Gut, dann machen wir jetzt weiter. Ihr wisst, euer Job ist es den verschwunden Lehrer, Wren Green, ausfindig zu machen und vor allem herauszufinden, was es mit seinem Verschwinden auf sich hat. Aus unseren bisherigen Ermittlungen hat sich ergeben, dass der Gute wohl ganz schön tief in die verschiedensten illegalen Geschäfte verwickelt ist. Das geht von illegaler Prostitution bis zu Drogenhandel und Konsum. Laut ein paar Aussagen der Schüler, soll er schon eine ganze Menge illegaler Substanzen an seine Schützlinge verkauft haben und durch seine nicht ganz fairen Preise hat er sich wohl alles andere als beliebt gemacht."
Ich nicke sachlich, habe mir aber innerlich schon eine ganz eigene Meinung über den Typen gebildet.
Meinetwegen sollte der nur gefunden werden, damit der weggesperrt werden kann.
"Gibt es noch irgendwas, was ich -ähm wir- wissen sollten?" Frage ich Josh und schaue ihn abwartend an. Dieser schüttelt nur mit dem Kopf und meint: "Nein, das war es."
Einen kurzen Moment herrscht betretenes Schweigen, aber dann zieht mich mein Chef in eine Umarmung. "Pass auf euch auf." Murmelt er in mein Ohr und drückt mich noch ein letztes mal fest an sich.
In diesem Moment wird die Tür zu Josh's Büro aufgerissen und Mike kommt herein gestürmt.
"Gott sei Dank, du -ähm ihr- seit noch da. Komm her, Kleines. Lass dich drücken!"
Ich lache leise auf und erhebe mich, um meinem besten Freund diese Umarmung zu geben.
"Lass dich nicht allzu sehr von dem Spinner ärgern, okay?" Flüstert er in mein Ohr, sodass nur ich es verstehen kann. Also, ich hoffe zumindest, dass nur ich es verstehen kann, wobei ich eigentlich auch nichts dagegen hätte, wenn Justin es hören würde. Das würde seinem viel zu großen Ego vielleicht einen kleinen Dämpfer verpassen.
"Mach ich nicht." Murmele ich zurück. "Du kennst mich doch."
Jetzt ist es Mike, dem ein kleiner Auflacher entweicht. "Ja ja, da hast du auch wieder recht."
Der Mann löst sich nun von mir und wendet sich an Justin. "Stelle keinen Blödsinn an, ja? Wehe ich höre nachher von Cassy, dass du nur Scheisse gebaut hast, ist das klar?"
Justin wird heute schon zum zweiten Mal so in die Mangel genommen. Sehr schön...
Mein Schüler nickt und meint: "Ist klar, Agent 003." Vor Mike hatte er irgendwie schon immer mehr Respekt als vor allen anderen hier. Ich habe  ehrlich gesagt keine Ahnung wieso, aber gut, es ist halt so.
Vielleicht hat mein Kollege einfach eher mehr die Rolle der Vorbildfunktion eingenommen, oder so.
Mike hat schließlich ein alles anderes als schlechtes Leben. Durch seine Position in diesem Job ist er definitiv ein überdurchschnittlich guter Verdiener und, soweit ich weiß, fühlt er sich hier auch sehr wohl. Ganz nebenbei ist er auch noch glücklich verheiratet und hat eine Frau, die ihn und seinen Beruf so akzeptiert, wie sie sind. Was will man mehr?

"Ich glaube wir müssen jetzt los." Sage ich und schenke Josh und Mike jeweils ein kleines Lächeln.
Mein Boss nickt und meint. "Stimmt. Euer Flug geht in zweieinhalb Stunden." Er macht eine kurze Pause, bevor er weiter redet.
"Viel Glück, euch beiden." Sagt er und versucht einigermaßen motivierend zu klingen, woran er allerdings kläglich scheitert.
Ich kann mir denken, was in ihm vorgeht. Vermutlich ist es ihm genauso wenig wie mir geheuer jemanden wie Justin auf so eine Mission zu schicken, aber es braucht nunmal jeder neu angehende Agent ein Praxisprojekt, um endgültig ins FBI aufgenommen zu werden. Die meisten anderen meiner Schüler haben ihres schon absolviert und in der nächsten Zeit stehen halt keine neuen Einsätze auf dem Plan...
Dann muss Justin halt hierfür herhalten.

"Na dann wollen wir mal." Sage ich und verlasse, gefolgt von Justin, das Büro.
Ich hoffe nur, er verbockt es nicht...

Ich bin wieder da!
Es tut mir sehr leid, dass eskaliert wiedee so lange gedauert hat, aber ich muss sagen, dass ich jetzt, obwohl das Kapitel nicht besonders spannend ist, eigentlich ganz zufrieden bin.

Was würdet ihr eigentlich davon halten, wenn ich das nächste Special so gestalten würde, dass ich nicht aus den letzten 7 Jahren schreibe, sondern aus Jans Sicht. Ich denke es könnte ganz interessant sein, mal zu wissen, was er so denkt und fühlt  (obwohl das ja eigentlich ziemlich offensichtlich ist).

Lasst mir auch gerne Feedback für dieses Kapitel da!

LG
Nele

The Boss UndercoverWhere stories live. Discover now