3. Woche (Tag 15-17)

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3. KAPITEL

Tag 15

„Ihr geht schon wieder in die Bibliothek?" Stirnrunzelnd beobachtete Peter, wie Remus und Sirius ihre Sachen zusammensuchten. „Ihr habt doch gestern erst gelernt!"

„Ja, ich...–" Fahrig strich Remus sich die Haare aus der Stirn, wobei ihm die offene Tasche aus der Hand rutschte, so dass sich der gesamte Inhalt über den Boden verteilte. „Verdammte Scheiße!" Fluchend sammelte Remus Bücher, Pergamentrollen, Federn und sein Tintenfass vom Boden, um sie eilig zurück in die Tasche zu stopfen, ehe er sich mit roten Ohren wieder aufrichtete. „Es ist nur, dass wir, nein ich...–"

„In drei Tagen ist Vollmond", kam Sirius ihm zu Hilfe, ehe er sich noch weiter verzetteln konnte. „Und damit unser Lerndate nicht ausfällt, gehen wir heute wieder in die Bibliothek. Und wenn ich meine ZAGs mit Bestnoten bestehe, werdet ihr euch grün und blau ärgern, dass ihr Remus' wahres Genie nicht entdeckt habt!"

Remus lächelte dankbar und nickte zustimmend. „Genau. Es ist...–"

„Seid ihr sicher, dass das der einzige Grund ist, weswegen ihr Zwei so oft zusammen verschwindet und euch dann stundenlang niemand mehr sieht?" James wackelte vielsagend mit den Augenbrauen und setzte dazu an, noch etwas zu sagen, doch da fuhr Sirius bereits dazwischen: „Lass ihn in Ruhe, James! Ich hab doch gesagt, in drei Tagen ist Vollmond, also sei endlich ruhig und–"

„Ist schon okay." Remus grinste schief. „James ist nur frustriert, dass er Lily mit seiner Unverschämtheit immer noch nicht für sich gewinnen konnte. Lass uns einfach gehen, okay?"

Anstatt einer Antwort nickte Sirius nur knapp, ehe er zeitgleich mit Remus vom Tisch aufstand und sie gemeinsam die Große Halle verließen und sich auf den Weg in die Bibliothek machten.

„Du weißt, dass ich mich auch alleine verteidigen kann, oder?", fragte Remus ohne Sirius anzusehen, als sie ihre Unterlagen an ihrem üblichen Platz ausbreiteten. „Ich bin keine Jungfrau in Nöten oder so." Er stockte und vergrub gleich darauf stöhnend das Gesicht in den Händen. „Grins nicht so blöd!" Er hörte, wie Sirius mit seinem Stuhl näher zu ihm rutschte und ließ wenige Momente später den Kopf seufzend nach vorne fallen, als Sirius begann, mit festen Bewegungen über seinen Rücken zu streichen. „Ich weiß, dass du dich alleine verteidigen kannst. Und auch, dass du keine Jungfrau in Nöten bist." Er machte eine kurze Pause und Remus konnte deutlich hören, wie er ein Lachen hinunterschluckte, ehe er sich räusperte und fortfuhr: „Aber ich weiß auch, dass es dir nicht gut geht. Lass es mich einfach ein bisschen leichter für dich machen."

Remus seufzte erneut und ehe er darüber nachdenken konnte, was er tat, machte er den Rücken rund und drückte ihn Sirius' warmen Händen entgegen. Es fühlte sich zu gut an, um sich dagegen zu wehren. Sirius' Nähe beruhigte seine flatternden Nerven, und die Unruhe, die ihn immer in den Tagen vor Vollmond befiel, zog sich in einen dunklen Winkel seines Kopfes zurück. Und er wollte mehr davon. Mehr von dieser Nähe und dieser Wärme, ohne die störende Schicht Stoff, die den direkten Hautkontakt verhinderte. Er wollte– Hastig richtete er sich wieder auf, als er bemerkte, in welche Richtung seine Gedanken bereits wieder abdrifteten. Das durfte er auf keinen Fall zulassen. Das war nicht gut. Nicht für ihn und nicht für Sirius.

„Hier", er griff in seine Tasche und zog den Aufsatz hervor, den Sirius vergangene Woche für Geschichte der Zauberei geschrieben hatte. „Ich hab ihn endlich ganz durchgelesen." Remus breitete den Aufsatz vor ihnen aus und begann Sirius zu zeigen, welche Stellen er geändert hatte. In regelmäßigen Abständen deutete er auf verschiedene Stellen und blätterte in seinem Buch hin und her, um seine Korrekturen zu erklären. Dabei stockte er immer wieder und musste tief durchatmen, um nicht einfach die Augen zu schließen und aufzugeben. In seinem Kopf summte es und sein Körper fühlte sich fremd und schwer an. Seine Zunge schien sich zu verdrehen, nicht mehr in seinen Mund zu passen und nicht länger in der Lage zu sein, menschliche Laute zu formen.

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