"Du musst hier weg." - Thomas - Teil 2

294 9 0
                                    

Immer mehr Leute werden auf ihn aufmerksam, bis nur noch Minho und das Mädchen fehlen, die sich noch immer bekriegen. Und dann kann auch Thomas erkennen, wer das ist.
Teresa.

Und plötzlich wird er bleich im Gesicht, als er realisiert, dass Teresa Gruppe B wohl Beistand geleistet zu haben scheint—und das die ganze Zeit über. Seine Sorgen um sie waren groß, sehr groß. Dafür darf Thomas nun zusehen, wie sie auf der Suche nach ihm, auf seinen besten Freund niederschlägt. All das, um Thomas schlussendlich zu töten.
“Tommy!”, reißt ihn Newt zurück in die Realität und erst dadurch bemerkt Thomas selbst, dass sein Blick weiter an den beiden haftet—den Letzten, die noch immer nicht von seiner Anwesenheit bescheid wissen. “Dir gehts gut. Gott sei Dank.”
Thomas sieht erst wenige Sekunden später auf und nickt beiläufig. Viel zu überfordert ist er von dieser Situation, als dass er sich und den anderen zu helfen weiß. Selbst darüber alle wieder zu sehen, kann ihn nicht erfreuen. Nicht jetzt und nicht so, muss Thomas selbst leider feststellen. “Ja, bei euch auch?”
“Alles bestens—bis jetzt zumindest.”
“Was ist hier los?” Gerne würde Thomas anderweitig reagieren, doch steht er trotz der Sterbens Hitze wie eingefroren dar. Er kann nicht fassen dass er das, was hier gerade passiert, wirklich so passieren sieht. Niemals hätte er sich solch ein Szenario auch nur vorstellen können. Thomas hört fast alle Mädchen rufen, dass er doch hier sei, jedoch ist es für ihn nur blass im Hintergrund. Kopfschmerzen überkommen ihn von dieser prekären Situation.
“Gruppe B sucht nach dir und denkt wir haben sie damit angelogen, dass wir nicht wissen, wo du steckst. Da hat Teresa sich auf Minho gestürzt”, erklärt sein lang nicht gesehener Freund Thomas so kurz und schnell wie möglich. Nach einer kurzen Pause—die er Thomas gibt, um sich all das nochmal durch den Kopf gehen zu lassen—wiederholt er sich dann aber. Stark betont und mit fester Stimme, deutet er auf ein wichtiges Detail, was alles für Thomas verändern sollte. “Teresa hat Minho angegriffen, Tommy.”
Fest sieht Newt seinem Freund ins Gesicht, abwartend auf eine Reaktion oder eine Tat. Eine lesbare Mimik oder auch nur ein Abdunkeln in seinen Augen. Doch nichts der Gleichen passiert. Stattdessen starrt Thomas zurück zu dem Geschehen, kommentarlos, ohne auch nur ein Wort zu verlieren und schluckt leicht panisch.
“Tom, was soll das?”, bringt eine neue bekannte, feminine Stimme ein. Dass es Brenda ist, ist Thomas bewusst, doch weiß er mit allem nichts anzufangen. Wo er anfangen soll, an wen er sich wenden muss, wie er helfen– oder sich und die anderen in Sicherheit zu bringen hat. Oder auch einfach nur, ob er Teresa in diesem Fall weiter Vertrauen kann. Die Ungewissheit bereitet ihm zusätzliche Bauchschmerzen und Übelkeit.
Thomas weiß, dass Brenda hingegen als einziges Ziel hat, ihn sicher aus dem Territorium zu holen und in Abstand zu den anderen Mädchen zu bringen. “Du musst hier weg. Jetzt.”
Er spürt Brendas Hand an seiner Schulter, warm und geborgen, auch wenn sie mit ein wenig Druck daran geht. Natürlich will er am Liebsten mit ihr losgehen. Bei niemand anderem fühlt er sich so sicher wie bei ihr. Und Teresa—kriechen ihm nicht die anderen Tatsachen in den Kopf. Brenda scheint sich mit allem auszukennen, weiß in jeder Situation einen Ausweg und mögen und verstehen, tut sie Thomas ganz offensichtlich auch—so auch er sie. Auch wenn er nicht zuzuordnen weiß, auf welcher Ebene genau. Doch er kann seine Freunde nicht einfach wieder im Stich lassen, richtig? Es wäre falsch, ohne sie zu gehen, der festen Überzeugung ist Thomas. “Tom!”
Doch bevor dieser etwas entgegnen kann, tritt ihm jemand gegen sein Bein, bricht seinen Halt und wirft ihn somit beabsichtigt um.
Der Sand—von welchem man meinen sollte, er würde alles abdämpfen—verschlimmert den Aufschlag bloß und ehe Thomas auch nur die geringste Chance hat sich abzufangen, landet er mit dem Rücken auf dem harten Boden, mit dem Kopf voraus. Es erinnert ihn an den Kampf mit Gally auf der Lichtung, welchem diesem gleicht und ihn überkommt ein Déjà-vu, ganz einher mit den dröhnenden Schmerzen, die sich in seinem Schädel ausbreiten. Als er versucht dem Täter dafür in die Augen zu sehen, scheint ihm nur die Sonne entgegen und Schwindel überkommt ihn. Doch wie Thomas ist, kämpft er sich da durch, stützt sich trotz der Hindernisse mit seinen Ellenbogen hoch und hält einen Arm vor sein Gesicht, um endlich den anhaltenden Sonnenstrahlen zu entgehen.
Es braucht ein wenig, bis Thomas erkennt und realisiert, dass ein Speer mit der Holzseite auf ihn gerichtet ist. Und auf einen Schlag weigert er sich, sich anderweitig zu bewegen. Sein Herzschlag verschnellert sich leicht, auch wenn das mit Sicherheit das wenigst Schlimmste ist, das er durchlebt. Es ist eher von wem die Waffe gehalten wird, welches Thomas schwächt.
Und das von niemand anderem, als seiner alten Freundin Teresa.
“Bist du Thomas?”, fragt sie ihn mit einer festen Stimme, streng.
Die Frage verletzt Thomas. Und zugleich verwundert sie ihn. Er versteht die Frage nicht so recht. Ob WICKED sie ihn wieder vergessen lassen hatte? Sie haben so vieles zusammen durchgestanden, sowohl vor, als auch nach dem Labyrinth—auch wenn Thomas sich nur an kleine Ausschnitte von der Zeit, mit seiner Arbeit bei WICKED erinnern kann.
Allein dafür hätte sie doch kämpfen sollen, sich zu erinnern, richtig? Aber es ist schwer gegen den Verlust anzukommen.
Thomas kann es sich nicht anders erklären, als dass WICKED schuld ist. Und dennoch schmerzt es ihn—dieses Mal nicht nur in seinem Kopf wegen des Aufpralls. Wenn sie ihn wirklich nicht mehr kennen sollte, wird Thomas damit nicht leben können. So würden sie nicht mehr auf der selben Seite stehen und dürften mit allem bei Null beginnen.
“Du weißt, wer ich bin”, entgegnet er dann schwer, stark hoffend, dass er damit richtig liegt und es nur eine aufgezwungene Frage war.
Da er nicht so geantwortet hat, wie sie es voraussah, holt Teresa mit ihrem Speer in der Hand aus, die Absicht ihm wehzutun. Sofort hebt Thomas seine Arme abwehrend in die Luft und gibt sich geschlagen—ruft aus, dass sie stoppen soll, bevor sie ihn überhaupt auch nur erwischen kann. “Ja, ich bin Thomas!”, zittert seine Stimme. Geschwächt sieht er weiter zu ihr auf. Die Helligkeit blendet ihn noch immer und sein Kopf dröhnt.
Weiter hält er an dem Gedanken und der Hoffnung fest, dass die Worte aus Teresas Mund nur einstudiert waren und dem Zweck galten—und sie nicht etwa wirklich seinen Namen vergessen hatte; somit auch womöglich ihre Ziele und Absichten eine neue Richtung eingeschlagen haben. Doch scheint jeglicher Optimismus zerstört, als die Lippen seiner einst so guten Freundin ein Lächeln ziert, welches von Schadenfreude und Hohn zeugt. So, wie er es nicht von ihr kennt.
“Wir haben ihn”, kommt es dann aus ihr, laut genug, damit die andere Gruppe davon hören kann. Ihr Grinsen nimmt kein bisschen ab. Als hätte sie Freude an den nächsten Worten und daran, was sie alle noch erwarten würde. “Nehmt ihn mit.”
Teresa legt ihren Kopf ein wenig schief, nachdenklich und lässt ihren Blick an Thomas verharren, dessen Herzschlag und Atem sich einfach nicht beruhigen wollen. Schlussendlich gibt sie leise die Worte aus sich, die Thomas' Nacken schmücken. “Muss von Gruppe B getötet werden.”
“Tom! Nein!” Sein Blick verläuft zur Seite zu Brenda, die sich offensichtlich daran versucht, ihm zu helfen—jedoch Schwierigkeiten hat, sich ihm zu nähern. Die unbekannten Mädchen halten sie fest davon ab.
Alles geht so schnell, der Junge blickt gar nicht durch, was vor sich geht. Als er nur wieder zu Teresa sieht, erkennt er in ihren Augen etwas dunkles aufleuchten. Spaß an dem, was nun kommt.
Die lauten Rufe seiner besorgten Freunde im Hintergrund, hört er fast gar nicht—und wie angewurzelt, liegt er auf dem Boden.
Dann holt sie plötzlich aus und alles vor seinen Augen wird schwarz.

"Oneshots" - Dylan O'BrienWhere stories live. Discover now